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Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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und nickte anerkennend.
    „Gemütlich hast du’s. Ich
glaube, ich bin zum ersten Mal hier. Komisch, was! Unten bin ich ja dauernd.
Hier oben noch nie gewesen. Haste ‘n Bier?“
    „Habe alles selbst weggehauen“,
log Fressner. Sein Kühlschrank war vollgeschichtet mit Gerstensaft-Kaltschalen.
    Aber schließlich ist das hier
keine Party, dachte der Arena-Manager. Bechern kann er woanders.
    Fressner hatte Ehl angerufen.
Der wohnte so nahe, dass er zu Fuß hätte kommen können. Nun gut, eines Tages
würde sein Hintern an der Maschine festwachsen. Sicherlich noch, bevor er sie
abbezahlt hatte. Denn die Harley war neu und schweres Kaliber.
    „Also?“, Ehl glotzte
erwartungsvoll.
    „Ich habe einen Auftrag für
dich.“
    „Klasse. Was bringt es?“

    „500. Vielleicht lege ich noch
einen Hunderter drauf.“
    „Klasse!“, Ehl leckte sich die
Lippen. Er wusste ja nichts vom tatsächlichen Preisgeld, von den 5000 DM, die
Fressner für das Abbürsten kassieren würde.
    „Du sollst einen Typ grün und
blau hauen.“
    „Im Ring?“
    „Nein. Privat. Am besten in
seiner Bude.“
    „Schon passiert. Wo wohnt er?“
    „Das erfahre ich erst morgen.“
    „Da kann ich ja noch in
Vorfreude schwelgen.“
    „Er heißt Egon Voigt. Weshalb
er mir auf den Nerv geht, braucht dich nicht zu interessieren. Aber du sagst
ihm was, klar?“
    „Vor dem Abklatschen oder
hinterher?“
    „Ich vermute mal, dass er
hinterher nicht mehr allzu viel mitkriegt.“
    ,Pickel’ feixte. „Der wird
hinterher nicht mal mehr wissen, wie er heißt.“
    „Also sagst du’s ihm vorher.
Oder ziemlich am Anfang.“ Ehl nickte und strich mit beiden Händen über seine
Frisur, über beide Kopfseiten, auch über die kahle. Das geschah aus alter
Gewohnheit. Denn er war nicht mit dieser Verunstaltung geboren. Immerhin
stellte er jetzt fest, dass die Nacktseite — wie es unter den Halbys hieß — wie
ein Dreitage-Bart kratzte und rasiert werden musste.
    „Was soll ich sagen?“
    „Schönen Gruß von dem
Erpressten. Dies ist eine Warnung. Wenn er — damit ist Voigt gemeint — den Mund
aufmacht, sieht er die Radieschen von unten.“
    „Was? Du wirst erpresst?“
    „Nicht ich. Ein Freund.“
    In Ehls Schlicht-Gehirn zündete
in diesem Moment ein Blitz. „Äh...“, meinte er. „Betrifft das vielleicht
unseren Boss?“
    Keiner der Halbys — weder
Pickel noch Zacki oder Kracher — wusste, wer im Hintergrund an den Fäden zog.
Sie erhielten ihre Anweisungen von Fressner. Für sie war er der Chef. Für ihn
prügelten sie sich im Ring der ,Arena“, für ihn verteilten sie Briefbomben und
Sprengsätze.
    Aber Fressner hatte mal
durchblicken lassen, dass auch er nur im Auftrag handele und eine hochstehende
Persönlichkeit der eigentliche Boss sei — eine Persönlichkeit mit Geld,
Einfluss und Macht.
    Sein geheimnisvolles Getue
hatte die Halbys beeindruckt. Sie sahen sich als Kämpfer der ersten Stunde in
einem Machtkampf der Unterwelt, als Rekruten für die kriegerische Umverteilung
von Besitz und Kohle. Sie fühlten sich großartig.
    Fressner grinste sparsam. „Du
hast es erraten. Der Boss setzt auf dich. Außerdem habe ich dich empfohlen.
Darauf kannst du dir was einbilden.“
    ,Pickel“ lief etwas rot an.
„Ich werde es gut machen“, versprach er. „Voigt wird sich wundern.“
    Dann wiederholte er, was er ihm
sagen sollte. Nun war auch Fressner zufrieden.
    Er hatte seinen eigenen Plan,
träumte von Selbständigkeit und Ausbreitung. Und davon, sich zu gegebener Zeit
von Selbmann-Kotz und Gotti Dunkert abzukoppeln. Was die konnten, konnte er
doch schon lange. Auch Egon Voigt sollte nun eine Schachfigur in seinem Spiel
sein. Erst mal die Abreibung, damit der stillhielt. Dann würde sich Fressner
als vermeintlicher Freund einschalten — der natürlich von nichts eine Ahnung
hatte. Voigt würde ihm vertrauen und ihm schließlich sein Geheimnis offenbaren
— das, womit er Selbmann-Kotz erpresste. Denn der Baulöwe hatte Fressner
gegenüber zwar den Tatbestand genannt, aber nicht das, worum es sich handelte.
Es musste ein langer Hebel sein, den Voigt in der Hand hielt. Vielleicht die
Brechstange zum großen Geld — und bestimmt ein Mittel, um die Machtverhältnisse
umzukehren. Fressner fand, eine tollere Führungspersönlichkeit als ihn gäbe es
nicht. Der Baulöwe und Gotti, der Verwaltungsbeamte, sollten sich aufs
Zuliefern der nötigen Informationen bescheiden. Mehr kam ihnen nicht zu.
    „Mich erwähnst du mit keinem
Wort“, sagte Fressner

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