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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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lag, sondern eher in einer Art modernem Hotel. Die Wände waren schön getäfelt, auf dem Fußboden lagen dicke Teppiche, die Möbel waren von bester Qualität. Und nicht ihr verschollener Kiureli lag im anderen Bett, sondern ein unbekannter junger Mann, im Gesicht zweifellos Kiureli ein wenig ähnlich. Im dritten Bett schnarchte ein großer Kerl mit dichtem Bart, und auch er war kein Mönch. Die Männer waren ihr völlig fremd. Nur den Kater, der am Fußende ihres Bettes lag, erkannte sie, es war ihr Jermakki. Er leckte sich, und als er merkte, dass sein Frauchen erwachte, schnurrte er zum Zeichen, dass er eigentlich Hunger hatte.
    Naska stand auf, wobei sie sich vorsah, dass sie die Männer nicht weckte. Sie schlich im Dämmerlicht in die Küche. Der Raum war groß und sauber. War sie doch noch im Altersheim gelandet? Auf der Ecke des Herdes stand ein Elektrokocher, und die Regale waren mit großen Mengen Lebensmitteln gefüllt. Naska beschloss, Kaffee zu kochen und ein paar belegte Brote zurechtzumachen. Sie dachte sich, wenn die Männer erwachten, würden sie auf jeden Fall Frühstück verlangen, das war ihre Art, sobald eine Frau im Haus war.
    Als das Frühstück fertig war, weckte Naska die Männer. Wortlos setzten sich Oiva Juntunen und Major Remes an den gedeckten Tisch. Der Kaffee des Skoltmütterchens war gut, das mussten sie zugeben. Naska wirtschaftete in der Küche herum, als wäre sie dort zu Hause. Sie brachte vorzügliche belegte Brote auf den Tisch und forderte die Männer auf, kräftig zuzulangen.
    »Ich könnte auch frisches Brot backen, wenn ihr den Herd heizt«, erklärte sie geschäftig.
    Die Männer verzehrten schweigend ihr Frühstück. Ein Gespräch wollte nicht so recht in Gang kommen. Doch man musste sich über die alte Frau informieren. Remes begann schließlich.
    »Darf ich fragen, wer Sie sind? Normalerweise kommen in dieser entlegenen Gegend nämlich keine Frauen zu Besuch.«
    »O je, natürlich, Naska bin ich, Naska Mosnikoff. Vor ein paar Tagen bin ich neunzig geworden, und damit fing der Ärger an. Die Herren von der Gemeinde sind gekommen, sie haben mich in ihr Auto gesetzt und wollten mich von zu Hause wegbringen. Ich bin ausgebüxt, aber dann wurde das Wetter so schlecht, und ich musste in einen Bus einsteigen. Ach, das war was ...«
    Naska erzählte schnell und munter von ihren Erlebnissen. Sie freute sich, dass sie endlich wieder mit jemandem reden konnte. Diese Männer waren von keiner Behörde, Naska vertraute ihnen. Einer der beiden hatte zwar am Kragen zwei goldene Knöpfe, aber ein Soldat war er bestimmt nicht, er sah eher wie ein Räuber aus. Naska erkundigte sich ihrerseits, in wessen Haus sie gekommen sei. Die Männer stellten sich als ganz bescheidene Goldgräber vor. Sie sagten, sie wollten zum Zeitvertreib hier am Kuopsu den Winter verbringen. Im Spätsommer hätten sie tüchtig Gold gefunden. Wie sei es möglich, dass Naska von Pulju bis hierher habe zu Fuß kommen können? Und auch noch lebend!
    »Ach Jungchen, als ich jünger war, konnte ich bis zu hundert Kilometer an einem Tag laufen! Aber jetzt hat mich die Kälte fast umgebracht.«
    »Sogar die Armee hat nach Ihnen gesucht«, erzählte Oiva Juntunen. Naska erschrak, als von Soldaten die Rede war. Die Kaffeetasse zitterte in ihrer knotigen kleinen Hand. Die Männer wunderten sich über ihre Reaktion. Was gab es an Rekruten so Furchterregendes?
    Nach dem Frühstück ging Major Remes in den Schuppen, um den uralten Wasserschlitten instand zu setzen. Er nagelte die Streben fester an die Kufen, denn im Laufe der Jahre war das Gefährt aus den Fugen geraten. Dann holte er Decken aus der Hütte und legte sie in den Schlitten. Er wollte nicht riskieren, dass die alte Frau erkrankte oder erfror. Nach Abflauen des Sturms hatte sich nun der Frost verschärft. Der Major überlegte kurz, ob er einen Pappkarton für den Kater holen sollte, doch dann beschloss er, die Alte sollte das Tier lieber auf dem Schoß halten, damit es nicht so leicht flüchten konnte.
    Naska beobachtete das Treiben des Majors durchs Fenster. Sie erkundigte sich bei Oiva Juntunen, was der andere vorhatte. Wollte er vielleicht Fische fangen?
    »Wir dachten uns, weil wir keinen Motorschlitten haben, zieht mein Kamerad Sie mit dem Wasserschlitten ins Dorf. Es sitzt sich gut darin, wenn ein großer Mann zieht, das geht besser als mit einem Rentier.«
    Naska ballte ihre kleinen Fäuste. Sie erklärte energisch:
    »Ich will nicht ins Dorf. Eher fliehe ich

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