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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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hatte er ihre Finger festgehalten, ehe sie ihn berühren konnte.
    Sein Panzer hatte verwundbare Stellen.
    Kate horchte auf das Knarren der Dielen unter Neds Schritten im Nebenzimmer. Was machte er nur? Entledigte er sich seiner restlichen Kleider? Sie warf einen verbitterten Blick auf die Verbindungstür.
    Er wollte sie für sich gewinnen, ohne sich selbst aufs Spiel zu setzen. Er wollte sie erobern, sich selbst aber vom Schlachtfeld zurückziehen.
    Diesmal aber nahm Kate sich vor, nicht diejenige zu sein, die mit ihrem brennenden Verlangen zurückgelassen wurde. Sie würde seinen Panzer durchbrechen. Diesmal sollte er brennen. Er sollte sich vor Verlangen nach ihr verzehren. Und erst wenn er sie verzweifelt und demütig auf Knien anflehte …
    Kate seufzte, und ihre nüchterne Seite kam wieder zum Vorschein. Sollte ihr Ehemann je auf den Knien vor ihr liegen, wäre sie vermutlich ebenso verwirrt wie in diesem Moment und wüsste nicht, wie sie sich verhalten sollte.
    Ihr Zorn war berechtigt, aber selbst damit machte sie sich angreifbar. Waren ihre wütenden Fantasien doch nichts anderes als eine andere Form der Hoffnung. Sie war im Begriff, wieder in törichte Jungmädchenträume zu verfallen, in denen sie sich nach Liebesschwüren mit einem Kniefall gesehnt hatte. Nein, ihr stand der Sinn nicht nach Vergeltung und kleinlichen Schmähungen. Sie wollte nur nicht wieder verletzt werden.
    Kate schloss die Augen und atmete tief. Keine Hoffnung. Keine Sehnsucht. Kein Verlangen. Wenn es ihr gelang, ihren Wünschen zu entsagen, könnte er ihr nie wieder Schmerzen zufügen.
    Eins nach dem anderen holte Kate die Eier aus ihrer Manteltasche und legte sie auf den wackeligen Tisch. Staubflusen tanzten in den bleichen Strahlen der Morgensonne, die durch die halb blinden Fenster der kleinen Schäferhütte fielen.
    „Ich weiß nicht, wann ich dich wieder besuchen kann“, sagte sie und holte das letzte Ei aus der Tasche. „Ich hatte vor, regelmäßig vorbeizuschauen, aber es haben sich Komplikationen ergeben.“
    Louisa saß auf dem Stuhl, mit ihrem in eine Decke gehüllten Säugling im Arm. Auch im schlichten grünen Wollkleid, das sie gegen die eleganten Seidenkleider ihrer Londoner Garderobe getauscht hatte, wirkte sie damenhaft. Auf ihrer Stirn bildete sich eine steile Sorgenfalte; sie zog ihr Kleines enger an die Brust.
    „Komplikationen?“, sagte sie leise. „Ich verabscheue Komplikationen.“
    Kate machte sich daran, den Korb mit den Vorräten auszupacken. Ihre Arme schmerzten nach dem langen Marsch, auf dem sie den schweren Handwagen hinter sich hergezogen hatte. „Ich habe dir geräucherten Schinken, Karotten und Küchenkräuter gebracht. Einen Sack Kartoffeln, Zwiebeln und Rüben habe ich bereits in den Schuppen gestellt. Möglicherweise kann ich erst nächste Woche wieder kommen. Eure Mahlzeiten werden leider etwas eintönig ausfallen.“
    Louisa schüttelte den Kopf.
    „Welche Komplikationen hindern dich denn, mich zu besuchen?“
    Kate kramte wieder im Korb und holte eine Leinenserviette hervor.
    Die Hütte, in der Louisa sich versteckte, lag fünf Meilenwestlich von Berkswift. Einst nur als Notunterkunft für Schafhirten gedacht, war sie im Lauf der Jahre zu einer Behausung mit drei winzigen Kammern ausgebaut worden. Eine Wohnstube mit Herd zum Kochen, einem grob gezimmerten Tisch und zwei Stühlen, daneben eine Schlafstube und dahinter der Vorratsschuppen.
    Louisa und ihr Kind sowie die Amme aus Yorkshire, die Kate ausfindig gemacht hatte, fanden notdürftig darin Platz, waren allerdings wie Reisende in einer Postkutsche zusammengepfercht.
    Kate griff wieder in den Korb, und ihre Finger umfingen Metall, kalt und tödlich. „Ich bringe dir …“
    „Neuigkeiten, Kate. Ich will Neuigkeiten hören.“
    „Das da.“ Kate legte die silbrig glänzende Pistole neben den Schinken. Das dumpfe Geräusch hörte sich auf dem Holztisch irgendwie harmlos an. Sie hatte die Waffe an diesem Morgen in einer Schublade gefunden und als Fingerzeig genommen, sie Louisa zu bringen.
    „Kannst du schießen?“, fragte Kate.
    Ratlos sah Louisa sie an. „Eigentlich nicht. Man … man zielt und drückt ab, nehme ich an.“
    „Harcroft hält sich in Berkswift auf.“ Kate sprach hastig, als würden ihre Worte dadurch weniger unheilvoll klingen. „Ihm kam offenbar das Gerücht zu Ohren, dass eine Frau, die dir ähnlich sieht, hier in der Nähe aus einer Kutsche stieg. Daraufhin reiste er in aller Eile nach Berkswift.“
    „Er weiß

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