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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Prinzessin, so haben wir nicht gewettet. Dieses Paar bleibt ohne eingebaute Ventilation.« Er hob das Tier hoch. Die Katze fauchte, landete wieder auf dem Boden und schoss aus dem Zimmer. »Ach, verflixt! Es tut mir leid. Hörst du? Mensch!«
    Das Telefon läutete. Einmal, zweimal …
    Geh! Geh schon! Um alles in der Welt, nimm ab!
    Er seufzte. Endlich drehte er sich um und verschwand im Wohnzimmer. Das Läuten brach mit seinem » Ja? « ab. Eine Weile hörte Leah nichts bis auf einige » Hm, hm « . Sie drückte eine Wange gegen den Boden und rieb sich die Nase. Nicht so sehr wegen des Himmelhauchs Nr. 5, sondern weil ihr die Luft um sie herum immer haariger erschien, obwohl die Katze das meiste von ihrem Fell mitgenommen haben müsste.
    »Ja, verstehe.« Vier harsche Silben. »Ich werde mich darum kümmern. Du weißt doch, dass du auf mich zählen kannst. Nein, nein. Ohne Risiken und Nebenwirkungen, verlass dich drauf. Ja, okay.«
    Sie schnaufte in ihre Handfläche, hörte, wie er das Telefon in die Basisstation steckte und es leise piepte. Zu leise, als dass sie sich ein Niesen hätte erlauben können. Wie sollte sie hier je herauskommen? Irgendwann würde er sie entdecken.
    Eine Weile hantierte er im Wohnzimmer. Es raschelte, eine Schublade wurde geöffnet und wieder geschlossen. Hatte er die laienhafte Durchsuchung bemerkt? Ein Murmeln, Schritte, die Eingangstür fiel ins Schloss. Einige Minuten lang wartete sie in ihrem Versteck, dann robbte sie unter dem Bett hervor, zerrte die Stiefeletten und ihre Handtasche hinter sich her. Sie erwartete nicht wirklich, dass die Eingangstür aufgehen würde, als sie auf die Klinke drückte, und sprach sich bereits Mut für ein waghalsiges Abseilen aus dem Fenster zu. Umso überraschter registrierte sie, dass nicht abgeschlossen war. Sie trat ins Treppenhaus. Erst als sie die Straße erreichte, merkte sie, wie sehr sie zitterte. Und blöderweise nicht niesen konnte. Sie rieb sich die Nase, drückte Nathalies Schuhe fester an sich und eilte davon.
    Niemand verfolgte sie. Keine männliche Gestalt irgendwo in einem der Hauseingänge oder einer der Gassen, nur ein paar ferne Passanten. Trotzdem konnte sie nicht aufhören zu laufen, bis sie an einer Bushaltestelle ankam. Niemand hier. Niemand, der ihr helfen würde. Sie ließ die Schuhe auf die Bank gleiten und studierte den Fahrplan. Der nächste Bus sollte erst in fünfzehn Minuten kommen. Einer Viertelstunde! Sie musste weiterlaufen. Nur fort von Nick Millas Haus. Mit einer Hand angelte sie nach den Schuhen und griff ins Leere.
    Im nächsten Moment durchfuhr sie ein Stromschlag. Ihre Muskeln zogen sich zusammen. Sie fiel, ihr Kopf schlug gegen die Glaswand der Bushaltestelle, die ganze Welt schien in Konvulsionen zu zucken und den Schmerz durch ihre Glieder zu jagen. Ein weiterer Stromschlag folgte. Sie landete auf dem Rücken, sah das Licht der Bushaltestelle, das in ihren Augen brannte, bis ein feuchtes Tuch sich auf ihr Gesicht legte.
    Ein kurzer, schneidender Gedanke: Sie hatte Nathalies Tasche auf der Fensterbank vergessen. Alles versank in einem schweren, süßlichen Geruch.
    Nacht.
    Die Nacht aus Rausch und Wiegen, ihr Körper, verloren im stetigen Fließen. Dahin. Irgendwohin. Ohne Grenzen und Klarheit.
    Schlaf, schlaf ruhig und tief, denn müde bist du schon lange; was bringt es, sich der einzigen Güte zu erwehren, die dich erretten soll? Erwachen wirst du mit neuem Willen, zum Frieden zu kehren. Ein neues Leben wird dir geschenkt, eins, das du bereits hattest. Würdige es, und es wird dir verziehen.
    Das Brummen eines Motors. Ein Rauschen von Reifen auf dem Asphalt. Ein Geruch, der an ihre Erinnerungen rührte. Ein so vertrauter Geruch, dass er beinahe Geborgenheit schenkte.
    Sie stöhnte, wollte sich auf den Rücken drehen, doch es ging nicht. Ihr Mund fühlte sich staubig an, auf der Zunge schmeckte sie einen süßlichen, pelzigen Belag. Jede Kopfbewegung verursachte ihr Übelkeit. Sie hielt die Augen geschlossen, bemühte sich, die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen, vermochte jedoch weder Arme noch Beine zu bewegen. Seltsam verrenkt lag sie da – während Seile in ihre Haut schnitten. Seile. Sie war gefesselt. Panik durchflutete ihren Verstand. Mit tauben Fingern ertastete sie ihre Fersen, die mit den Stricken an ihre Hände herangezurrt waren. Sie konnte nichts sehen. Ein rauer Stoff kratzte über ihr Gesicht. Sie fühlte die Wärme ihres eigenen Atems auf ihrer Haut, der durch das Material nicht

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