Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Sodankylä, der die Suche leitete, erklärte gegenüber dem Rundfunkreporter, er halte es nicht für wahrscheinlich, dass die alte Frau noch lebend gefunden würde.
    »Sogar ein ausgebildeter finnischer Partisan läuft Gefahr, im Schneesturm umzukommen, wenn er als Ausrüstung nur eine Decke besitzt. Nach unseren Erkenntnissen führt die Vermisste nicht einmal Geräte zum Feuermachen, geschweige denn eine Axt, einen Schlafsack, Partisanenverpflegung oder eine Sturmlaterne mit sich.«
    »Sie vermuten also, dass die älteste Skolt-Samin der Welt in der Wildmark ums Leben gekommen ist?«, fragte der Reporter.
    »Wir hoffen natürlich das Beste, aber in Anbetracht der Umstände scheint die Situation aussichtslos zu sein. Die Sache wäre womöglich anders, wenn diese Frau eine gründliche Partisanenausbildung in der Jägerbrigade von Sodankylä erhalten hätte, doch das hat sie nicht, schon allein wegen ihres Alters und ihres Geschlechts. Und es sei mir gestattet hinzuzufügen, dass in jener Gegend zum Überleben mehr Fertigkeiten erforderlich sind, als Strümpfe zu stricken und seine Katze zu streicheln.«
    Remes machte Feuer im Herd. Die Männer beschlossen, am nächsten Morgen, sobald es hell war und der Sturm nachgelassen hatte, die nähere Umgebung abzusuchen. Vielleicht fänden sie die Alte ja.
    »Wir müssten versuchen, den Fünfhunderter mitzulocken, der würde bestimmt die Leiche wittern«, meinte Oiva Juntunen.
    Zur selben Zeit streichelte Naska Mosnikoff im Juha-Vainaan-Maa im dichten Schneetreiben ihren Kater. Der Sturmwind blies von Osten, aber Naska hatte sich an den Westhang des Juha-Vainaan-Maas durchgekämpft, wo die Böen schwächer waren. Es schneite jedoch so heftig, dass die alte Frau hin und wieder die Decke abschütteln musste, um nicht mitsamt ihrem Kater unter dem Schnee begraben zu werden. Naska wollte ein Weilchen dort hocken und dann weitergehen.
    Die ungeheuren Strapazen hatten das Realitätsbewusstsein der kleinen Skoltfrau getrübt: Im Geiste war sie in ihre Jugendzeit zurückgekehrt, bildete sich ein, auf dem Rückweg ins ehemalige Skoltdorf Suonjeli zu sein, nachdem sie auf dem nahen Fjäll die Rentiere gefüttert hatte. Zu Hause in der Rasenhütte warteten die Kinder und Kiureli, der eventuell ein wenig betrunken war. Aber bald käme sie ins Warme, und das tröstete sie.
    Naska wunderte sich sehr, warum sie im Wald eine Katze bei sich hatte. Ihre Familie besaß doch gar keine. Dabei kam ihr diese Katze bekannt vor, sie schnurrte viel.
    Doch länger durfte Naska nicht im Wald bleiben. Sie wickelte die Decke enger um sich und machte sich auf den Weg nach Hause zu Kiureli und den Kindern. Die Katze nahm sie mit, es war ja egal, wem sie gehörte. Eine Katze war kein schlechter Begleiter, mit ihr war der Rest des Wegs viel unterhaltsamer. Allerdings war Eile geboten, es war schon sehr finster. Naska musste für die Kinder und Kiureli das Essen kochen.
    Während Naska durch den Schnee watete, versuchte sie sich zu erinnern, ob sie wohl noch gefrorenen Hecht im Schuppen hatten. War Kiureli morgens bei den Netzen gewesen? Fisch kriegte man schnell aufgetaut ... Nun, auch Fleisch taute und wurde gar, wenn man den Topf aufs Dreibein stellte und ein gutes Feuer darunter machte. Bei so starkem Sturm zog auch der Rauch gut ab.
    Kurze Zeit später waren schon die Lichter von Suonjeli zu sehen. Wie hell sie waren! Hatten die Männer wieder ein Feuer auf dem Dorfplatz gemacht, weil ihnen aus Russland Wodka gebracht worden war? Naska Mosnikoff schleppte sich durch den Schneesturm auf den Hof der Holzfällerhütte am Kuopsu.
    Irgendwie kam ihr der Ort seltsam vor. Hier brummte auch irgendwo ein Motor, war sie verrückt geworden, oder was hatte das alles zu bedeuten?
    Der Generator summte im Stall. Aus dem Kopfende der Wohnhütte schien helles elektrisches Licht. Die alte Frau wunderte sich. War sie etwa schon in Salmijärvi? Oder gar im Unter-Kloster von Petsamo? Naska bekreuzigte sich: Ja, dieses gewaltige Gebäude war ein Kloster. Das machte nichts, mit den Mönchen war immer gut auskommen.
    Naska klopfte an die Tür. Oiva Juntunen knurrte auffordernd, der Major rappelte sich von seinem Bett hoch und tappte in den Flur.
    Naska trat ein. Sie war von oben bis unten mit Schnee und Eis bedeckt und sah aus wie eine wilde kleine Hexe. Major Remes fuhr zurück, vor solchen Wesen waren sie nicht einmal auf der Militärhochschule gewarnt worden. Auch Oiva Juntunen stand aus seinem Bett auf und kam vorsichtig

Weitere Kostenlose Bücher