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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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nicht. Meine Familie hält sich in dem Gebäude auf, und ich kann sie nicht in dem Wissen zurücklassen, dass jemand bei ihnen ist. Schließlich könnte es jeder sein. Sie könnten warten, bis ich gehe, damit sie sich Lizzie und die Kinder schnappen können. Aber warum hätten sie dann so auf sich aufmerksam gemacht? Ich lasse die Tür los, die erneut quietscht, als sie ins Schloss fällt. Langsam gehe ich ein paar Schritte in die Schatten zurück und überlege mir einen Moment, ob ich mich wieder in die Wohnung zurückziehen soll. Ich weiß natürlich, dass ich damit nichts ändern würde. Irgendwann muss ich raus und Harry holen.
    »Wer ist da?«, zische ich zurück und verfluche mich für meine Dummheit. Ich benehme mich wie eine Figur in einem schlechten Horrorfilm. Man soll vor dem Ungeheuer fliehen, sage ich mir, nicht darauf zugehen.
    »Hier oben«, erhalte ich als Antwort. Ich blicke hoch zum oberen Ende der Treppe und zu dem Absatz im ersten Stock. Zwischen den Metallstreben des Geländers sehe ich ein Gesicht. Es ist einer der Männer aus dem obersten Stock. Ich weiß nicht, ob Gary oder Chris. vorsichtig gehe ich die Treppe hinauf. Ich habe den Absatz fast erreicht, als die Stufen unter meinen Füßen sich plötzlich klebrig anfühlen. Zähflüssige Blutlachen bedecken den Boden. Der Mann aus der obersten Wohnung liegt vor mir auf dem Boden und hält sich die Brust. Er stöhnt und dreht sich auf den Rücken. Seine Jeans und das T-Shirt sind mit Blut getränkt. Er dreht den Kopf auf eine Seite und schafft es, mich anzusehen. Vermutlich ist er erleichtert, dass endlich jemand bei ihm ist. Er ist in einer so üblen verfassung, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Kann ich überhaupt noch etwas für ihn tun, oder komme ich zu spät?
    »Danke, Mann«, keucht er und stützt sich auf die Ellbogen. »Ich liege schon seit Stunden hier. Vor einer Weile hab ich jemanden reinkommen hören und wollte …« Er verstummt, bricht zusammen und liegt wieder flach auf dem Rücken. Die Anstrengung ist zu groß. Er spricht röchelnd und keuchend. Muss Blut in der Kehle sein. Was soll ich nur tun? verdammt, ich hab nicht die geringste Ahnung, wie ich ihm helfen kann.
    »Soll ich versuchen, Sie wieder nach oben zu schaffen?«, frage ich sinnlos. Er schüttelt den Kopf und schluckt, damit sein Hals frei wird.

    »Zwecklos«, keucht er und versucht erneut, sich aufzustützen. Ich lege ihm die Hand auf die Schulter, damit er sich nicht bewegt. »Ich möchte was trinken«, sagt er. »Können Sie in die Wohnung gehen und mir ein Bier holen?«
    Seine Augen flattern einen Moment, und ich frage mich, ob er mir wegstirbt. Hastig laufe ich die Treppe hoch in die Wohnung, die er sich mit dem anderen Mann teilt. Ich folge der Spur getrockneten Blutes durch den Flur ins Wohnzimmer der Wohnung, die ansonsten erstaunlich sauber und gepflegt wirkt. Eigentlich weiß ich nicht, warum ich etwas anderes erwartet habe. Mitten in dem Zimmer liegt ein gekippter Tisch, daneben eine umgestürzte Stehlampe. Eine videokamera auf einem dreibeinigen Stativ neben einem Computer und einem Flachbildschirm. Anscheinend haben sie sich hier gern gefilmt. Ein Ledersofa, das teuer aussieht, und … Mir wird klar, dass ich hier stehe und die Wohnung begutachte, während einer der Bewohner unten auf der Treppe im Sterben liegt. Ich reiße mich los, gehe in die Küche und nehme eine Flasche Bier aus dem bestens bestückten Kühlschrank. Als ich sie geöffnet habe, laufe ich zu dem Mann im ersten Stock zurück.
    »Hier«, sage ich und halte ihm die Flasche an den Mund. Ich bin nicht sicher, wie viel er schlucken kann. Das meiste läuft ihm offenbar am Kinn hinunter. Als ich die Flasche wegnehme, sehe ich, dass der Hals mit Blut von seinen Lippen verschmiert ist. Was soll ich jetzt unternehmen? Ich versuche, ihn zu bewegen, aber das klappt nicht. Wenn ich ihn berühre, stöhnt er vor Schmerz. Der arme Teufel stirbt vor meinen Augen, und ich kann absolut nichts tun, um ihm zu helfen. Es hat keinen Sinn,
wenn ich ihn frage, wer ihn angegriffen hat oder ob ich jemanden benachrichtigen soll – der plötzliche Abgang seines Liebhabers/Freunds/Geschäftspartners heute Morgen spricht Bände. Ich fühle mich schrecklich und überlege mir eine Ausrede, damit ich mich verdrücken kann, während er sterbend zu meinen Füßen liegt. Aber was könnte ich sonst tun?
    »Ich geh Hilfe holen«, sage ich leise und beuge mich dichter zu ihm, achte aber darauf, dass nichts von

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