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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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den Aussagen ihrer Freundinnen unglaubwürdig. Sollte er ihr allerdings die Wahrheit gesagt haben, so musste er darunter leiden. Möglicherweisewar das eine Erklärung für seine seltsame Scheu, mit ihr das Bett zu teilen, nachdem sie ihm ihre Bereitschaft deutlich zu verstehen gegeben hatte, ihre eheliche Pflicht zu erfüllen.
    Irrationales Verhalten als Folge erzwungener Enthaltsamkeit würde vieles über ihren Ehemann erklären – und über etliche andere Männer.
    Und wenn sie ihm Erleichterung seiner diesbezüglichen Nöte verschaffte, urteilte er vermutlich weniger hart über sie, sollte er entdecken, was sie getan hatte.
    Ehe sie sich fragen konnte, ob sie den Schritt wagen sollte, trat sie an die Wäschekommode, in der seit Jahren ein in Seidenpapier gehülltes Nachthemd lag. Jenes Negligé, das sie erstanden hatte, als ihre Ehe noch jung und unschuldig war. Ein hauchdünnes Seidengespinst, das mehr über ihre Wünsche preisgab, als Worte es vermocht hätten.
    Sie zog das züchtig hochgeschlossene Baumwollnachthemd aus und streifte sich das seidene Nichts über. Ihre Finger zitterten ein wenig, als sie die Satinschleife am Ausschnitt band. Obwohl das Kaminfeuer wohlige Wärme verbreitete, durchrieselte sie ein Frösteln.
    Bald würde die Zimmertemperatur keine Rolle mehr spielen.
    Beherzt näherte sie sich der Verbindungstür und riss sie auf. Im kalten Lufthauch, der ihr entgegenschlug, richteten sich ihre Brustspitzen auf.
    Aus einem unerfindlichen Grund brannte kein Feuer im Kamin seines Zimmers.
    Eine Petroleumlampe auf der Kommode verbreitete einen fahlen, schonungslosen Schein. Die Mahagonisäulen des Baldachinbettes warfen ihr dunkle Schatten entgegen. Kate verharrte mit vor der Brust verschränkten Armen an der Schwelle und wartete, bis ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten.
    Erst dann entdeckte sie Ned, der auf der Bettkante saß.
    Und, oh Gott, Kate stockte der Atem. Er war splitternacktin dieser Eiseskälte. Im Lampenschein wirkte sein gebräunter Körper wie eine in Bronze gegossene Götterstatue, nicht wie ein Mann aus Fleisch und Blut.
    Waren ihr seine Schultern unter dem nassen Hemd breit und kräftig erschienen, so bot sich ihr nun der Blick auf seinen mächtigen muskulösen Brustkorb. An seinen Armen traten sehnige Wölbungen hervor; eine Anspannung ging von ihm aus, beinahe als verkrampfe er sich vor Schmerz.
    Beinahe? In seinem Blick, seinen halb geöffneten, zu einem starren Lächeln gefrorenen Lippen las sie mehr als Schmerz. Es konnte nicht länger gedauert haben als ein paar Sekunden, ehe ihr Blick von seiner behaarten Brust tiefer zu seinem Nabel fiel. Es hätte aber auch eine Ewigkeit verstreichen können, da in ihrem Kopf eine vollständige Leere war.
    Ihr Gemahl war nicht nur nackt: Er war erregt. Und seine Hand hielt seine Männlichkeit umspannt.
    Zum Glück platzte sie nicht mit dem ersten Gedanken heraus, der ihr durch den Sinn schoss. Sie entschied sich für den zweiten Gedanken. „Ned. Es ist schrecklich kalt hier drin.“
    „Ach so?“ Er sprach im leichten Plauderton, völlig unpassend zu seiner angespannten Körperhaltung. „Kate. Dies ist nicht der passende Moment für eine Unterhaltung.“
    Nein? Ihr Mund war ausgetrocknet, sie war jeglicher Sprache beraubt. Er berührte sich selbst an dieser intimen Stelle, und oh Gott, sie hatten früher die Ehe vollzogen, aber das war so lange her, und stets bei Dunkelheit. Nie zuvor hatte sie ihn nackt gesehen. Alles, was ihr von der Vereinigung in Erinnerung geblieben war, beschränkte sich darauf, seinen Rücken gestreichelt, ihn in ihrem Schoß aufgenommen zu haben, und auf seine in Mondlicht getauchten Schultern. Und einer nie eingestandenen, geschweige denn erfüllten Sehnsucht, verborgen hinter der Pflicht des Paarungsaktes.
    In jenen längst verflossenen Momenten hatte er nicht einmal eine Kerze angezündet.
    Welch schreiende Ungerechtigkeit. Sie trat ins Zimmer undzog die Tür hinter sich zu. Die Kälte drang ihr bis ins Mark. Tapfer schluckte sie gegen die Trockenheit in ihrem Mund an. „Im Gegenteil.“ Sie vermochte den Blick nicht von ihm zu wenden. „Eine ausgesprochen passende Gelegenheit. Und ich komme nicht, um mich mit dir zu unterhalten.“
    Hörbar stieß er Luft aus. Vor seinem Mund bildeten sich weiße Wölkchen. Sein Blick wanderte über ihre Gestalt. „Aha? Ich … ich denke, das kann ich sehen.“
    So wie sein Blick auf ihr verweilte, sah er wesentlich mehr. In einer Ehe ging es nicht um

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