Im Wettbüro des Teufels
Fressner fort. „Das weiß nur der Boss selbst. Uns geht das nichts
an. Aber unsere Aufgabe ist, für Ruhe zu sorgen. Dafür, dass diesem Voigt die
Schwarte dampft. Er kriegt eine Abreibung, dass er ein für alle Mal das Maul
hält. Nein, ihr sollt ihn nicht friedhofs-platt machen. Aber es soll weh tun!“
„Wird gern erledigt“, plärrte
Zacki.
„Was hat sich denn nun an der
Situation geändert?“, fragte Pickel.
„Heute Mittag wusste ich nicht,
wo er wohnt. Das weiß ich auch jetzt noch nicht. Aber inzwischen habe ich eine
Information. Nämlich die, dass er eine Freundin hat. Und die weiß garantiert,
wo er zu finden ist.“
„Bestimmt!“, feixte Zacki.
„Freundinnen wissen das immer. Meistens wissen sie viel zu viel über
unsereins.“
„Sie heißt Irene May“, sagte
Fressner. „Storno und Plubbe kennen die. Sie ist Serviererin im Café Am
Opernplatz. Storno ist scharf auf das Mädchen und hat sich geärgert, weil sie
auf einen Typ namens Egon Voigt abfährt. Als ich Storno vorhin fragte, ob er
einen Voigt kennt, kam er gleich mit dem Namen rüber und dem ganzen
Zusammenhang. Tja, so klein ist die Welt. Storno hätte sich den Voigt gern
selbst vorgenommen. Aber da ist mir zuviel Eifersucht im Spiel. Der bringt ihn
um. Deshalb sollt ihr das machen.“
„Im Café Am Opernplatz“, sagte
eine neue Stimme — also die von dem dritten Halby, von Kracher, „war ich noch
nie.“
„Ich auch nicht“, ließ sich
Zacki vernehmen. „Ich stehe auf Bratkartoffeln mit Schweinebauch. Mache mir
nichts aus Baumkuchen und Sahnetorte.“
„Aber ich“, sagte Pickel. „Ich
war mal dort. Und jetzt kommt’s mir auch, weshalb ich dauernd überlegen muss,
woher ich die Blonde aus dem Nessie-Park kenne. Einmal war ich in dem Schuppen.
Bedient hat sie mich zwar nicht, aber ich habe sie gesehen. Ja, die ist es.“
„Welche Blonde aus dem
Nessie-Park?“, fragte Fressner. „Das war heute Vormittag. Ich wollte ihr die
Handtasche abnehmen. Mir war plötzlich nach action. Hat aber nicht geklappt.“
„Davon hast du nichts gesagt.“
„War doch kein Thema, Leo.
Sowas mache ich ja dauernd zwischendurch. Auch den Briefkasten in der
Cottbusser Gasse habe ich auf eigene Rechnung zerblasen. War vielleicht ‘n
Ding! Um Haaresbreite hätte es der Tochter von so ’nem Bullen das ganze Make-up
weggefegt. Samt dem Gesicht, hahah!“
Stille.
Tims Pulsschlag hatte sich
verdoppelt. Siedendheiß stieg die Wut in den Kopf. Aber der TKKG-Häuptling
beherrschte sich. Nichts vermasseln! Erst alles hören! Dieses Gespräch war
informativ wie ein totales Geständnis.
„Seid vorsichtig!“, warnte
Fressner. „Ich will euch nicht bremsen. Ihr kennt unser Ziel. Der Terror soll
diese Stadt fertigmachen. Vandalismus soll alle erschrecken. Die Bürger sollen
nach Ordnung schreien, weil die Polizei nicht mehr Herr der Lage ist. Dann sind
wir am Drücker. Als Bodyguards für die Stadt, für alle öffentlichen
Einrichtungen — und für jedermann. Dann kriegen wir Macht in die Hand und die
werden wir nutzen.“
Er holte tief Luft. „Bremsen will
ich euch also nicht. Aber lasst euch nicht erwischen. Ein Ding, das schief
läuft — und alles ist gefährdet.“
„Wir passen auf“, versicherte
Pickel. „Und jetzt ziehen wir also dieser Irene May die Hammelbeine lang —
damit sie Voigts Adresse ausspuckt. Wo steckt Irenchen?“
„Seeroben-Gasse Nummer 24.“
„Wusste Storno das auch?“
„Er weiß sogar ihre
Schuhgröße.“
„Verliebt sein muss schön
sein.“
„Quatsch! Er hat Liebeskummer.
Sie will ihn nicht.“
„Kein Wunder! Mit seinem
Frankenstein-Antlitz.“ Pickel lachte. „Das Mädchen wird Augen machen, wenn sie
mich abermals sieht.“
„Wahrscheinlich fährt ihr der
Schreck in die Knie“, ließ sich Kracher vernehmen, „und sie begleitet euch zu
Egon Voigt, damit ihr ihn auch wirklich findet.“
„Dann los!“, befahl Fressner.
Stühle wurden gerückt und Tim
wollte bereits zur nächsten Tür wieseln, um sich dahinter zu verstecken. Aber
es kam noch was.
„Pickel!“, meinte Fressner.
„Dein Rucksack sieht schlapp aus. Du sollst heute Nacht drei Container
sprengen. Wo sind die Bomben? Was ist damit?“
„Eine habe ich noch“, erwiderte
Pickel. „Die beiden andern habe ich beim Finkmeier, bei dem Edelfraß-Schuppen,
unter einem Wagen verdrahtet.“
„Warum das?“
„Zacki hätte sonst das Weinen
angefangen. Weil...“
„Das ist so, Leo“, plärrte Zacki
dazwischen. „Ich habe noch eine
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