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Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zu ,Pickel’. „Auch klar? Oder?“
    „Völlig klar“, nickte der
Halby.

13. Irenes Problem
     
    Klößchen hatte mordmäßigen
Hunger und stellte lautstark Überlegungen an, ob es vorteilhafter sei, rasch
mal zu Hause für Proviant zu sorgen oder in einem Schnellimbiss an der Ecke, wo
zwar nicht biologisch gekocht, dafür aber um so deftiger gesalzen wird.
    „Warum nicht im Café Am
Opernplatz?“, meinte Karl.
    „Weil ich bei Irene noch
Schulden habe“, erwiderte Klößchen.
    „Na und? Sie ist Tim und auch
dir dankbar. Wegen deiner 5,80 Mark wird sie dir keinen Schuldeneintreiber auf
den Hals schicken.“
    „Nur 4,80 Mark“, sagte
Klößchen. „Soweit ich mich erinnere.“
    TKKG radelten durch die
Innenstadt. Der Betrieb hatte noch mehr zugenommen. Alle Parkhäuser waren
gerammelt voll, alle Kfz-Abstellplätze ohnehin, auch alle Cafés. An Buden wurde
Vorweihnachtspunsch ausgeschenkt und etliche Typen, die schon fünf Gläser intus
hatten, torkelten und sangen Karnevalslieder.
    Auf dem Rathausplatz war
Christkindlmarkt. Weihnachtsschmuck wurde verkauft, kleine Kinder verirrten
sich, Betrunkene pöbelten Passanten an. Taschendiebe kamen sehr auf ihre
Kosten, aber der Einzelhandel würde später über die schlechte Geschäftslage
klagen.
    TKKG fuhren durch die
Seeroben-Gasse, die tatsächlich so heißt, obwohl die TKKG-Stadt nicht am Meer
liegt.
    „Hier wohnt Irene May“, sagte
Tim. „Ich wette, sie hat sich heute freigenommen. Aber sie lebt allein. Wir
sollten bei ihr klingeln und sehen, wie es ihr geht.“
    „Vielleicht bereitet sie sich
gerade ein Mittagessen“, hoffte Klößchen, „merkt aber zu spät, dass sie gar
keinen Hunger hat — wegen des nachwirkenden Überfallschocks — und drängt mir
dann eine Portion Schweinsbraten auf mit Schoko-Creme als Nachtisch.“
    „Wehe, du bettelst!“, warnte
ihn Gaby.
    „Ich bin doch nicht Oskar.“
    „Oskar bettelt nicht. Er ist
zwar auch verfressen, reicht aber an dich nicht heran.“
    Tim grinste und wies auf ein
altgraues Steinhaus, das Teil der ungleichmäßigen Häuserzeile war.
    „Nummer 24. Hier ist es.“
    In diesem Moment piepste Karls
Handy, das er — seit er es hat — in der Innentasche seiner Winterjacke trägt.
Meistens links.
    Er meldete sich, alle waren
abgesessen vor Nummer 24 und Tim holte seine Gedanken zurück, die sich mit dem
bevorstehenden Kampfabend in der ,Arena’ beschäftigten.
    „Ja, Herr Glockner“, sagte
Karl. „Wollen Sie Gaby... Ah, verstehe. Ja. Ja. — Ja, tschüss.“
    Das Gespräch hatte nur eine
halbe Minute gedauert. Karl verstaute sein schnurloses Verständigungsgerät.
    „Dein Vater, Gaby, war sehr in
Eile. Nur eine Mitteilung wollte er absetzen. Denn Irene“, er wies mit dem
Daumen über die Schulter zum Haus, „diese hier — hat ihn angerufen. Und
gebeten, dass er uns Bescheid sagt, wenn er uns erreicht.“
    „Wie günstig“, meinte Gaby.
„Wir stehen direkt vor ihrer Tür. Worum geht’s?“
    „Sie will uns sprechen. Das
heißt, sie hat nach Tim verlangt — hauptsächlich. Und dann nach uns im
Allgemeinen.“
    „Sie hat nach dir verlangt“, sagte
Gaby zu Tim.
    „Logo. Weil ich sie gerettet
habe, wenn auch ohne Täterfestnahme. Immerhin musste der Halby von ihr
ablassen. Freunde, mein Nackenhaar sträubt sich. Ich denke mir, Irene hat ihren
Peiniger wiederentdeckt. Aber... warum sagt sie das nicht deinem Vater, Pfote?“
    „Weil es das nicht ist, nicht
sein kann“, erwiderte seine Freundin.
    Tim nickte.
    Pfote hat Recht, dachte er.
Aber was sonst? Sonst haben wir doch mit ihr nichts am Hut.
    „Au Backe!“, meinte Klößchen.
„Also doch die Schulden. Kids, ich bleibe hier und bewache die Bikes. Vor
Weihnachten werden Ferraris, Pelzmützen und gebrauchte Tretmühlen am liebsten
geklaut. Gebongt?“
    „Falls es länger dauert“,
grinste Tim, „und dir die Zehen blaufrieren, löst Karl dich ab.“
    Er klingelte und war gespannt.
Was hatte die nette Servierpflanze auf dem Herzen? Es musste von Belang sein,
sonst hätte sie nicht extra beim Kommissar angerufen.
    Der Summer tönte. Tim drückte
die Haustür auf. Das Treppenhaus war alt und ziemlich schmutzig, immerhin hatte
die Treppe ein hübsches, schweres Eichenholzgeländer mit wuchtigem Handlauf und
einem geradezu künstlerisch gestalteten Antrittspfosten. Aber an den Wänden
blätterte die Farbe ab und im Parterre-Flur standen ein Dutzend Fahrräder sowie
zwei winterfeste Kinderwagen mit Plastikschutz gegen Witterungsunbilden.

    Aus

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