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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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zerstören, und soweit ich gesehen habe, hören sie damit erst auf, wenn dieser Trieb befriedigt wurde. Würden wir aufstehen und sie bekämpfen, würden wir das gleiche verhalten an den Tag legen wie sie. Es wäre selbstzerstörerisch. Wehrt man sich, läuft man Gefahr, dass man ebenfalls für einen Hasser gehalten wird. Wir können nur unter uns bleiben und uns vergeltungsmaßnahmen verkneifen. Die Bevölkerung zieht sich furchtsam zurück. Furcht vor allen anderen und vor sich selbst.
    Schließlich parken wir vor dem Wohnhaus, und ich schaffe Harry hinein. Ich will gerade seine Tasche holen, als ich eine einsame Gestalt auf der Straße gehen sehe. Instinktiv warte ich im Schatten, bis ich sicher bin, dass sie verschwunden ist, ehe ich mich wieder ins Freie wage. Mein Gott, ich bin so verängstigt, dass ich nicht einmal von jemandem gesehen werden will, den ich gar nicht kenne.

24
    Dad«, sagt Ed.
    »Was?«, brumme ich verärgert, weil ich gestört worden bin. Ich lese mich durch einen Stapel Musikzeitschriften, die ich unter dem Bett gefunden habe. Ich dachte, die hätte ich schon vor Jahren weggeworfen. Sie haben mir geholfen, die quälende Langeweile dieses endlosen Nachmittags zu überstehen.
    »Was macht er denn?«
    »Was macht wer?«, frage ich, ohne den Kopf zu heben.
    »Der Mann aus dem Haus gegenüber. Was macht er?«
    »Welcher Mann?«
    »Großer Gott«, kreischt Lizzie, als sie den Raum betritt. Als ich die Panik in ihrer Stimme höre, lasse ich die Zeitschrift fallen und blicke auf. Verdammt noch mal, der Mann, der in einem der Häuser gegenüber unseres Mietshauses wohnt, zerrt seine Frau aus dem Haus und mitten auf die Straße. Sie ist eine große Frau mit einem enormen Hintern und wabbeligen Armen, mit denen sie verzweifelt um sich schlägt. Der Mann – ich glaube, sein Name ist Woods – zerrt sie an den Füßen; ich kann ihre Schreie bis hierher hören. Er schleift sie über den Bordstein, ihr Kopf knallt auf die Straße. Und er hat noch etwas bei sich. Ich kann nicht erkennen, was es ist …
    »Was macht er?«, fragt Ed erneut.
    »Nicht hinsehen«, schreit Lizzie ihn an. Sie läuft durch
das Zimmer und will Ed herumdrehen und zur Tür schubsen. Josh ist im Weg. Er steht an der Tür und isst einen Keks; Lizzie kommt nicht vorbei.
    »Wo nicht hinsehen?«, fragt Ellis. Ich hab sie nicht reinkommen sehen. Sie ist hinter mir, stellt sich auf die Zehenspitzen und blickt zum Fenster hinaus.
    »Gehorcht Mami«, sage ich und versuche, sie wegzuziehen. Sie klammert sich an den Fenstersims. Die Kinder drehen fast durch, weil sie im Haus festsitzen. Sie suchen verzweifelt nach Ablenkung.
    Draußen bewegt sich Woods nicht mehr. Seine Frau liegt immer noch am Boden, und er steht auf ihrem Hals. verdammt, er stemmt den Stiefel mit dem ganzen Körpergewicht darauf. Ihr Gesicht ist knallrot, und sie schlägt heftiger denn je um sich, aber er kann sie unten halten, obwohl er nur halb so schwer ist wie sie.
    »Ellis, lass los«, schreie ich sie an und kann sie endlich vom Fenster wegschaffen. Ed sieht immer noch hin, und ich kann auch nicht anders. Woods hat eine Flasche in der Hand. Jetzt schraubt er den Deckel auf und schüttet den Inhalt auf seine Frau. Was zum Teufel macht er da?
    »Was ist denn los?«, fragt Harry. Jetzt drängen wir uns alle im Wohnzimmer. Er steht zwischen mir und der Tür, ich muss um ihn herumgehen, damit ich Ellis rausbringen kann. Ich will die Vorhänge wieder zuziehen, komm aber von hier nicht ran. Harry steht mir im Weg.
    »Schaff die Kinder hier raus!«, schreit Lizzie.
    »Würdest du bitte Platz machen, Harry?«, fauche ich. »Ich kann nicht …«
    Ich sehe wieder zum Fenster hinaus, als Woods seine Frau gerade anzündet. Weiß der Himmel, womit er sie übergossen hat, jedenfalls explodiert ein wahrer Feuerball
um sie herum, der ihn ebenfalls ansteckt. Sie bewegt sich noch. verflucht noch mal. Ich halte Ellis die Augen zu, bin aber zu langsam; sie hat schon zu viel gesehen. Woods stolpert mit brennenden Hosenbeinen von der lodernden Frau weg. Er stolpert durch Calder Grove, schafft es aber nur halb die Straße entlang, dann verzehren auch ihn die Flammen.
    Gemeinsam bringen wir die Kinder in den Flur. Ich kehre ins Wohnzimmer zurück.
    Draußen unternimmt niemand etwas. Keiner rührt einen Finger. Niemand schreitet ein, nicht einmal, als das Feuer von Woods’ brennender Frau sich ausbreitet und auf einen Stapel Müllsäcke aus Plastik übergreift, die seit mindestens einer Woche am

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