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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Verlangen und Schmerz. Er durfte ihrem Sirenenzauber nicht erliegen, um nicht von der Brandung am nächsten Felsen zerschmettert zu werden.
    Er nahm den Finger von ihrem Kinn. „Du sagtest mir vor einer Weile, unsere Ehe würde einem vertrockneten welkenBlatt gleichen, das vom nächsten Windstoß fortgeweht werden könnte. Wenn schon ein Windstoß das zuwege bringt, was würde erst passieren, wenn ich mich an dir verginge?“
    Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. „Lass es doch auf einen Versuch ankommen.“ Ihre Stimme klang dunkel und rauchig.
    Er könnte sie aufs Bett werfen, und sie würde ihre gespreizten Beine um seine Hüften legen. All die strikten Verbote, die er sich auferlegt hatte, könnte er über Bord werfen und sich in ihr ergießen. Das Blut rauschte ihm in den Ohren wie Brandungswellen gegen das Meeresufer, unaufhaltsam und beständig.
    Ned aber hatte gelernt, die Ohren gegen betörende Sirenengesänge und Brandungswellen zu verschließen. „Nein, das tue ich nicht.“
    Ihre Augen glänzten feucht, und er erlag der Versuchung, seine Hand an ihre Wange zu legen. Unter seiner Berührung senkte sie die Lider. Er lechzte danach, sie zu nehmen, sich wild und verzweifelt in ihrem Schoß zu verlieren. Aber er streichelte nur sanft ihr Gesicht, ließ den Daumen wie einen zarten Kuss über ihren weichen rosigen Mund gleiten.
    Sie öffnete die Lippen nicht, nur ihr Duft wehte ihn an – Lavendelwasser und ein Hauch Rosenseife.
    Bevor er sich Einhalt gebieten konnte, neigte er sich über sie und legte seine Lippen auf die ihren in einem unschuldigen Kuss. Sie schmeckte nach Sonnenschein und lauer Brise. Ehe sein Verlangen ihn übermannte, zog er sich zurück nach dieser flüchtigen Zärtlichkeit, eher das Versprechen eines Kusses, kein echter Kuss. Er richtete sich auf, noch bevor sie sich auf die Zehenspitzen stellte.
    Es dürstete ihn danach, seinen niederen Instinkte nachzugeben, seine Hände an ihre Taille zu legen und sie aufs Bett zu werfen. Stattdessen wandte er sich ab und ging.

7. KAPITEL
    E in kalter Luftzug fächelte ihr das Nachthemd um die Beine. Kate schlug die Augen auf nach diesem verträumten Hauch eines Kusses und blickte auf den Rücken ihres Ehemanns, der das Zimmer verließ.
    Dass er sie jetzt verließ, war schlimmer als damals. Er hatte sie berührt, und ihr war das Herz weit geworden. Ihre Lippen prickelten heiß nach seinem zarten Kuss.
    Sie war dazu erzogen worden, nüchtern über die Ehe zu denken. Heirat war ein Zweckbündnis und Ned eine passable Partie – der Erbe eines Marquess, wohlhabend, gut aussehend und ohne gravierende Charakterfehler.
    Dieser Kuss hing zwischen ihnen wie der Ansatz eines Gedankens. Ihre ganze Ehe erschien ihr wie ein unvollendeter Satz, der darauf wartete, zu Ende gesprochen zu werden.
    Ned hatte sie stets höflich und zuvorkommend behandelt. Sie war es, die in Flammen stand, die vor Verlangen glühte. Sie war es, die sich zur Närrin gemacht hatte – und offenbar nicht aufhörte, sich auch weiterhin zur Närrin zu machen. Diesmal hatte es nur eines billigen Vorwandes bedurft, um mit ihm das Bett zu teilen – und er hatte diesen Vorwand, fadenscheinig, wie er war, abgetan und sie mit einem Tätscheln auf die Wange abgefertigt. Er hatte sie geküsst, als wäre sie ein Kind.
    Es war, als habe sich nichts geändert.
    Aber es hatte sich sehr viel geändert.
    Damals – sie war eine naive, frisch vermählte junge Braut – hatte er ihre sinnlichen Bedürfnisse geweckt, ihr brennendes Verlangen, ihre glühende Leidenschaft. Nun aber wollte er mehr als ihre körperliche Hingabe. Wie hatte er sich ausgedrückt? Er wünschte sich die Hingabe einer Liebenden. Er forderte nicht nur ihre Hingabe, er forderte ihr absolutes Vertrauen. Damit würde er ihr die Selbstständigkeit und Stärke nehmen, um die sie in seiner langen Abwesenheit gekämpft hatte. Er wollte sie nicht nur nackt, er wollte sie schwach undschutzlos. Verletzbar. Ned wollte sie ganz und gar für sich, aber sie hatte zu hart an sich gearbeitet, um sich ihm auf Gedeih und Verderb auszuliefern.
    Nein. Auch wenn er sich bei all seiner sorgsam kontrollierten Disziplin ihre Willfährigkeit wünschte, er würde sie nicht bekommen. Ganz im Gegenteil.
    Das Funkeln in seinen Augen war ihr nicht entgangen, ein Beweis, dass ihre vergebliche Verführung mehr in ihm ausgelöst hatte als nur Abwehr. Er hatte sich ihr zugeneigt. Er hatte sie geküsst. Und als sie die Hand nach ihm ausstreckte,

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