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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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schreit und … verdammt, ruft den Namen des Mädchens. Wird sie etwa von ihrer eigenen Tochter angegriffen? Einen Sekundenbruchteil denke ich, ich sollte ihr helfen, weiß aber, dass ich das nicht kann. Niemand darf riskieren, sich da einzumischen. Zu der Schlussfolgerung sind offenbar alle gekommen. Alle sind von dem Anblick schockiert, aber keiner unternimmt etwas. Die Leute tasten sich vorsichtig weiter und machen einen Bogen um die Kontrahentinnen, damit sie das Gebäude schnellstens verlassen können, und ich schließe mich ihnen an. Die Frau ist mittlerweile bewusstlos, aber das Mädchen zertrümmert ihr weiter das Gesicht. Das Kind ist über und über mit dem Blut seiner Mutter bedeckt …
    Tempo und Anzahl der Leute, die das Gebäude verlassen, nehmen rapide zu. Ich spüre die Panik unter der oberfläche und versuche verzweifelt zu entkommen, bevor sie sich einen Weg bahnt. Ich werfe einen Blick auf die unbesetzten Registrierkassen und verspüre abermals Schuldgefühle, als ich sie auf dem Weg hinaus passiere, doch dann dränge und schubse ich mich ins Freie und laufe zum Auto. Ich stelle die vorräte auf den Rücksitz, steige ein und verriegle die Türen.
    Als ich den Motor anlasse, sehe ich zu o’Shea zurück.
Inzwischen strömen verzweifelte Menschen aus dem geplünderten Laden und flüchten kopflos, da die Situation im Inneren offenbar eskaliert. Ich blicke fassungslos zu dem Gebäude und sehe vor meinem geistigen Auge Bilder meiner Familie und des furchtbaren Schauspiels eben. Könnte eines der Kinder Lizzie oder mir antun, was ich gerade gesehen habe? Noch schlimmer: Könnten wir es einem von ihnen antun?

21
    Lizzie fragt mich, ob es mir gut geht, aber ich kann nicht antworten. Zuerst muss ich in die Wohnung. Ich muss die Lebensmittel rein schaffen, die verdammte Tür hinter mir abschließen und darf sie nie wieder öffnen.
    »Ist alles in ordnung?«, fragt sie mich wieder. »Wo warst du so lang?«
    Ich laufe zum Auto zurück und hole die letzten Kleinigkeiten, die aus dem instabilen Karton gefallen sind. Ich dränge mich an ihr vorbei und werfe die Sachen auf den Küchentisch.
    »Dad«, heult Ed, »kriegen wir jetzt was zu essen? Ich bin am verhungern …«
    Ich beachte keinen von ihnen, verriegle mit aller Konzentration die Tür und sorge dafür, dass meine Familie und mein Heim sicher sind.
    »Aus dem Weg«, fahre ich Ellis, die mitten im Flur steht und mich aufhält, böse an.
    »Was hast du denn?«, fragt Lizzie von der anderen Seite des Küchentischs. Da ich nicht antworte, packt sie einen Teil der Lebensmittel aus. Sie verzieht das Gesicht. »Warum hast du das mitgebracht?«, fragt sie und hält ein Glas Honig hoch. »Keiner von uns mag Honig.«
    Plötzlich brodeln alle Ängste und Anspannungen des heutigen vormittags in mir hoch. Niemand hat Schuld, ich kann einfach nichts dagegen machen.

    »Ich weiß, dass niemand was von diesem Scheißzeug mag«, brülle ich, »aber etwas anderes gab es einfach nicht. Ihr solltet da rausgehen und euch selbst davon überzeugen, wie es zugeht. Da regiert der Wahnsinn. Die ganze Welt fällt auseinander, also plärrt mir nicht die ohren voll und sagt mir, dass niemand Honig mag.«
    Liz sieht aus, als hätte ich ihr ins Gesicht geschlagen. Sie ist kalkweiß vor Schock. Die Kinder haben sich alle in der Küche versammelt und sehen uns mit schreckgeweiteten Augen an.
    »Ich sag ja nur …«, beginnt sie.
    »Ich reiß mir hier den Arsch für uns auf«, schreie ich sie an. »Auf den Straßen prügeln sich die Leute. Ich hab gerade mit angesehen, wie ein Kind eine Frau totgeschlagen hat, und keiner hat auch nur einen Finger gerührt, um ihr zu helfen, ich eingeschlossen. Es ist der blanke Wahnsinn, und ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Dass ihr euch jetzt darüber beklagt und meine Leistung madig macht, wo ich gerade den Hals für auch alle riskiert hab, stinkt mir einfach. Ich verlange ja nicht viel, nur ein klein wenig Anerkennung und Dankbarkeit und …«
    Ich verstumme. Liz zittert. Sie steht mit dem Rücken zum Herd da und schlottert vor Angst. Was hat sie denn nur, verdammt? Ich gehe einen Schritt um den Tisch herum auf sie zu, und sie weicht zurück. Sie entfernt sich von mir und tastet sich zur Tür. Und dann wird mir klar, was sie denkt. Himmel, sie glaubt, dass ich mich verwandelt habe. Sie glaubt, ich bin einer von ihnen. Sie hält mich für einen Hasser.
    »Nein, nicht …«, sage ich und gehe weiter auf sie zu. »Bitte, Lizzie …«
    Sie fängt an

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