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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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machte die Bissprobe. Das Goldkörnchen wurde zwischen seinen Hauern plattgedrückt.
    »Gold! Verdammt, dies ist echtes Lapplandgold!«
    Der Major spülte schnell und geschickt den Rest Kies aus der Schale. Erregt betrachtete er die Beute. Mindestens zehn oder fünfzehn Gramm reines Gold!
    Oiva Juntunen sammelte die Körnchen ein und steckte sie ins Kleingeldfach seines Portemonnaies. Der Major verfolgte den Vorgang, und in seinen Augen loderten die unruhigen Flammen des Goldfiebers.
    Jetzt griff er sich die Schale. Er rannte in den Bach, schöpfte Kies und Steine und schüttelte fieberhaft. Oiva Juntunen nahm den Platz am Ufer ein. Er zündete sich eine Zigarette an und dachte bei sich, dass der Bach dem Major jetzt offenbar doch recht sei.
    Aber Remes hatte kein Glück. Obwohl er länger als eine Stunde im Bach herumstapfte, das Wasser aufwühlte und sogar die Steine auf dem Grund in Bewegung brachte, spülte er kein einziges Körnchen Gold heraus. Oiva Juntunen bekam Mitleid mit seinem eifrigen Kameraden. Er versprach, ihm einen Teil der eigenen Ausbeute abzugeben, aber Remes wollte das Geschenk nicht annehmen und erklärte, er werde sein eigenes Gold waschen. Zwar habe er jetzt keines gefunden, aber man habe ja noch den Rest des Sommers und den Herbst vor sich.
    »Jedenfalls – an diesem Bach sollten wir bleiben. Hier muss es massenhaft Gold geben, wenn du gleich so viel gefunden hast. Lass uns drinnen den Ertrag wiegen, ich habe aus Kittilä eine Briefwaage mitgebracht. Gleich morgen fange ich an, eine Rinne zu bauen. Dass man es bloß mit der Schale versucht, ist sinnlos, da muss man schon ganz großes Glück haben.«
    Die Briefwaage zeigte an, dass Oiva sechzehn Gramm Gold gewaschen hatte. Die Ausbeute wurde in einem kleinen Röhrchen verwahrt, das Remes’ Tabletten gegen den Kater enthalten hatte.
    »Wie schön es aussieht«, sagte der Major bewundernd, als er das kostbare Röhrchen mit den schimmernden Goldstückchen gegen das Licht hielt. Wenn man das Röhrchen schüttelte, knisterte das Gold aufregend.
    Am nächsten Tag riss der Major im Stall drei Pferdeverschläge ab. Dadurch gewann er eine große Anzahl breiter Bretter, die er ans Ufer des Baches schleppte. Außerdem fällte er kleine, junge Fichten, die als Stützen dienen sollten. Dann begann er, die Goldrinne zusammenzubauen.
    Oiva Juntunen beteiligte sich nicht unmittelbar an der Arbeit, er saß nur am Ufer und gab Anweisungen. Hin und wieder ging er in den Wald, um der Form halber ein paar Flechten zu sammeln, oder zog sich in die Hütte zurück, um zu schlafen.
    Aus der Goldgewinnungsanlage des Majors wurde ein monströses Gebilde. Eine zwanzig Meter lange Rinne verlief parallel zum Ufer. Die Rinne war so gebaut, dass das Wasser aus dem Oberlauf des Baches hineingeleitet und, während es hindurchfloss, das Gold aus dem Erdreich herausgespült werden konnte. Das Wasser würde den Kies und auch die kleineren Steine mit sich fortschwemmen, aber das Gold, das schwerer war als Kies und Steine, würde auf dem Boden der Rinne zurückbleiben. Sicherheitshalber nagelte Remes unten noch kleine Querleisten an, damit das Gold bei zu starker Strömung nicht wieder in den Bach zurückgespült würde.
    Remes prahlte, ein Pionier könne alles bauen, sogar Goldgruben, wenn es darauf ankomme. In Wahrheit hatte er nie zuvor nach Gold gegraben, sondern lediglich früher einmal bei einem Besuch im Helsinkier Freiluftmuseum Seurasaari eine Goldrinne gesehen, die er jetzt nachbaute.
    Nach einer Woche fleißiger Mühen war die Anlage zum Probelauf bereit. Ungeduldig schaufelte der Major Kies vom Grund des Baches in die Rinne. Als diese bis zur Hälfte gefüllt war, öffnete er die Luke am oberen Ende und ließ Wasser hineinfließen. Oiva Juntunen verfolgte interessiert, wie die Anlage funktionieren würde.
    Major Remes war in letzter Zeit abgemagert und hatte ganz das Aussehen der alten Goldgräber angenommen. Er war eine Woche lang nicht dazugekommen, sich zu waschen, seine Kleidung war schmutzig, sein Bart ungepflegt, und in den Augen loderte das Feuer der Goldgier. Von den alten Goldgräbern unterschied er sich nur noch durch seinen Tarnanzug und die Rangabzeichen. Selbst sein Koppel war verdreckt.
    Das Wasser strömte in die Rinne. Es flutete über den Kies, bahnte sich seinen Weg. Sand und Kies wurden mitgeschwemmt, nur die größeren Steine blieben sauber abgespült in der Rinne zurück. Auf den zwanzig Metern hätten Goldkörnchen ausreichend Gelegenheit, sich

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