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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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entfernte. Jetzt konnte er den Chirurgen bei der Arbeit spüren. Seine Geschlechtsorgane waren zwar örtlich betäubt, aber er spürte die Bewegungen an den Beinen, und hin und wieder strich ihm jemand an den Zehen entlang, die über das Ende des Operationstischs hinausragten. Neuerliche Übelkeit. Ihm wurde wieder schlecht. Verdammt, denk an was anderes, das dich ablenkt, schrie er innerlich. Er versuchte, sich Bilder und Erinnerungen zu vergegenwärtigen – die Kinder, seine Frau Emily, die
Ferien, die sie gebucht hatten, das neue Auto, das er letzte Woche abholen konnte … irgendwas. Aber so sehr er sich bemühte, er konnte die Tatsache nicht verdrängen, dass ihm jemand mit einem Skalpell am Hodensack herumschnippelte.
    Soll ich mich so fühlen?, fragte sich Pearson. Mir ist kalt, das scheint mir nicht richtig zu sein. Muss es so sein, oder stimmt was nicht?
    »Fühle mich nicht gut …«, murmelte er. Die Schwester sah herab und drückte ihm wieder die Sauerstoffmaske aufs Gesicht. Bei der plötzlichen Bewegung blickte Dr. Panesar auf.
    »Alles okay da oben?«, fragte er mit gekünstelt fröhlicher und unbekümmerter Stimme.
    »Es geht ihm gut«, antwortete die Schwester mit gleichermaßen gekünstelt sorgenfreier Stimme, »ein leichtes Schwindelgefühl, mehr nicht.«
    »Kein Grund zur Beunruhigung«, sagte der Chirurg, machte einen Schritt um den Tisch herum und blickte seinem Patienten ins Gesicht. Pearson sah sich mit aufgerissenen, ängstlichen Augen in dem Saal um und blinzelte in das grelle Licht, das über seinem ausgestreckten Körper strahlte. Dr. Panesar blieb stehen und starrte ihn an.
    »Dr. Panesar?«, fragte die Schwester.
    Nichts.
    »Ist alles in Ordnung, Dr. Panesar?«
    Panesar stolperte zum anderen Ende des Tisches zurück, wandte den Blick jedoch nicht von Pearsons Gesicht ab.
    »Geht es Ihnen gut, Dr. Panesar?«, fragte sein chirurgischer Assistent. Keine Antwort. »Dr. Panesar«, wiederholte er, »geht es Ihnen gut?«
    Panesar sah seinen Kollegen an, dann umklammerte er das Skalpell in seiner Hand fester. Er bückte sich wieder, hieb damit auf Pearsons entblößte Geschlechtsorgane ein und
trennte Hoden und Hodensack ab. Blut aus durchtrennten Arterien und Venen ergoss sich spritzend über den OP-Tisch.
    »Was zum Teufel machen Sie da?«, herrschte der chirurgische Assistent ihn an. Er stieß Panesar weg und wollte dessen Hand ergreifen und ihm das Skalpell wegnehmen. Im Delirium der Angst wirbelte Panesar herum, stürzte sich auf den Mann und schlitzte ihn entlang einer diagonalen Linie von der rechten Schulter abwärts auf.
    Im OP brach Panik aus. Die Mitarbeiter liefen davon, als der Chirurg sich ihnen näherte. Pearson lag hilflos auf dem OP-Tisch, drehte verzweifelt den Kopf von einer Seite zur anderen und versuchte zu sehen, was da um ihn herum vor sich ging. Der blutbespritzte Panesar, der immer noch das Skalpell schwang, floh aus dem Raum. Pearson sah ihm nach. Was zum Teufel war hier los? Mein Gott, plötzlich fühlte er sich ganz seltsam. Kalt und zittrig, aber seine Beine waren offenbar warm. Und warum gerieten alle in Panik? Warum die plötzliche Hektik? Warum waren die Schwestern ans andere Ende des Tisches gegangen, und woher kam das viele Blut?
    Örtlich betäubt, ahnungslos und ohne etwas von dem Pandämonium mitzubekommen, das sich rasch in der gesamten Privatklinik ausbreitete, oder gar der Tatsache, dass er verblutete, sah Pearson ins Licht und versuchte an etwas anderes zu denken als die Tatsache, dass sein Chirurg sich gerade mitten während seiner Vasektomie aus dem Staub gemacht hatte.

12
    Überall herrscht eine merkwürdige Atmosphäre. Jeder wirkt irgendwie nervös. Keiner scheint sich mehr seiner Sache sicher zu sein. Es hat den Anschein, als würden sich alle alles zweimal überlegen und sich mehr als sonst sorgen, was die anderen anstellen könnten. Unser Leben und die tägliche Routine sind plötzlich komplizierter geworden, dabei bin ich immer noch nicht sicher, ob sich tatsächlich etwas verändert hat.
    Kurz nach Beginn meiner Mittagspause erhielt ich einen Anruf von Lizzie. Wir haben heute Nachmittag einen Termin für eine Routineuntersuchung von Josh im Krankenhaus, aber nach den vorkommnissen in der Schule gestern haben wir ihn beide vergessen. vor drei Wochen ist er auf dem Spielplatz gestürzt und hatte eine Platzwunde am Kopf. Es sollte nur festgestellt werden, ob alles ordentlich verheilt war und es ihm gut ging. Und Lizzie hatte vergessen, Harry zu

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