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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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deinem Glück brauche ich keine geheuchelten Liebesschwüre, um mich dir hinzugeben.“
    „Kate, ich weiß, dass ich in den letzten Jahren Fehler gemacht habe. Verdammt! Wir haben doch nur geheiratet, weil ich einen Fehler begangen habe.“
    Kämpferisch hob sie das Kinn. „Du arroganter … anmaßender …“ Sie klappte den Mund auf und zu.
    Zweifellos ist das Wort, das sie sucht, Hurensohn , dachte Ned. Er wollte dieses vulgäre Schimpfwort gerne hören aus dem Mund der vornehmen Tochter eines Herzogs. Aber leider ließ das ihre feine Erziehung nicht zu.
    „Du arroganter Schuft“, stieß sie endlich wütend hervor. „Wir haben geheiratet, weil ich Ja sagte.“
    „Ich habe dich zu einem Tête-à-Tête überredet. Wir wurden ertappt, weil ich …“
    „Ich habe zugestimmt, Ned. Warum habe ich das wohl getan?“
    Unbehagen stieg in ihm auf. Er schüttelte den Kopf und versuchte es noch einmal. „Es war eine Vernunftheirat und …“
    „Ach, hör auf“, unterbrach sie ihn erneut. „Ich bin dazu erzogen worden, praktisch über die Ehe zu denken, Ned. Ichbrauche keine Liebeserklärung. Ich will keine Schwüre ewiger Treue hören, und falls du dich dazu verstiegen hättest, hätte ich dir ohnehin nicht geglaubt. Ich will lediglich …“ Sie stockte mitten im Satz und wandte sich brüsk ab. Ihr offenes Haar wirbelte mit ihr herum, ein goldener Schleier, der ihr über die Schultern wallte.
    „Was willst du?“
    Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. In diesem Moment ahnte er die Wahrheit, obgleich das Zwielicht den Ausdruck ihrer Augen verbarg. Doch er wollte ihre Antwort nicht hören. Er wollte nicht hören, was sie im Begriff war, zu gestehen.
    „Dich“, sagte sie leise. „Ich will nur dich.“
    Er hörte das Echo ihrer drei Jahre erlittenen Kränkung und trat von einem Fuß auf den anderen.
    „Es waren nicht nur Vernunftgründe“, fuhr sie ebenso leise fort. „Ich habe dich geheiratet …“
    „Du hast ein schlaksiges, unreifes Bürschchen geheiratet“, fiel Ned ihr ins Wort. „Einen arroganten Schnösel.“ Und offenbar einen Hurensohn, niederträchtiger als er selbst damals geglaubt hatte.
    Kate lächelte dünn. „Zugegeben.“
    „Du hast nie viel von mir verlangt.“ Sie hatte ein einziges Mal etwas von ihm verlangt, als sie ihn bat, nicht fortzugehen. Und diese Bitte hatte er ihr verweigert.
    Etwas in ihr hatte sich nachteilig verändert. Sie hatte Harcrofts Sticheleien ohne Widerspruch hingenommen. Sie war bereit, sich Ned hinzugeben, obgleich er sie tief verletzt hatte. Und sie erklärte sich bereit, eine Ehe mit ihm zu führen, in der sie nichts zu erwarten hatte.
    War es seine Schuld, dass es so weit gekommen war? Ned fürchtete, die Antwort lautete Ja.
    „Komm einfach zu mir ins Bett“, hauchte sie.
    Kein anderer Mann hätte sich zweimal bitten lassen. Und die Versuchung war ungeheuer groß. Sie hatte ihn nur einmalum einen Gefallen gebeten, doch nun hörte er das Flehen in ihrer Stimme. Und was sie auch sagen mochte, sie verdiente keine gefühlskalte Paarung im Dunkeln.
    Andere Männer mochten ihre Skrupel bei Einbruch der Nacht ablegen, um sich ihrer bei Tageslicht wieder zu entsinnen. Aber Ned schleppte noch eine andere Last auf seinen Schultern. Wenn ihm die Beherrschung entglitt, würde er von der Dunkelheit aufgesogen.
    Nein. Er durfte nicht sein wie andere Männer. Er musste besser sein, stärker und beherrschter. Nachdem er sie verletzt hatte, schuldete er ihr mehr als einen Paarungsakt von wenigen Minuten mit heruntergelassenen Hosen.
    „Wenn ich dich wieder nehme, Kate, wirst du mir deine Einwilligung nicht aus einem Gefühl der Pflichterfüllung oder einem anderen Beweggrund geben, der dich jetzt dazu treibt.“ Er strich mit einem Finger über ihr Kinn.
    Sie erbebte unter seiner Berührung und wich einen Schritt zurück.
    „Du wirst nicht zusammenzucken, wenn ich dich berühre. Und du wirst mir nicht sagen, es hat nichts mit Liebe zu tun. So etwas wirst du mir nie wieder sagen.“
    Wichtiger aber war, dass er sich in der Kontrolle haben musste – Kontrolle über die machtvollen Wünsche, die sie in ihm weckte. Er musste abwarten, bis sein Selbstvertrauen in ihrer Gegenwart stark genug war, um nicht wieder in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen.
    Kate blickte zu ihm hoch, ihre grauen Augen schimmerten silbern im Mondlicht, und ihre Lippen waren halb geöffnet. Sie sagte kein Wort, sah ihn nur an in einer befremdlichen Mischung aus Unschuld und Verführung,

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