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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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innewohnte? Es war nicht nur jener Moment des namenlosen Grauens, als gleißendes Sonnenlicht von Metall reflektiert wurde, ein Grauen, das ihn immer noch verfolgte. Aber davon musste Kate nichts wissen.
    Torheit wäre eine mögliche Bezeichnung. Dummheit gleichfalls. Aber keiner dieser Begriffe umfing die Größe und Macht des Monsters, das Ned gezähmt hatte. Und nichts beschrieb die tiefe Dunkelheit, die in ihm lauerte.
    Es war töricht. Es war dumm. Allerdings hatte er gelernt, seine Gefühle im Zaum zu halten, sie konnten ihm nichts mehr anhaben. Es war sein eigener Wahnsinn, sein eigener verborgener Drache. Kate würde niemals Vertrauen zu ihm finden, wenn sie um das Grauen der Bestie wüsste, die er vor ihrverborgen hielt. Sie hatte keine Ahnung, wie wertlos er einst gewesen war. Aber er würde allen beweisen, dass seine Vergangenheit keine Bedeutung mehr hatte.
    Und solange er die Kontrolle bewahrte, musste kein Mensch je davon erfahren.

12. KAPITEL
    W as für ein merkwürdiger Abend, dachte Kate, nachdem sie ihre Zofe weggeschickt hatte, die ihr beim Auskleiden behilflich gewesen war.
    Nach Lord und Lady Blakelys Abreise erschien ihr Berkswift einsamer als in den Jahren, in denen sie das Herrenhaus allein bewohnt hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass Harcroft eine weitere Nacht unter ihrem Dach verbrachte, der Ned noch stundenlang nach dem Dinner mit Einzelheiten seiner sinnlosen Suche zugesetzt hatte.
    Vielleicht lag es aber auch daran, dass Kate immer noch Neds Hände und seinen Atem an ihrem Nacken zu spüren glaubte.
    Diesmal, hatte er gesagt, gebe ich dir Halt .
    Das war keine leere, leicht dahingesagte Floskel gewesen. Sie hatte die Wahrheit, die Entschlossenheit in seiner sanften Stimme gehört. Es war ihm ernst damit.
    Aber in ihr blieb ein Rest Argwohn, der ihr aufkeimendes Vertrauen erstickte.
    Kate hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde, wenn sie ihm die Wahrheit über Lady Harcroft gestand. Würde Ned sie immer noch mit diesem warmen Glanz in den Augen ansehen, wenn er wüsste, dass seine Frau die Urheberin seiner vergeblichen Suche war?
    Vielleicht würde er sogar ihre Partei ergreifen, sie unterstützen, ihr zu ihren ausgeklügelten Strategien gratulieren.
    Kate seufzte. Sei vernünftig!
    Nein. Die logische Folgerung wäre, dass er sich gegen sie stellte und Louisa ihrem Ehemann ausliefern würde. Er würde ihr Verhalten kopfschüttelnd missbilligen. Der Drachenbändiger wäre vergessen. Denn trotz der vermeintlichen Güte, die in seinen Worten anklang, sprachen seine Taten eine völlig andere Sprache.
    Es war Nacht, und Kate war allein. Wieder einmal. Nachdem bewegenden Gespräch über Vertrauen am Nachmittag vor dem Spiegel war ihre Ehe nach wie vor ein fadenscheiniges Zerrbild dessen, was sie sein könnte. Ein paar Küsse, ein paar Zärtlichkeiten – mehr nicht. In ihr war ein Gefühl der Leere, als sei sie eine ausgebrannte Hülse.
    Und sie war ein Feigling, ein Angsthase wie eh und je.
    Sie hatte seine Umarmung passiv über sich ergehen lassen, die Berührung seiner Hände genossen wie eine Blume, die ihren Blütenkelch nach dem Stand der Sonne drehte.
    Wenn sie nichts unternahm, würde auch diese Erinnerung bald – wie die Tinte auf ihrer Heiratsurkunde – verblichen sein. Er hatte ihr Rückhalt und Hilfe versprochen, und dennoch weigerte er sich, zu ihr zu kommen.
    Aber sie hatte auch seine unterschwellige Qual gespürt. Vielleicht war dies der Grund, warum er Abstand zu ihr hielt.
    Alles, was Kate über den ehelichen Akt wusste, hatte sie vor Jahren aus eigener dürftiger Erfahrung gelernt und den getuschelten Gesprächen verheirateter Damen entnommen – die sich allenfalls in Andeutungen ergingen. Dennoch reichte ihre Vorstellungskraft aus, um sich ein Bild zu machen.
    Männer, hatte man ihr erklärt, mussten sich regelmäßig Erleichterung verschaffen, die sie sich entweder bei ihren Ehefrauen oder ihren Mätressen holten. Andernfalls … nun, die Folgen waren nicht ausdrücklich zur Sprache gekommen, aber wenn dieser Punkt angeschnitten wurde, nickten die Damen einhellig. Wenn es etwas gab, worin die Damen des ton sich einig waren, dann über die Folgen jener betrüblichen Umstände, die sich bei Männern extrem unheilvoll auswirkten.
    Nervenfieber? Vielleicht. Unerträgliche Schmerzen? Vermutlich. Irrationales Verhalten? Nun ja, das würde bei manchem Herrn einiges erklären.
    Ned hatte behauptet, er habe keine andere Frau angefasst. Diese Behauptung erschien ihr nach

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