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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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deinen Verwandten nicht übel, das wäre dumm von mir. Aber Ned, du bist mit mir verheiratet.“
    Ned hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr genügend Luft zum Atmen zu haben; er kam sich vor wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    „So habe ich das nicht gemeint.“
    „Das scheint häufig vorzukommen. Du hast gelobt, mich zu ehren und zu achten“, sagte sie ruhig. „Als ich dieses Eheversprechen gab, war es mir ernst damit. Ich hatte die feste Absicht, zu dir zu stehen bis ans Ende meiner Tage, du aber bist jahrelang verschwunden. Für dich war dieses Gelöbnis nur ein Lippenbekenntnis, nichts als leere Worte.“ Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust, um ihrem Vorwurf Nachdruck zu verleihen.
    Ned wusste keine Erwiderung.
    „Alles, was du für mich übrig hattest, waren nur leere Worte.“
    „Nein. Du kannst mir vertrauen.“
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihm indie Augen. „Für wen hältst du mich eigentlich?“
    Für eine bezaubernd attraktive Frau, die er geheiratet hatte, und wenn er sich bisher nur nach ihr gesehnt hatte, so verzehrte er sich jetzt nach ihr. Aber er schwieg.
    Kämpferisch reckte sie das Kinn. „Ich war es, die zu Hause auf dich wartete, während du dich in der Weltgeschichte herumgetrieben hast. Ich musste peinliche Fragen über mich ergehen lassen, musste stillschweigend ertragen, dass Wetten über meine Tugendhaftigkeit abgeschlossen wurden, und ich habe dir all die Jahre die Treue gehalten.“
    „Ich … ich gebe zu, dass ich mich dir gegenüber nicht korrekt verhalten habe. Aber das wird sich ändern, Kate. Es hat sich bereits geändert. Hör mir zu …“
    „Wenn du wirklich den Wunsch gehabt hättest, zu bleiben … Wenn dir nur das Geringste daran gelegen wäre, bei deiner frisch angetrauten Ehefrau zu bleiben, hättest du einen zuverlässigen Mann gefunden, der diesen Auftrag für dich erledigt. Aber du wolltest fortgehen. Wie alle jungen Männer hast du das Abenteuer gesucht und wollest dir die Hörner abstoßen. Und da dir diese Chance in England durch eine Zwangsheirat verwehrt war, hast du dein Glück in der weiten Welt gesucht.“
    Sie stocherte wieder mit dem Zeigefinger gegen seine Brust, um auch dieser Anklage Nachdruck zu verleihen. Ned ergriff ihre Hand. „Nein“, verteidigte er sich und erkannte seine eigene krächzende Stimme kaum wieder. „Nein. Das war es nicht. Das war nicht der Grund.“
    „Wie viele Frauen? Du warst drei Jahre fort. Wie viele Frauen hast du in dieser Zeit geküsst?“
    „Eine Einzige“, antwortete er. „Und diese Frau warst du.“
    Sie schwieg. In der Stille waren ihre Zweifel deutlich zu spüren wie eine bleischwere Last.
    „Ich war jung, Kate. Jung und wild entschlossen, mir und der Welt zu beweisen, dass ich mehr bin als nur ein liederlicher Nichtsnutz. Ich habe Fehler gemacht. Und ich wollte allen beweisen, dass ich nicht nur aus Fehlern bestehe. Dass ichAufgaben bewältigen kann und zuverlässig bin.“
    „Und was wolltest du mir beweisen?“
    „Dir?“ Sie brachte ihn aus der Fassung. Auch jetzt, wenn er ihr in die Augen blickte, spürte er die Macht des Verlangens, die ihn zu verschlingen drohte. Er hätte ihr tausend Gründe nennen können. Der wichtigste Grund war wohl, dass seine nüchterne verlässliche Seite sich in ihrer Nähe in nichts auflöste. Und zurück blieb dieses dunkle wilde Tier. In ihrer Gegenwart hatte er nicht den Wunsch, sie in Ehren zu halten. Er hatte sich die Worte des Eheversprechens zu Herzen genommen. Nein, er verzehrte sich danach, sie zu besitzen. Er wollte sie als sein Eigentum brandmarken. Und es gelang ihm nicht, diese zerstörerische Macht zu bezwingen, so heftig er sich auch darum bemühte. Dabei hatte er gehofft, sich von dieser Begierde befreien zu können, wenn er seine Zuverlässigkeit und Beharrlichkeit mit eisernem Willen unter Beweis stellte.
    „Ich habe England verlassen, um Kontrolle über mich zu erlangen, nicht um mich davon zu entbinden. Ich bin nicht in die Welt gezogen, um mir die Hörner abzustoßen, im Gegenteil.“
    Mittlerweile gelang es ihm, seine Begierden im Zaum zu halten. Er war der Herr, nicht seine animalischen Triebe, auch nicht seine unergründlichen dunklen Ängste.
    Allerdings hatten die drei Jahre, in denen er sich selbst eiserne Disziplin auferlegt hatte, nichts an seinen Gefühlen für Kate geändert. Vielmehr war sein Verlangen nach ihr gewachsen.
    Aber das konnte sie nicht verstehen. Er hielt ihre zarten Finger immer noch in

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