Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
Vom Netzwerk:
Woikowskaja niedergelassen, weil sie die Ideen von Gleichheit und Brüderlichkeit faszinierend fanden . A ndere waren erst vor relativ kurzer Zeit dazugestoßen, nachdem sie gehört hatten, wie locker es bei den Anarchisten zuging. Die meisten waren etwa in Toliks Alter – alles kräftig gebaute Kerle, die für eine Rauferei stets zu haben waren.
    Tolik setzte sich zwischen seinen Freund Sergej und den stupsnasigen Kolja, das jüngste Mitglied des Trupps.
    Kolja war ein fanatischer Anhänger fernöstlicher Kampfkunst. Den Bibliothekaren am Wodny stadion ging er allmählich schon auf die Nerven, weil er sich stapelweise Bücher über Kung-Fu und Aikido auslieh. Um sich zu stählen, schlug er manisch mit der Handkante auf harte Oberflächen . A uch jetzt trommelte er gegen den hölzernen Tisch, um – selbst beim Essen – keine Sekunde ungenutzt verstreichen zu lassen.
    »Dieses eierköpfige Frankensteinpack erledigen wir mit links«, verkündete er großspurig.
    »Ach, halt die Klappe, Kolja«, versetzte Sergej und rührte missmutig in seiner Suppe. »So was haben wir noch nie gemacht. Wir wagen uns mitten in die Höhle des Löwen. Die werden uns den Kragen umdrehen wie jungen Kätzchen. Und dir als Erstem …«
    Tolik wollte schon intervenieren und Sergej für seine Schwarzseherei rüffeln, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken. Der Kommandeur bemerkte die konzentrierten Gesichter seiner Leute, und plötzlich sprang ihre angespannte Stimmung auf ihn über . A uf einmal hatte er eine Szene vor Augen, die bereits drei Jahre zurücklag …
    Sandsäcke, rissige Betonwände, ein Kabel, das von der Decke hing wie ein Galgen, von dem man gerade einen Erhängten abgeschnitten hatte, und der kleine Lichtfleck des Lagerfeuers bei Meter 100. Zu jener Zeit hatte Tolik bereits gefühlte hundertmal Wache geschoben. Die Wachdienste waren für ihn eine langweilige und im Grunde harmlose Routineangelegenheit.
    Damals bewachte seine Mannschaft den Tunnel, der zu den befreundeten Stationen Wodny stadion und Retschnoi woksal führte. Es schien keinerlei Grund zur Besorgnis zu geben . A us der finsteren Röhre hätten höchstens Arbeiter kommen können, die von ihrer Schicht auf den Schweinefarmen zurückkehrten, oder ein mit Proviant beladener Draisinentross.
    Tolik und seine drei Kollegen warteten auf die Ablösung und vertrieben sich die Zeit mit einem lockeren Plausch über Belanglosigkeiten. In dieser ruhigen, etwas dösigen Atmosphäre stieg Tolik unvermittelt der Geruch des Todes in die Nase.
    Jemand sagte etwas, jemand lachte, doch Tolik fiel plötzlich aus allen Wolken. Er blickte sich nach allen Seiten um, als hoffte er, irgendwelche Geister zu erspähen, die durch Risse in der Wand in den Tunnel eindrangen und in seiner Seele eine Mischung aus nebulösem Entsetzen und galop pierender Panik auslösten. Wer oder was war das, und woher kam es?
    In diesem Zustand verharrte Tolik etwa eine Minute, die sich anfühlte wie eine Ewigkeit. Dann ertönte ein Geräusch, das auch die anderen aufschreckte. Woher es kam, war nicht schwer festzustellen.
    Zwanzig Meter vom Kontrollposten entfernt hoben sich zwei schwarze Rechtecke vom Grau der Tunnelwand ab – Türnischen, die in zwei separate Betriebsräume führten. Das trockene Rascheln, das in ein leises Knistern überging, kam aus einem dieser Räume.
    Als Erster sprang der rothaarige Mitjai auf die Beine und schwenkte das Gewehr. Die am Lauf befestigte Lampe leuchtete über die grauen Wände, die mit Wasserflecken übersäte Decke und das verrostete Gleis.
    »Was ist denn dort?«
    Das Rascheln und Knistern hörte auf, doch Mitjai ließ die Sache keine Ruhe.
    »Bleibt ihr mal hier, Jungs, ich gehe nachsehen. Mann, da scheißt man sich fast in die Hose … Dabei kann dort eigentlich nichts sein, wir waren doch schon oft drin …«
    Er steuerte auf die Tür des Betriebsraums zu. Tolik wollte ihn aufhalten, doch er war wie hypnotisiert und starrte nur dem Lichtkegel der Lampe hinterher. Mitjai erreichte den Raum, leuchtete hinein und drehte sich zu seinen Kameraden um.
    »Hier ist nichts! Alles leer!«
    Er ließ die Waffe sinken, ging hinein und … Das Echo seines Schreis hallte durch den gesamten Tunnel. Kurz darauf hämmerte eine Gewehrsalve gegen das Trommelfell.
    Die Wachposten reagierten sofort und rannten ihrem Freund zu Hilfe. Doch als die drei durch die Tür stürmten, bereit, alles niederzumähen, was sich bewegte, war der Raum zu ihrer Verblüffung leer. Nur Mitjais

Weitere Kostenlose Bücher