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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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schlechtem Licht erscheinen zu lassen.“ Er spuckte die Worte weiblich und für Frauen typische Art hasserfüllt aus, als handle es sich um Schimpfworte der übelsten Sorte.
    Wenn er glaubte, sie habe sich damit begnügt, über ihn zu reden, hatte er tatsächlich keine Ahnung.
    Schamhaft errötend senkte Kate den Blick. „Du liebe Güte. Sie meinen … das ist Ihnen also zu Ohren gekommen? Wie peinlich. Kein Wunder, dass Sie unhöflich sind. Nun ja, verheiratete Damen reden nun mal über das eheliche Schlafzimmer, da wir keine anderen Vergleichsmöglichkeiten haben. Und Seitensprünge wären ja auch geschmacklos. Also müssen wir uns mit Klatsch begnügen.“
    „Klatsch über das eheliche Schlafzimmer? Aber ich rede von …“
    „Ich kann Sie beruhigen“, fuhr Kate unbeirrt fort, „das liegt Jahre zurück. Louisa war neugierig, und auch ich hatte Fragen. Es war ein harmloser Erfahrungsaustausch, nichts weiter. Als Louisa an die Reihe kam, war es Lady Moncrieff, die den etwas taktlosen Vergleich mit einer verschrumpelten Karotte anführte. Ich habe diese Sache niemals mit einem Wort erwähnt, das kann ich beschwören.“
    Harcroft erstarrte, fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen und warf unstete Blicke durch den Raum, als wolle er sich vergewissern, dass niemand lauschte. „Eine … eine verschrumpelte Karotte?“
    „Glauben Sie mir, es wäre mir zu peinlich gewesen, mich an einem derart indiskreten Gespräch zu beteiligen. Eine Dame sollte nicht über welkes Wurzelzeug im Zusammenhang mit einem Gentleman sprechen. Aber ich verstehe Ihren Tadel nur zu gut und entschuldige mich tausendmal. Wenn Damen sich gelegentlich zum Kaffeekränzchen treffen, geht schon mal die weibliche Natur mit uns durch, und wir lassen uns zu Indiskretionen hinreißen.“
    „Damen treffen sich zum Kaffeekränzchen und diskutieren über … über …“
    Sein herrisch herausforderndes Gehabe schrumpfte in sich zusammen – wie eine verschrumpelte Karotte, stellte Kate mit einiger Genugtuung fest. Er warf wilde Blicke durch die Halle, als befürchte er, aus jedem Winkel falle eine Schar kreischender Damen über ihn her.
    „Deshalb sollten Sie nicht gleich die Fassung verlieren. Wir sprachen nur ein paar Minuten über Gemüse. Und ich bin mir sicher, keine der Damen entsinnt sich noch dieses Gesprächs.“
    Er wirkte etwas besänftigt.
    „Im Übrigen“, plapperte Kate munter weiter, „verblasste dieser Vergleich durch Lady Lannisters Bemerkung über eine Magd …“
    „Eine Magd !“
    „… die Schmutzwäsche gegen ein Waschbrett schlug.“
    Darauf wusste er nichts zu sagen. Der Unterkiefer klappte ihm herunter. Er trat einen Schritt zurück. „Das ist doch nicht … nein … Haben alle an so etwas gedacht, wenn sie mich sahen?“
    „Was gedacht? An eine verschrumpelte Karotte?“ Kate hielt Daumen und Zeigefinger in kleinem Abstand hoch.
    Harcroft erbleichte.
    „Nein“, beteuerte Kate im Brustton der Überzeugung. „Keineswegs.“
    Hörbar stieß der Earl den Atem aus.
    „Es gab noch andere Beschreibungen“, erklärte sie heiter. „Höchst anschaulicher Natur.“
    In blankem Entsetzen starrte er auf den Abstand zwischen ihren Fingern. „Sehen Sie, was Sie mit Ihren haltlosen Spekulationen angerichtet haben?“, stieß er empört hervor. „Sie haben eine gute, eine gehorsame Frau auf dumme Gedanken gebracht und ihr den Floh ins Ohr gesetzt, ihre Ehe in Zweifel zu ziehen. Und diese Zweifel, die Sie ihr eingeflüstert haben, haben ihren Geist verwirrt.“ Diese Spur lenkte seine Gedanken offenbar vom Wurzelgemüse ab. Nachdem er sich von der grauenvollen Vorstellung seiner möglichen Unzulänglichkeit erholt hatte, fand er wieder zu seiner Schimpftirade zurück. „Ihr Frauen mit euren widerwärtigen Vergleichen – ihr seid daran schuld, dass sie mich verlassen hat.“
    „Welche Vergleiche? Aber nein, Sir! Das waren doch eigentlich nur Metaphern.“
    Kate fiel ein Stein vom Herzen. Er war ahnungslos, glaubte lediglich, sie habe sich Louisas Klagen über seine mangelnde Manneskraft angehört. Wüsste er, dass Kate jeden Schritt der Flucht seiner Gattin sorgsam geplant und durchgeführt hatte, hätte er ein stärkeres Wort als widerwärtig gefunden.
    „Hören Sie auf, mich so anzusehen, um Himmels willen“, fuhr er sie schneidend an. „Das ist ja … geradezu ungebührlich.“
    Wesentlich ungebührlicher war das, was er seiner Frau angetan hatte. Kate durfte allerdings nicht riskieren, dass Harcroft sie für

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