Im Wald der gehenkten Füchse
aufspießen zu lassen.
»Sogar Kriegshunde haben sie mit. Die würden uns glatt auffressen, diese Köter. Wie können die Finnen bloß so grausam sein«, murmelte Naska vor sich hin, während sie durch die einsame Landschaft des Iso Aihkiselkä Richtung Westen stapfte. Es schneite, der Kater steckte schon bis zum Bauch im Schnee. Ein Schneesturm kam auf, der Kater spürte es, er maunzte kläglich. Naska bekam Mitleid mit ihm. Sie beschloss, in Dreiteufelsnamen solange zu gehen, wie sie könne. Und dann werde sie sehen, welches der Ort sei, den die Jungfrau Maria für ihr Kind und dieses unschuldige Tier zum Sterben auserwählt habe. Zornig schlug Naska ein paar Kreuze.
In dem gastfreundlichen Haus in Pulju überlegten unterdessen die Eheleute, wer ihr sonderbarer nächtlicher Gast wohl gewesen sein mochte. Sie verglichen die Personenbeschreibung aus dem Radio mit dem Äußeren der alten Frau und kamen zu dem Schluss, dass es sich sehr gut um jene Skolt-Samin handeln könnte. Besonders merkwürdig fanden sie, dass die Frau einen alten Kater bei sich gehabt hatte. Für gewöhnlich nahmen Reisende, selbst wenn sie Skolt-Samen waren, nicht ihre Haustiere mit. Die Ehefrau erklärte, sie habe allerdings mal von einem Mann gehört, der mit einem Hasen durchs ganze Land gezogen sei, aber dies hier sei ein ganz anderer Fall.
»Einen Hasen, das versteht man ja noch, aber eine Katze! Sollten wir nicht den Kommissar in Kittilä anrufen?«
So erfuhr der Kommissar von der verschwundenen Alten. Die Suche wurde unverzüglich auf die Gegend um das Dorf Pulju konzentriert. Flugzeuge und Helikopter konnte man wegen des Schneesturms nicht einsetzen, aber die Mannschaften wurden von Kaamanen nach Pulju verlegt. Darunter befanden sich auch etliche der Rekruten, die im Sommer im Takt von Major Remes’ Kommandorufen durch das Gelände gerobbt waren. Die eisige Rückkehr in jene elende Gegend machte den Jägern keinen besonderen Spaß. Außerdem glaubte niemand von ihnen, dass eine fast hundertjährige Frau unter diesen Bedingungen überleben könnte.
Einer der Suchtrupps stieß schließlich auf die Hütte am Kuopsu. Aus der Sauna des Holzfällercamps traten zwei dampfende, nackte Männer, einer war jung und mager, der andere, ältere, war kräftig gebaut und hatte ein lautes Organ. Beide reagierten unfreundlich auf die Ankömmlinge. Sie erlaubten nicht, dass die Soldaten in der Hütte übernachteten. Als sich der ältere Mann anzog, zeigte sich, dass er Offizier im Rang eines Majors war. Wenn ein Major befiehlt, sammelt ein Leutnant seine Mannschaft zusammen und verschwindet schleunigst, selbst bei Schneesturm.
Die Suche wurde ohne Ergebnis eingestellt. Missmutig trotteten die Mannschaften nach Pulju, dort wurden sie auf Geländelastwagen der Armee geladen und anschließend nach Sodankylä zurücktransportiert.
Naska Mosnikoff passierte den Siettelöselkä und kam ins Juha-Vainaan-Maa. Sie trug Jermakki auf den Schultern, denn das Tier konnte nicht mehr durch den tiefen Schnee laufen. Der dicke alte Kater war schwer, aber der Vorteil bestand darin, dass Naska kein Reißen in den Schultern bekam, da Jermakkis zottiges Fell sie schön wärmte. In das Tosen des Sturms mischte sich sein gelegentliches leises Schnurren.
Als Naska an den Südhang des Juha-Vainaan-Maa gelangt war, sah sie durch das Schneetreiben auf dem Moor ein paar Soldaten, die einen Lappenschlitten hinter sich herzogen. Schnell warf sich die Alte in den Schnee und wartete, bis die Soldaten weg waren. Naska wollte sich nicht der Armee ausliefern, lieber würde sie sterben. Es reichte, dass man Kiureli seinerzeit umgebracht hatte, sie selbst war schlauer!
18
Oiva Juntunen und Major Remes schauten durchs Fenster hinaus in den abendlichen Sturm. Es war also eine alte Frau verschwunden. Sollte man in der Sache irgendetwas unternehmen?
Die Männer hörten sich die Abendnachrichten an. Sie erfuhren, dass die verschwundene Frau die älteste Skolt-Samin der Welt war. Ihre Personenbeschreibung wurde durchgegeben. Der Tagesspiegel brachte ein Interview mit dem Sozialdirektor der Gemeinde Inari, der sich zum Gesundheitszustand Naska Mosnikoffs äußerte. Seiner Meinung nach war sie körperlich einigermaßen fit, gemessen an ihrem Alter, doch für ihren Geisteszustand wollte er nicht garantieren. Er äußerte die Vermutung, die Frau leide an paranoidem Altersschwachsinn, was in Anbetracht ihrer Lebensjahre durchaus nicht verwunderlich sei.
Der Hauptmann der Jägerbrigade von
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