Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater
verdammte Ding so gut wie nie ein.
»Da krieg ich Kanal 22 nicht.«
»Tut mir leid, Sohn. Ich seh mir das an. Du kannst umschalten, wenn es fertig ist.«
»Das ist ungerecht«, schreit er mich an. »Ich darf nie eine meiner Sendungen sehen.«
Kleiner Pisser. verbringt praktisch seine gesamte Freizeit vor der Glotze. Wie oft komm ich schon mal zum Fernsehen? Es ist mein Gerät, ich kann mir ansehen, was ich will und wann ich will. Ich weiß nicht, warum, aber ich will mich vor meinem achtjährigen Sohn dafür rechtfertigen, dass ich mir eine Sendung von fünf Minuten ansehe.
»Du siehst ständig fern. Was anderes machst du nie.«
»Gar nicht. Es ist so ungerecht, nie lässt du mich sehen, was ich will.«
Ich höre die Titelmusik der Sportnachrichten. Ich öffne
die Augen. Ed steht direkt zwischen mir und dem Fernseher.
»Hör zu, es dauert nur fünf Minuten. Lass mich den Sport sehen, dann kannst du deine Sendung einschalten.«
»Ich darf wählen«, flötet Ellis dazwischen. Ich hab nicht mal gemerkt, dass sie da ist. Das macht sie heute schon zum zweiten Mal mit mir.
»Stimmt gar nicht!«, brüllt Ed. »Als Nächstes seh ich mir meine Sendung an.«
»Aber du hast deinen eigenen Fernseher. Ich hab keinen. Das ist ungerecht, oder, Daddy?«
»Ist es nicht. Ich hab zuerst gefragt.«
»Ich hab gestern Abend Mami gefragt. Sie hat gesagt, ich kann mir heute Morgen ansehen, was ich will. Sie hat gesagt, dass …«
»Haltet jetzt beide die Klappe!«, brülle ich so laut, dass die Leute im obersten Stock es vermutlich hören. Ich stütze verzweifelt den Kopf in die Hände. Durch die Lücke zwischen den Fingern sehe ich den Bildschirm. Die Sportreporterin ist im Bild, aber ich verstehe kein Wort von dem, was sie sagt.
»Sag es ihr, Dad«, plärrt Ed, der nicht aufgeben will. »Als Nächstes seh ich mir meine Sendung an.«
»Nie im Leben. Mami hat gesagt, ich kann …«
»Ist mir egal, Dad hat gesagt, ich …«
»Seid still!«, brülle ich. »Herrgott noch mal, könnt ihr nicht beide einfach mal still sein?«
»Sie hat angefangen«, heult Ed.
»Nein, er hat angefangen«, kreischt Ellis zurück, und so geht es weiter …
Das war’s. Die kurzen Sportnachrichten sind vorbei. verdammte Zeitverschwendung. Fünf Minuten, mehr
wollte ich nicht. War das zu viel verlangt? Ich stehe auf, schalte den Fernseher aus, und einen kurzen Augenblick der Wonne herrscht völlige Stille in der Wohnung.
»Wenn ich nicht fernsehe, dann keiner«, erkläre ich ihnen.
Sie sehen mich noch einen Moment stumm vor Fassungslosigkeit an. Dann erhebt sich der Sturm.
»Das ist so ungerecht!«, brüllt Ed mit vor Wut knallrotem Gesicht. »Das kannst du nicht machen.«
»Hab ich doch gerade. Und jetzt halt den Mund.«
Plötzlich herrscht mehr Lärm denn je in dem Zimmer, da sie sich beide lautstark beschweren. Es ist so laut, dass auch noch Josh angelockt wird. Er brüllt einfach nur mit, weil es die beiden anderen machen. Ich beachte die ganze Bande gar nicht. Ich zwänge mich an ihnen vorbei und gehe durch die Wohnung zum Bad. Ich setze mich auf die Toilette. Das Türschloss ist kaputt, darum muss ich den Fuß gegen die Tür stemmen, damit sie nicht aufgeht und die Kinder reinkommen.
»Dad, sag es ihnen doch«, brüllt Ed vor der Badezimmertür. Mein Gott, gibt es kein Entrinnen? Was muss ich tun, damit ich ein klein wenig Ruhe und Frieden habe? »Dad, Josh spielt mit der Fernbedienung.«
Ich bringe es nicht fertig zu antworten. Er weiß natürlich, dass ich hier drin bin, aber ich kann einfach nicht mit ihm reden. Ich stemme den Fuß fester gegen die Tür, als Ed von der anderen Seite dagegendrückt.
»Dad … Dad, ich weiß, dass du da drin bist …«
Ich lege den Kopf in den Nacken und blicke zur Decke. Aus dem Augenwinkel sehe ich das Fenster. Es ist ziemlich klein, aber wir sind im Erdgeschoss, und ich könnte mich durchzwängen, wenn ich wollte.
Herrgott, was geht in mir vor?
Denke ich wirklich ernsthaft daran, durch das Klofenster aus meiner eigenen Wohnung zu fliehen? verdammt, das Leben muss doch mehr zu bieten haben!
III
Chris Spencer legte seit anderthalb Tagen Platten in der Einfahrt an der Beechwood Avenue und war noch lange nicht fertig. Es war Schwarzarbeit, Bargeld auf die Hand, für Jackie, eine Bekannte der Bekannten seiner Freundin. Gestern Morgen hatte er als Erstes die Fundamente ausgehoben und betoniert, und heute, Samstag um die Mittagszeit, hatte er zwei Drittel des Belags fertig. Plattenlegen war
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