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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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auf dem Boden abzusetzen, ehe die Röhre endete und das sandige Wasser wieder in den Bach entließ.
    Major Remes schaufelte wie ein Wahnsinniger. Das Wasser rauschte, der Dreck spritzte nach allen Seiten. Mehrere Kubikmeter Kies wanderten innerhalb einer Stunde in die Rinne und von dort mit dem Wasser wieder hinaus. Immer wieder prüfte der Major, ob sich auf dem Boden der Rinne schon ein Klümpchen vom goldenen Grundgestein Lapplands abgesetzt hatte, aber vorläufig war nichts dergleichen zu sehen.
    Wenn sich in der Rinne die schwersten Bestandteile des Erdreichs abgesetzt hatten, nahm der Major die Schale und spülte diesen Rest mit der Hand durch. Er schüttelte unzählige Schalen Kies, doch das Ergebnis war niederschmetternd: Die Rinne hatte, zumindest bisher, kein Krümelchen Gold hervorgebracht. Der Goldgräber wischte sich die blutrünstigen Mücken vom geschwollenen Gesicht, starrte dann niedergeschlagen auf seine Anlage und knurrte dumpf. Müde trabte er in die Hütte, um seinem Kameraden das Mittagessen zu machen.
    Der Major nahm ein breites Fleischmesser zur Hand. Oiva Juntunen lag adrett und entspannt auf dem Bett des Meisters und schlief. Der Major sah, wie die Halsadern seines Kameraden auffordernd pochten. Er streichelte die erbarmungslose Klinge des Fleischmessers, presste den Griff in der Hand, dass die Knöchel weiß hervortraten, und schnitt dann dünne Scheiben von einer Lübecker Mettwurst ab. Assistent Asikainen verlangte unbedingt, dass sämtlicher Aufschnitt in dünnen, gleichmäßigen Scheiben serviert wurde. Einem mittellosen Militärdiener blieb nichts anderes übrig, als seinem Herrn zu gehorchen.
    »Da landet man nun als Lohnempfänger bei einem Flechtensammler«, knurrte der Major, während er versuchte, die Wurstscheiben möglichst sauber und gleichmäßig abzuschneiden. Die misslungenen Stücke tat er beiseite, um sie später dem Fünfhunderter zu geben.
10
    Major Remes schuftete an seiner Anlage wie ein Sklave, von morgens bis abends, tagein, tagaus. Er schaufelte auf einer Länge von zig Metern das Ufer und den Grund des Baches in die Goldrinne, in der das Wasser die Erdmassen stromabwärts transportierte, wodurch im Bach eine künstliche Sandbank aufgehäuft wurde. Dort, wo die Anlage stand, änderte der kleine Bach sein Bett, so heftig schwang der Major seine Schaufel. Dem Goldgräber wuchs ein Bart, er war schmutzig, seine Hände bekamen Schwielen. Seine Augen glühten wie die eines Raubtiers, das seit Wochen kein Aas gewittert hat.
    Diese heftigen Bemühungen brachten jedoch nicht den geringsten Erfolg. Die Anlage bescherte dem Major kein einziges Goldkörnchen, nicht mal ein Goldstaubpartikelchen.
    Oiva Juntunen hingegen gelang die Goldsuche hervorragend. Ende Juli hatte er in zwei Glasflaschen bereits gut ein halbes Kilo Goldsplitt gesammelt. Dies alles als Ergebnis gelegentlichen Schwenkens der Schale. Der Major fand das unbegreiflich. Die Götter begünstigten den Assistenten, verhöhnten jedoch einen Mann, der sich ernsthaft mühte.
    Damit der Major bei seiner verzweifelten Goldgräberei nicht den Verstand verlor, schickte Oiva Juntunen ihn nach Pulju, Proviantnachschub holen. Der Major absolvierte die Tour im Eiltempo, kehrte mit einem schweren Rucksack zurück, bereitete seinem Arbeitgeber ein schmackhaftes Mittagessen und lief dann gleich wieder zu seiner Anlage, um Sand aus dem Fluss in die Goldrinne zu schaufeln.
    Oiva Juntunen beschloss, sich seines fleißigen Offiziersdieners zu erbarmen. Heimlich streute er eine Prise Goldkrümel in die Rinne, und als der Major erschöpft seinen Kontrollgang machte, öffnete sich ihm der Himmel: Er fand Gold! Das wochenlange pausenlose Schaufeln war endlich von Erfolg gekrönt.
    Oiva Juntunen hatte gut fünf Gramm Gold in den Sand gemischt. Er wettete aus Spaß mit sich selbst, wie viel der Major davon in seine Flasche retten würde.
    Der Major spülte den Sand viele Male durch und war so genau damit, dass das Gewicht seiner Beute später beim Wiegen mehr als vier Gramm betrug. Oiva Juntunen dachte bei sich, dass es der Major während der großen Goldjahre am Lemmenjoki sicherlich weit gebracht hätte. In Klondyke wäre er mit seiner Genauigkeit und seiner Gier ein steinreicher Mann geworden. Remes rechnete aus, dass er für seinen Fund beim Goldschmied mehr als dreihundert Finnmark bekommen würde. Steuerfreies Einkommen, ein ausgezeichneter Beginn für eine erfolgreiche Goldgräberlaufbahn.
    Oiva Juntunen schlug dem Major vor, nach

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