Im Visier des Verlangens
verdammten Stoß.
„Dann wirst du also nicht … über mich herfallen.“
„Nein“, antwortete er. „Nicht heute Nacht.“ Er verdrehte die Augen. „Verflucht!“
„Wirst du … damit weitermachen, wobei … ich dich gestört habe?“
Sie war zu ihm gekommen, ohne an etwas anderes zu denken als an ihre eigene Verletzlichkeit, sie hatte sich nicht einmal vorstellen können, seine Schutzlosigkeit zu entdecken. Aber sie war vorhanden, das spürte sie an der Berührung seiner Hand, am leichten Zittern seines Arms.
„Ja.“ Sein gerauntes Geständnis klang wie eine Kapitulation.
„Darf ich bleiben und zusehen?“, fragte sie nach einer Weile. Er sah sie mit großen Augen an. „Das ist nicht sehr interessant.“
„Nun ja, ich versuche, mich nicht zu langweilen.“
Ohne den Blick von ihr zu wenden, nickte er knapp, führte seine Hand langsam zwischen seine Schenkel, seine Finger umspannten seinen prallen Schaft, glitten auf und ab in einem seltsam ruckartigen Rhythmus, der ihr erregte Schauer über den Rücken jagte.
Es war sehr still im Zimmer; nur das Klatschen seiner Handfläche gegen sein Glied war zu hören. Und jedes Klatschen erhöhte ihre Erregung, als würde sie ihn berühren, als würden ihre Finger ihn umspannen, als würde ihr Schoß seine zuckende Männlichkeit aufnehmen. Ihr war kalt und heiß zugleich, sie fühlte sich mit ihm vereint und zugleich grenzenlos allein. Sie lechzte danach, seine harte Erregung in ihrem Schoß zu spüren.
Kate war unfähig, Ned aus ihrem Leben zu verbannen, konnte ihn nicht einmal links liegen lassen.
Hatte sie sich früher an diesem Abend anlehnungsbedürftig gefühlt, so fühlte sie sich nun einsam und verlassen.
Dieses Sehnen in ihr war nicht neu. Aber es war ihr stets gelungen, diese Gefühle zu ersticken, sie in die tiefsten Winkel ihrer Seele zu verbannen, als gehörten sie einem fremden Wesen. Doch nun verfolgte sie mit hungrigen Blicken Neds Hand an seinem Schaft, dieses fiebrige, sich hektisch steigernde Aufund Abgleiten.
Es war der Gipfel der Torheit, sich Neds Körper auf ihr vorzustellen, seinen Mund auf dem ihren herbeizusehnen. Undals sie sich ausmalte, wie sein Glied ihren Schoß bis zum Bersten ausfüllte, hätte sie sich entsetzt abwenden müssen.
Doch das geschah nicht. Sie fühlte sich wehrloser denn je. Und zum ersten Mal erkannte sie, während er den Blick bei seinem Tun nicht von ihr wandte, dass er sie bei all seinem scherzhaften und leichtfertigen Gerede begehrte. Er begehrte sie so verzweifelt, dass ihm sein Verlangen nach ihr Angst machte, so große Angst, dass er nach China geflohen und drei lange Jahre fortgeblieben war.
Als er seine Erlösung fand, spürte sie es bis in ihre Zehenspitzen. Er sah sie immer noch an. Sie berührten einander nicht. Irgendwann stand er auf und trat an den Waschtisch in einer Ecke. Langsam kühlte die Hitze in ihr ab, und sie war wieder der Kälte des Zimmers ausgesetzt.
Es war ein Kraftakt schier unglaublichen Ausmaßes, den Ned vollzogen hatte, im Wissen, dass Kate ihr Geheimnis vor ihm verbarg. Er wollte ihr völliges Vertrauen gewinnen; deshalb weigerte er sich, den Akt mit ihr zu vollziehen, mochte sein Körper noch so sehr danach verlangen.
Aber er hatte die Kontrolle bewahrt, die Macht nicht seinem Körper, nicht seiner Triebhaftigkeit überlassen. Er hatte den Beweis erbracht, auf den es ihm angekommen war.
Seht ihr? Ich bin kein grüner Junge mehr, der sich von seinen Begierden überwältigen lässt.
Er legte das Handtuch beiseite und drehte sich um. Bei Kates Anblick schwand sein Stolz auf seine eben erbrachte Leistung. Sie lag auf seinem Bett, das dünne Gespinst ihres Nachthemds erhöhte ihre Reize – süße verlockende Rundungen, der Inbegriff weiblicher Schönheit und Wärme.
Aus gutem Grund hatte er kein Feuer gemacht. Manche Männer legten nachts ihre Wachsamkeit ab, vergaßen ihre Kümmernisse. Ned hingegen hatte gelernt, dass überall und immer Gefahren lauerten. Er glaubte beinahe, den Sirenengesang von Geborgenheit, Frieden und häuslichem Glück zuhören. Was Kate nicht ahnte, war seine Befürchtung, auch an einem Felsen des Friedens zu zerschellen, ebenso leicht wie von dunkler See verschlungen zu werden.
Er wusste es. Er hatte es erlebt.
Sie lächelte ihm entgegen. „Ned, lässt du einen Diener kommen, um Feuer im Kamin zu machen?“
Er war sich nicht sicher, was er in den vergangenen Momenten hatte erreichen wollen, erkannte nur, was er ihr gegeben hatte.
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