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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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sich fahrig über den weiten Umhang, als wolle sie eine ansteckende Krankheit wegwischen, die Ned eingeschleppt haben könnte.
    „Lord und Lady Blakely“, erklärte sie spitz, „sind mir jederzeit willkommen.“ Sie richtete den Blick in die Ferne und stieß den Atem hörbar aus.
    Louisa und ihren Gemahl erwähnte sie mit keinem Wort. Vor Neds Abreise schienen die beiden Frauen sich angefreundet zu haben. Anscheinend war es in seiner Abwesenheit zu einem Zerwürfnis gekommen.
    Wieder holte Kate tief Atem und straffte die Schultern. Es war, als habe sie ihre Lunge mit Sonnenschein gefüllt. Ihre Miene hellte sich auf, ihre Augen strahlten, die Haltung entspannte sich. Hätte er ihren Unmut, ihr Missbehagen nicht vor ein paar Sekunden von ihrem Gesicht abgelesen, hätte erihr den plötzlichen Stimmungswechsel geglaubt. „Wie schön“, erklärte sie munter. „Unerwartete Hausgäste. Was für ein Vergnügen.“
    Im Gehen übergab sie die Zügel der Stute einem Stallburschen, der herbeigeeilt war, und strebte dem Haus zu.

3. KAPITEL
    K ate war zum Kampf gerüstet. Sie hatte ihr schönstes roséfarbenes Vormittagskleid mit zartem Spitzenbesatz an Ärmeln und Ausschnitt gewählt und war bereit, sich jeder Herausforderung zu stellen.
    Auf der Treppe zur Halle war die Unterhaltung der Gäste aus dem Salon als undeutliches Murmeln zu hören, das sie an entferntes Donnergrollen erinnerte.
    Nervös tastete sie nach dem Perlencollier ihrer Mutter, das ihren Hals wohltuend kühl umspannte, schöpfte Kraft daraus und fühlte sich siegesgewiss. Harcroft würde sie verspotten, könnte er ihre Gedanken lesen. Er würde ihre elegante Erscheinung als Putzsucht und weibliche Eitelkeit abtun – die einzigen Interessen einer Frau. Dieser ausgemachte Trottel.
    Zugegeben, der Besuch eines Modesalons trug dazu bei, eine Frau für allerlei Enttäuschungen zu entschädigen. Modetorheiten hin oder her, diese Begegnung kündigte einen erbitterten Kampf an, mochte er auch mit den fein geschliffenen Waffen höflicher Konversation ausgefochten werden.
    Vor der Tür zum Salon verharrte sie, um sich zu sammeln.
    „Kate.“
    Die Stimme hinter ihr – diese tiefe, nunmehr vertraute Stimme – drang störend in ihre innere Sammlung. Sie fuhr herum. Dabei löste sich eine Locke aus ihrer kunstvoll hochgesteckten Frisur und wippte an ihrer Wange.
    „Ned.“ Die Kurzform, die Familie und Freundeskreis benutzte, entschlüpfte ihr. Dabei hatte sie sich vorgenommen, ihn distanziert bei seinem formellen Vornamen Edward anzusprechen. Kate tadelte sich im Stillen wegen ihres unbedachten Verhaltens. Fehlte nur noch, dass er ihren jagenden Herzschlag hörte, der gegen ihre Rippen trommelte und ihren Gemütsaufruhr verriet. Oder dass er ihre bleichen Wangen und blutleeren Lippen wahrnahm.
    „Ich dachte, du wärest mir zuvorgekommen.“ Sie hatte beabsichtigt,einen vorwurfsvollen Ton anzuschlagen, stattdessen klangen ihr die eigenen Worte ein wenig atemlos in den Ohren. „Ich war mir sicher, du hättest es eilig, den Marquess und die Marchioness of Blakely zu begrüßen, natürlich auch Harcroft.“
    „Ich habe mich beeilt, so gut ich konnte.“ Sollte das stimmen, so war ihm nichts davon anzumerken, während Kate sichtlich Mühe hatte, ruhig zu atmen.
    Er schien keineswegs verwundert, sie vor der Tür zum Salon vorzufinden. Vielmehr schmunzelte er, als habe er einen Scherz gemacht, den sie nicht nachvollziehen konnte. „Aber ich musste mich rasieren.“
    „Das sehe ich.“
    Ein weiterer Grund, warum ihr närrisches Herz bis zum Hals klopfte. Nun konnte sie sein unbefangenes Lächeln und seine glatt rasierten Gesichtszüge genau sehen, die nur eine entfernte Ähnlichkeit mit denen des Mannes vor drei Jahren aufwiesen. Der Mann, den Kate geheiratet hatte, war ein schlaksiger, hoch aufgeschossener, kaum erwachsener Jüngling gewesen. Und diese Jungenhaftigkeit hatte einen Teil seines Charmes ausgemacht.
    Die Jahre hatten seine kindlichen Gesichtszüge modelliert und gefestigt. Er trug das Kinn nicht mehr in steter Rechtfertigung gereckt. Seine Wangen hatten die jugendliche Weichheit verloren, die Kinnpartie war markant ausgeprägt. Sein Blick flog nicht mehr unstet hin und her, sondern war in unverwandtem Selbstvertrauen auf sie gerichtet. Die einst auffallend ausgeprägte Nase passte nun zu den kantig männlichen Gesichtszügen, die eine zielstrebige Wachsamkeit ausstrahlten.
    Früher hatte er linkisch gewirkt, schien ständig über seine großen Füße

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