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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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verbarg?
    Kate war eigenwillig. Sie war stark. Und sie war unendlich einsam. Er könnte mehr für sie tun, als nur ihre und seine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Er könnte ihr mehr bedeuten, als nur der Versorger ihres leiblichen Wohles zu sein. Er aber hatte Kate im Stich gelassen wie ein gefühlloser Bauerntölpel.
    Dennoch, eines Tages könnte er der Fels sein, auf den sie baute. Er könnte die Schulter sein, an die sie sich lehnte. Sie wollte Beweise? Er könnte damit beginnen, sie wissen zu lassen, was sie ihm bedeutete.
    Ned ballte die Hand zur Faust und starrte lange auf seine gekrümmten Finger. Er dachte an Kraft und an Macht. Ließ all seine Versagensängste aufleben, die ihn einst gelähmt hatten, sah sie wie einen schwarzen harten Ball in seiner Hand, all die furchterregenden Dämonen, die ihn quälten. Und dann hob er den Arm, holte schwungvoll aus und schleuderte seine Ängste weit von sich. Er blickte der imaginären schwarzen Kugel nach, die hoch über die Stallungen flog, weiter segelte über das Haus in der Ferne, bevor sie mit einem dumpfen Schlag zur Erde fiel und in tausend Stücke zerbarst wie ein getrockneter Lehmbrocken.
    Zugegeben, Einbildung und billige Zaubertricks. Aber er wollte nie wieder zulassen, von seinen nagenden Zweifeln zerfressen zu werden. Es blieb ihm keine Zeit, sich noch länger damit zu befassen.
    Es war höchste Zeit, der Ehemann zu werden, der er sein wollte.

10. KAPITEL
    I ch weiß, was Sie im Schilde führen.“
    Die tiefe Stimme empfing Kate, als sie die Halle betrat. Sie hatte Champion noch eine Weile in der Koppel beobachtet, bevor sie verwirrt und betrübt den Heimweg antrat. Nun blieb sie auf der Schwelle stehen, bis ihre Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten und sie Harcroft wahrnahm, der sie, gegen eine Säule gelehnt, fixierte. Erst als er aus dem Schatten trat, konnte sie seine Gesichtszüge erkennen. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    Kates Seidenstrümpfe waren nass geworden in der abendlichen Feuchtigkeit, die vom herbstlichen Gras aufstieg. Der Earl musterte sie von Kopf bis Fuß. Instinktiv zog sie das Schultertuch schützend höher, das ihr lose über die Arme hing.
    Er trug eine Hausjacke und weiche Lederpantoffeln. Aus der Pfeife in seiner Hand stiegen feine Rauchkringel; offenbar war er soeben aus dem Rauchsalon gekommen. Es wäre töricht, ängstlich die Treppe hinauf zu fliehen. Noch törichter war ihr Wunsch, Ned bei sich zu haben, um ihr Schutz zu geben.
    Ihr Ehemann hatte sie wieder einmal im Stich gelassen.
    Kate holte tief Atem. Harcroft konnte nicht ahnen, was sie getan oder was sie vorhatte. Sie durfte nicht aus der Rolle fallen.
    „Grundgütiger, Mylord“, entgegnete sie liebenswürdig. „Wie konnten Sie das nur erraten? Vielleicht wegen meiner nassen Schuhe? Oder dem schmutzigen Saum meines Kleides?“ Es fiel ihr schwer, ihr Lächeln beizubehalten, während ihr zumute war, als blicke sie in den aufgerissenen Schlund eines ägyptischen Krokodils.
    Harcroft trat einen Schritt auf sie zu.
    „Nun ja, immerhin ist es bald Zeit zum Dinner.“ Widerstrebend nahm sie das Tuch von der Schulter, faltete es sorgsam und näherte sich der Konsole, um es abzulegen. „Wie auch immer,Sie müssen mir sagen, was Sie auf die Idee brachte, dass ich im Begriff bin, mich umzukleiden. Ich denke, ich trage heute Abend das blaue Satinkleid. Meinen Sie, die Perlenkette meiner Mutter sieht gut dazu aus? Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen …“
    „Entschuldigen?“ Seine Stimme klang wie ein gefährliches Grollen. „Dafür gibt es keine Entschuldigung.“
    In gespielter Bestürzung sah sie ihn an. „Oh, wenn Sie gegen die Perlenkette sind …“
    „Sie halten sich wohl für sehr schlau, wie? All dieses Getuschel hinter vorgehaltener Hand und die kichernden Bemerkungen. Glauben Sie nur nicht, mir wäre das alles entgangen, Sie geistlose Person.“
    Kate weitete entrüstet die Augen. „Du liebe Güte! Mäßigen Sie sich, Harcroft. Ich habe zwar Verständnis für Ihr angegriffenes Nervenkostüm wegen dieser leidigen Sache. Dennoch muss ich darauf bestehen, dass Sie mir in meinem Haus den nötigen Respekt entgegenbringen.“
    Ohne auf ihre Zurechtweisung einzugehen, fuhr er schneidend fort: „Ich weiß, dass Sie mit meiner Frau über Dinge gesprochen haben, die unter Eheleuten bleiben sollten. Zweifellos hat sie Ihnen ihre Version aus weiblicher Sicht geschildert, in der für Frauen typischen Art, um mich in möglichst

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