Im Wald der gehenkten Füchse
alles andere geklärt ist. Ich verstehe mich aufs Feiern.«
Oiva Juntunen beschrieb seine Wohnung am Humlegård. Er erzählte von seinem Bekanntenkreis: Er war mit einigen berühmten Schauspielern befreundet, kannte Künstler und Journalisten, Architekten und Geschäftsmänner, Pastoren und Pornohändler, Schiffskapitäne und Fixer und auch einen prächtigen Ganoven, Stickan, der Zuhälterei, Erpressung und andere branchenübliche Geschäfte betrieb und außerdem ein ausgemachter Gentleman war.
»Wenn du nächstes Mal in Kittilä bist, kannst du einen Brief von mir an Stickan zur Post bringen. Alte Kumpels sollte man nicht völlig vergessen.«
Die Erinnerungen an Humlegården stimmten Oiva Juntunen irgendwie wehmütig. Er betrachtete Wände und Einrichtung der kargen Holzfällerhütte. Dieses Einsiedlerleben konnte man wirklich nicht mit dem Stockholmer Glanz vergleichen.
»Wir müssen diese Bude vor Einbruch des Winters renovieren. Du solltest losfahren und Baumaterial kaufen. Wir holen uns ein bisschen Luxus hierher.«
14
Oiva Juntunen entwarf die Renovierungspläne. Das Kopfende musste getäfelt, der Fußboden erneuert, überhaupt alles ein wenig hergerichtet werden. Major Remes machte einen Kostenvoranschlag und kam zu dem Ergebnis, dass das Baumaterial einschließlich Verladung und Transport etwa fünfzigtausend Finnmark kosten würde. Oiva Juntunen hatte nicht ganz so viel flüssig, er musste erst in den Fuchsbau gehen und Gold abschaben.
Oiva Juntunen überdachte die Situation. Er wollte dem Major auf keinen Fall sein Goldversteck verraten, aber wie konnte er heimlich seinen Schatz plündern? Welche Garantien konnte Remes geben, dass er die Goldbarren nicht kaltblütig rauben würde, sowie er erfahren hätte, wo sie versteckt waren?
»Vertraust du dem Wort eines Offiziers nicht?«
Nein, das tat Oiva Juntunen nicht. Am sichersten wäre es, wenn Remes eingeschlossen wäre, während er, Oiva, in der Goldhöhle herumwühlte.
»Hör zu Remes, was hältst du davon, wenn du dir selber eine Zelle zusammenzimmerst? So einen von außen verschließbaren Verschlag, in dem du sitzt, während ich das Goldversteck aufsuche. Verstehst du, was ich meine?«
Der Major verstand.
»Herrgott noch mal, Juntunen. Ich bin nicht scharf auf deine Beute.«
»Du warst es aber vor nicht allzulanger Zeit. Du wolltest mich umbringen.«
Ein wenig kleinlaut musste der Major zugeben, dass Oiva Juntunen Grund für sein Misstrauen hatte. So willigte er ein, sich selbst ein Gefängnis zu bauen.
Sie beschlossen, die Zelle in der Ecke des Pferdestalls zu errichten. Es gab dort Verschläge für insgesamt zehn Pferde. An einem Ende ließen sich günstig zwei Verschläge abtrennen. Praktischerweise befand sich dort die Eingangstür, und es gab in der Ecke kein Fenster, nur eine kleine Dungluke.
Oiva Juntunen probierte die Stalltür aus. Sie wirkte stabil, aber sicherheitshalber schickte er den Major nach drinnen und ließ ihn an der Tür rütteln, damit er sich überzeugen konnte, ob sie wirklich hielt.
»Versuch, die Tür aufzukriegen!«
Remes rumorte im Stall herum. Die Tür zitterte, gab aber nicht nach.
»Stemm dich richtig dagegen! Stell dir vor, es wäre eine Kneipentür!«
Der Major rief von drinnen, das sei nun schon lächerlich, doch dann versuchte er mit aller Gewalt auszubrechen. Und es gelang ihm. Die Tür sprang auf, der aus dem Pfosten gerissene Haken wurde weit auf den Hof geschleudert, und der Major fiel mitsamt der Tür Oiva Juntunen vor die Füße.
»Sie hat nicht gehalten, verflucht. Ich habe ja Bärenkräfte«, bestaunte er verblüfft seine Leistung.
Die Männer vereinbarten, Befestigung und Schließmechanismus der Tür zu erneuern und so zu stabilisieren, dass der Major keine Chance hätte, aus dem Stall auszubrechen.
Remes schlug vor, für die zu errichtende Trennwand Bretter der Pferdeboxen zu benutzen, aber Oiva Juntunen schüttelte den Kopf.
»Eine Bretterwand hält dir nicht stand. Es müssen schon Balken sein.«
Der Major behauptete, es würde viele Tage dauern, eine Wand aus Balken zusammenzufügen. Aber Oiva Juntunen sagte, sie hätten genug Zeit.
»Geh schon mal los und hol Stämme. Aufs Bäumefällen verstehst du dich ja.«
So kam der Bau des Gefängnisses in Gang. Der Major schnitt Balken zurecht, und Oiva Juntunen saß plaudernd und rauchend in der Futterkrippe.
»Sag mal, Remes, weshalb hast du dich beurlauben lassen? Willst du wirklich auf der Technischen Hochschule deinen Doktor
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