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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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gedient, die in der Gegend um Petsamo und in Salla gekämpft hatte. In der Endphase des Krieges hatten sie Lappland niedergebrannt. Jetzt kam ihr Bus aus Vesisaari in Norwegen. Die Route führte durch die Repokaira nach Peltovuoma und Hetta, wo man große Mengen Bier trinken und in einer Touristenherberge übernachten würde. Von dort sollte es über Karesuvanto nach Schweden und Norwegen weitergehen, und schließlich würde man mächtig verkatert in die Bundesrepublik Deutschland heimkehren.
    Anfangs hatte die alte Frau große Angst, als die bärtigen Deutschen sangen und laut lachten, aber da man ihr nichts tat, beruhigte sie sich. In dem warmen Bus saß es sich himmlisch. Jermakki schnurrte sogar wieder. Der Bus fuhr nach Süden, also in die falsche Richtung, aber Naska konnte gar nicht mehr klar denken.
    Die Deutschen sangen alte Soldatenlieder. Sie fotografierten die Skolt-Samin und baten sie zu joiken. Naska hatte keine Kraft mehr dazu, sondern schlief ein, und das tat auch der Kater.
    Als Naska zwei Stunden geschlafen hatte, fuhr sie auf. Sie versuchte, in Erfahrung zu bringen, wo man sich befand. Womöglich schon in Ivalo?
    Es stellte sich heraus, dass man Ivalo längst passiert hatte. Gerade näherte man sich einem kleinen Dorf namens Pulju.
    »Ach, du liebe Zeit«, rief Naska entsetzt und stieg aus dem Bus. Die Deutschen machten draußen noch ein paar Fotos von ihr, die Blitzlichter blendeten, und dann brauste der warme Touristenbus davon. Naska stand allein mit Jermakki auf der Landstraße. Sie trabte los, ohne zu wissen, wohin. Ihr war ganz elend zumute. Sie wusste nicht, wo Sevettijärvi war, ihr kamen die Tränen.
    Hinter der nächsten Kurve tauchte das kleine Dorf Pulju auf. Naska freute sich, also war doch noch keine Todesnot! Schüchtern klopfte sie an die Tür des ersten Hauses und trat in die warme Stube.
    Naska bat um Nachtquartier. Das lasse sich einrichten, sagte das anwesende Ehepaar. Der Hund des Hauses kam, um Jermakki zu beschnuppern, und der fauchte müde. Man setzte dem Kater Milch und Naska Suppe vor. Anschließend machte man ihr ein Bett in der Kammer zurecht; Jermakki lag schnurrend am Fußende, und Naska träumte unruhig von Kiureli. Der Schlaf brachte ihre Kräfte zurück. Am Morgen erhob sie sich resolut, machte sich rasch fertig und plauderte munter mit ihren Gastgebern. Beim Kaffee wurde das Radio eingeschaltet. Der Wetterbericht kündigte für den Norden Lapplands Schneesturm an. Es schauderte Naska ein wenig. Im Anschluss wurde im Regionalsender eine Meldung verlesen: Naska Mosnikoff, übrigens die älteste Skolt-Samin der Welt, war auf dem Transport von Sevettijärvi in das kommunale Altersheim von Inari nahe der Ortschaft Kaamanen verschwunden. An der Suche beteiligten sich der Grenzschutz sowie Mitglieder der Jägerbrigade von Sodankylä. Bisher hatte man die alte Frau nicht gefunden. Ihre Personenbeschreibung: kleinwüchsig, braune Augen, spricht schnell, trägt als Kopfbedeckung das Festtagstuch der Skoltfrauen, führt einen Kater mit sich, der auf den Namen Jermakki hört. Die Vermisste ist neunzig Jahre alt. Wer Auskunft über die älteste Skolt-Samin der Welt geben kann, wird gebeten, sich mit der nächsten Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen ...
    Naska bedankte sich für den Kaffee. Sie brach auf und scheuchte Jermakki vor sich aus der Tür, wobei sie erklärte, es sei eine streunende Katze.
    »Ich muss dann auch weiter«, sagte sie schnell und rannte fast hinaus.
    Eilig verließ Naska das Dorf. Sie ging nach Norden, in Richtung Peltovuoma. Sobald die Ortschaft außer Sichtweite war, schlüpfte sie in den Wald. Sie beschloss, sich nie wieder unter Menschen zu begeben. Jetzt suchte man schon mit Hilfe von Soldaten nach ihr! Es war einfach unfassbar. Hatte sie ein Verbrechen begangen, dass man eine ganze Armee nach ihr ausschickte?
    Naska war sich sicher, dass Soldaten niemanden nur zum Vergnügen suchten. Man stellte sie vor diese Aufgabe, und wenn sie den Gesuchten fanden, war er verloren. So war es Kiureli seinerzeit ergangen, und außer ihm auch noch manch anderem. Oft wurden diese Menschen an Ort und Stelle hingerichtet, manchmal wurden sie erst ins Gefängnis gebracht und später getötet, wenn man sie genügend gefoltert hatte und der Zeitpunkt auch sonst günstig war. Wen die Soldaten erst mal am Wickel hatten, für den gab es kein Entkommen. Naska Mosnikoff nahm sich fest vor, lieber in der Wildmark zu sterben, als sich von den Bajonetten der Soldaten

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