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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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werde der Gast mit seinem Gestank weniger stören, sagte er sich. »Wer weiß, aus welchem Krieg der Typ jetzt noch kommt ..., wahrscheinlich aus Ost-Timor.«
    Gleich morgens um acht Uhr marschierte der Major zu Goldschmied Kyander. Im Hinterzimmer wurde das Geschäft angebahnt. Der Goldschmied wog den Goldstaub und kam auf ein Gewicht von reichlich fünfhundert Gramm. Das Gold, das der Major selbst ausgewaschen hatte, wog 4,207 Gramm. Die Karatzahl war ausgezeichnet, Kyander stellte fest, dass das Gold 960 Promille bzw. 24 Karat hatte. Während er die Lupe vor das rechte Auge hielt, erklärte er jedoch, dass es sich nicht um echtes Lapplandgold handle, sondern eindeutig um industriell angereichertes Grubengold. Aus Namibia oder Australien vielleicht.
    »Für Lapplandgold könnte ich einhundertzehn Finnmark pro Gramm zahlen, aber dies ist gewöhnliches Feingold. Für diese Qualität bekommen Sie sechzig Finnmark pro Gramm.«
    Kyander erläuterte, Lapplandgold sei rötlicher als Industriegold. Ein Fachmann könne das leicht erkennen.
    »Sie bluffen wahrscheinlich«, knurrte der Major. »Ich habe das Gold selber ausgegraben. Sehen Sie diese Hände, mit denen sind Hunderte Kubikmeter Dreck geschaufelt worden.«
    Kyander erkundigte sich, aus welchem Fluss das Gold stamme. Aber Remes war natürlich nicht bereit, den Fundort der Goldader zu verraten. Der Goldschmied legte die Lupe beiseite und reichte Remes die Flasche zurück. »Sie können das in anderen einschlägigen Geschäften anbieten. Es wird sich nichts an der Tatsache ändern, dass es Industriegold ist, glauben Sie mir.«
    Major Remes stopfte die Goldflasche in die Tasche seines Tarnanzugs. Er kehrte ins Hotel zurück, um über die Sache nachzudenken. Irgendetwas stimmte da nicht. Was hatte es mit Assistent Asikainen auf sich? Wie hatte der so leicht das Gold herausfischen können, ein halbes Kilo von Hand, während er, der Major, mit seiner Anlage nur kümmerliche vier Gramm zusammenbekommen hatte? Der Major witterte Betrug.
    Doch andererseits: Auch sein eigenes Gold war als Industrieprodukt bezeichnet worden, und das hatte er immerhin mit seinen eigenen Händen aus dem Bach herausgeschaufelt. Soviel zumindest stand felsenfest.
    Der Major beschloss, auf jeden Fall über Asikainen Erkundigungen einzuholen. Er rief in der Universitätsbibliothek von Helsinki an und fragte, wie lange Assistent Asikainen Urlaub habe, oder ob er bereits wieder an seinem Arbeitsplatz sei.
    Der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung behauptete steif und fest, in der Helsinkier Universität und speziell ihrer Bibliothek sei kein Assistent namens Asikainen beschäftigt. Langsam legte der Major den Hörer auf die Gabel. Irgendetwas war hier verdammt faul. Er musste an den Leihwagen des Assistenten denken, den er nach Kittilä gebracht hatte und der unter falschem Namen gemietet worden war. Junttinen oder Juntunen, so hatte es in den Papieren der Autovermietung gestanden ...
    »Verflucht, ich werde rauskriegen, wer dieser ›Assistent‹ ist!«
    Der Major ging wieder zu Kyander und verkaufte ihm das Gold. Er erhielt über dreißigtausend Finnmark, nachdem der Preis sechzig Mark pro Gramm betrug. Dann besorgte er Proviant und verschiedene Ausrüstungsgegenstände und sprang schließlich in ein Taxi. Er war so erregt, dass er völlig vergaß zu trinken.
    »Fahr nach Pulju. Ich habe es verdammt eilig.«
    Der Taxifahrer trat das Gaspedal durch. Der Dieselturbo spritzte heißes Nafta in die sechszylindrige Maschine, der schwere Wagen flog über die Straße, dass es nur so rauschte. In Pulju schwang sich der Major den Rucksack auf den Rücken und stapfte entschlossenen Schrittes zum Kuopsu.
11
    Major Remes rechnete ganz genau mit Oiva Juntunen ab: dreißigtausend Finnmark abzüglich der Kosten für die Fahrt und die Einkäufe. Er war gespannt, wie der Assistent auf den Verkaufserlös reagieren würde, der fast um die Hälfte niedriger ausgefallen war als erwartet, da Kyander nur den Preis für Industriegold gezahlt hatte.
    Doch der Assistent begnügte sich damit, die Summe nachzuzählen und Remes eine Quittung dafür auszuschreiben. Dann schloss er das Geld im Schreibtisch des Meisters ein, steckte den Schlüssel in die Brusttasche seines Anoraks und zug den Reißverschluss fest zu. Der Major dachte:
    »Entweder er begreift nicht, was Lapplandgold wert ist, oder er ist ein großer Gauner.«
    Remes machte sich wieder ans Goldwaschen. Doch seine Zweifel an der Ehrlichkeit des Assistenten Asikainen

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