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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Oiva Juntunens Geld tausendfünfhundert Finnmark. Sein Gewissen reagierte darauf in keinster Weise. Er rief auch seine jüngste Tochter an und bekam zu hören, dass diese in der vergangenen Woche geheiratet hatte. Daraufhin schickte er ihr ebenfalls etwas Geld, und sein Gewissen regte sich immer noch nicht. In die Zeile für den Verwendungszweck auf dem Überweisungsschein schrieb er: »Von jetzt an musst du allein zurechtkommen, Papa.«
    Major Remes fuhr zum Sägewerk von Kittilä. Er kaufte große Mengen gehobelter Paneele, außerdem verschiedene Bretter und Latten. In Eisenwarenhandlungen und Läden für Malerbedarf erwarb er alles Übrige, was für die Renovierung benötigt wurde, wie Tapeten, Farben und Nägel, ferner das Zubehör für das Gitter sowie Scharniere und ein großes Vorhängeschloss für die Tür des Stallgefängnisses.
    Gegen Abend suchte er das Touristenhotel am Levifjäll auf, um zu essen und zu trinken. Er soff wie in früheren Zeiten und geriet mit einigen Helsinkier Gewerkschaftspazifisten in Streit. Die Folge war, dass er im Restaurant seine knorrigen Fäuste spielen ließ, und das wiederum verursachte gewaltiges Lärmen und Krachen, Gläsergeklirr und Weibergekreische. Man rief die Polizei. Mit einem Hausverbot im Gepäck wurde der Major in die Ausnüchterungszelle geschafft, wo er eine freudlose Nacht verbrachte. Am Morgen erwachte er frierend auf dem Betonfußboden, gab in den Verhören seine Schuld an allem zu, bekam eine Geldstrafe aufgebrummt und stieg dann in ein Taxi, mit dem er schnurstracks nach Pulju fuhr. Dort wartete die Fuhre mit Baumaterial auf den verkaterten Feldherrn. Er freute sich, dass er wieder zum Kuopsu kam, wenngleich es auch dort eine Arrestzelle gab.
    »Schnaps ist einfach nicht gut für mich ... Leute, die ihn vertragen, trinken ihn nicht, aber wir, die wir ihn nicht vertragen, wir saufen. Warum ist das nur so ungerecht geregelt?«, sinnierte er reuevoll, als das Taxi in Pulju ankam. Auf der Ladefläche des Traktors schaukelte der verkaterte Remes zum Kuopsu, erbrach von Zeit zu Zeit gelbe Galle, wischte sich die Augen und gelobte Besserung. Schließlich endete sein Leidensweg, er ließ die Fuhre entladen und entlohnte die Männer. Er selbst wankte zu Oiva Juntunen, um sich zurückzumelden.
    Schweigend machte sich Remes daran, die Dungluke des Stalls zu vergittern. Mit einer Eisensäge kürzte er die Stahlstäbe und befestigte sie mit stabilen Haspen. Der ganze Berghang hallte, als der verkaterte Offizier seine eigene Gefängniszelle baute. Sobald alles angebracht war, testete Oiva Juntunen die Haltbarkeit des Gitters, indem er mit einem langen Stück Birkenholz dagegen schlug. Funken sprühten aus der trockenen Birke, als sie auf den Stahl traf. Das Gitter hielt. Auf der Innenseite brachte der Major noch eine kleine Glasscheibe an, damit es bei winterlichem Frost in der Zelle nicht zu kalt würde. Zum Schluss schraubte er die neuen, schweren Scharniere und das große Schloss an die Stalltür. Als das Gefängnis fertig war, holte Oiva Juntunen aus dem Heuschober trockenes Heu, streute es auf den Fußboden und forderte den Major auf, sich darauf niederzulassen. Er verschloss die Außentür und steckte den Schlüssel in die Tasche. Falls Remes einen Ersatzschlüssel besaß, konnte er ihn auf jeden Fall nicht benutzen, da das Schloss außen angebracht war.
    Oiva Juntunen besuchte den verlassenen Fuchsbau, um das Gold zu holen. Er kehrte bald zurück, spähte durch die Dungluke, um sich zu vergewissern, dass der Major sicher verwahrt war, und brachte dann das Gold in die Hütte. Er beeilte sich in keinster Weise, denn von der Dauer seiner Haft konnte der Major darauf schließen, wie weit der Goldschatz entfernt lag. Bei dieser Sache wollte Oiva Juntunen seinem Kameraden keine Hilfestellung geben. Er legte sich auf sein Bett, schlief wohl auch für ein paar Stunden ein und befreite erst dann den Major aus dem Gefängnis. Remes rieb sich die Augen – auch er hatte während seiner Haft geschlafen.
    Gemeinsam bearbeiteten sie das Gold. Sie formten die kostbaren Splitter zu kleineren und größeren Körnern, die sie sorgfältig auflasen und in die Flasche füllten. Zuerst wogen sie die Flasche leer auf der Briefwaage, später dann mit der Füllung, damit sie so das tatsächliche Gewicht des Goldes ermitteln konnten. Diesmal hatte Oiva knapp sechshundert Gramm abgespalten, das ergab einen Wert von etwa fünfunddreißigtausend Finnmark. Oiva schloss das Gold im Schrank des

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