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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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jetzt steht er vollkommen reglos mitten auf der Bühne und starrt das Mikrofon vor seinem Gesicht an. Hat er den Text vergessen? verdammt noch mal, er macht den Job ja schon lange genug. Lampenfieber oder so was kann es wohl kaum sein, oder? Gibt es ein technisches Problem? vielleicht ist er krank? Die Musik geht noch ein paar Takte weiter. Die anderen Bandmitglieder merken einer nach dem anderen, dass etwas nicht stimmt. Auch der Leadgitarrist hat aufgehört, sieht Swill an und versucht dahinterzukommen, was hier läuft. McGuire, der Bassist, verstummt ebenfalls, nur der Schlagzeuger klopft noch ein paar hohle, hallende Beats, dann hört auch er auf zu
spielen. Lizzie, ich, der Rest der Band und das gesamte Publikum haben nur Augen für den langsam schwankenden Swill, der ungelenk im Rampenlicht steht.
    Den Leuten gefällt das gar nicht. Ein paar Sekunden herrschte nervöse Stille, doch dann kippt die Stimmung langsam. Leute brüllen Beleidigungen, langsames Klatschen setzt ein. Ich hab keine Ahnung, was los ist. Aber es macht mich nervös. Ich wünschte, irgendwas würde passieren …
    Ich glaube, er will einfach gehen. Swill stolpert ein paar Schritte rückwärts und bleibt stehen. Er hat seine Gitarre gepackt und über den Kopf gezogen, sodass sie ihm nicht mehr um den Hals hängt. Jetzt steht er wieder reglos da, blickt sich auf der Bühne um und achtet gar nicht auf das Brüllen und Johlen Hunderter Fans, die ihn anfeuern, dass er weitermachen und endlich wieder spielen soll. Cush nähert sich ihm, und da setzt Swill sich in Bewegung. Als wäre er plötzlich zum Leben erwacht, eilt er hastig und unerwartet nach links. Er hält die Gitarre am Hals und lässt sie jetzt kreisen wie eine Waffe. Er stürzt sich auf Simmonds, den Leadgitarristen, holt mit dem Instrument aus und erwischt ihn seitlich am Kopf. Simmonds versucht noch, den Hieb mit erhobener Hand abzuwehren, doch der Angriff kommt so schnell und unerwartet, dass er sich nicht angemessen schützen kann. Durch die Wucht des Aufpralls wird er gegen das Schlagzeug geschleudert und hält sich den Kiefer. Aber damit ist es nicht vorbei. Swill steht jetzt über ihm und schlägt immer wieder mit der Gitarre zu. verdammt noch mal, er drischt so brutal auf ihn ein, dass das Holzinstrument zersplittert. Ich kapier das nicht. ob sie vielleicht Streit hatten, bevor sie auf die Bühne gekommen sind? Der Typ
hat immer so einen Wirbel darum gemacht, dass er Pazifist ist. Und jetzt seht ihn euch an! Womit zum Henker hat Simmonds das verdient? McGuire versucht gerade, die beiden zu trennen …
    Wir – das Publikum – haben fassungslos mit angesehen, was da passiert ist, doch jetzt reagieren ein paar Leute auf das, was sie sehen. viele Leute ganz vorn versuchen mit aller Gewalt, nach draußen zu gelangen, eine kleine Minderheit bejubelt den Gewaltausbruch, drängt näher heran, singt dabei »Swill, Swill …« und feuert ihn an. Die meisten von uns schauen nur fassungslos zur Bühne. Auch ich seh hin und kann es kaum glauben. Swill steht jetzt wieder mitten auf der Bühne und schwingt einen Mikrofonständer aus Metall. Simmonds liegt in den Trümmern des Schlagzeugs flach auf dem Rücken und bewegt sich nicht, McGuire kriecht auf Händen und Knien über die Bühne und versucht, zu ihm zu gelangen. Derweil haben sich die Roadies auf Swill gestürzt. Einer bekommt eine volle Breitseite mit dem Mikrofonständer an der Brust ab, der andere macht einen Hechtsprung, packt den Musiker an der Taille und versucht, ihn zu Boden zu ziehen. Das lässt der sich nicht gefallen. Er tritt nach ihm, stößt ihn weg und weicht zurück. Er stolpert über die Monitore und fällt in den dunklen Graben zwischen der Bühne und den Absperrungen. Rückkopplungen heulen auf wie ein Schrei.
    Weg ist er.
    Ich seh ihn nicht mehr.
    Plötzlich taucht er wieder auf. Er ist über die Absperrungen gesprungen und drängt sich durch die Menge. Sein MAG-T-Shirt ist zerrissen und hängt ihm wie ein Fetzen um den Hals. Das Publikum reagiert mit einer
seltsamen Mischung aus Angst und Bewunderung. Manche Leute fliehen vor ihm, andere laufen zu ihm.
    »Gehen wir«, ruft Lizzie mir zu.
    »Was?«
    »Ich will gehen. Jetzt gleich, Danny, bitte. Ich will hier raus.«
    Inzwischen strömen Leute in großer Zahl vom Bühnenbereich weg. Die Lichter gehen an, und als alle sehen können, wohin sie gehen, scheinen sie sich immer schneller zu bewegen. Schockierte und ängstliche Konzertbesucher, die kreuz und quer

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