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Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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diesen Voigt geht’s! Nicht um deine Glimmstengel!“
    „Die brauche ich!“, brüllte Kracher.
„Sonst raste ich aus. Ich drehe durch. Verstehst du? Ich reiße der Tussi die
Ohren ab. Den Voigt mache ich alle. Euch mache ich alle. Ich will meine
Zigaretten.“
    Er war rot angelaufen. Seine
Gletscheraugen sprühten kalte Funken.
    Entzugserscheinung, dachte
Pickel erschrocken. Beim Scharfrichter! — Kracher ist total auf Turkey.
    „Dreh um!“, sagte Pickel zu
Zacki. „Holen wir seine blöde Tasche, bevor er uns den Wagen vollreihert oder
in Tränen ausbricht.“
    „Blödmann!“, fluchte Kracher.
Aber es klang nicht böse.
    Sie fuhren zurück und auf den
Hinterhof. Pickel und Zacki blieben im Wagen. Kracher stieg aus und lief los.
    Zacki ließ den Motor laufen und
stinkiges Abgas wallte umher. Aber darauf, dachte der Halby, komme es kaum noch
an. Die Welt sei ohnehin verseucht und nicht mehr zu retten.
     
    *
     
    „Mann!“, sagte Tim. „Sie wollen
mich doch nicht etwa erschießen! Ich bin minderjährig.“
    Mit dem Rücken an der Wand
schob sich Fressner hoch. Er war grau im Gesicht und sein Atem pfiff, aber
kalte Entschlossenheit lag im Blick.
    Tim hatte sich etwas zur Seite
gedreht, wandte Fressner die linke Schulter zu, ließ beide Arme scheinbar
hängen, schob aber die rechte Hand unter der Jacke zum Gürtel — hinten.
    Als er dann den rechten Arm
baumeln ließ — wie auch den linken — , hielt er den Stiefeldolch in der Hand.
Aber das konnte Fressner nicht sehen.
    „Ich lege dich um!“, zischte
der. „Wage nichts! Sonst bist du tot.“
    Tim seufzte wie jemand, der
sich geschlagen gibt, senkte das Kinn auf die Brust, schielte nach links und
gewahrte: Die Pistolenmündung wies zwar in seine Richtung, aber nicht direkt
auf ihn.
    Jetzt!
    Tim schleuderte den
Stiefeldolch wie ein Wurfmesser. Die Entfernung betrug zwei Meter. Ein Blinder
hätte das Ziel nicht verfehlt. Das Ziel war Fressners rechter Oberarm, wo der
Bizeps den Ärmel der Lederjacke spannte.
    Das Messer flog. Tim ließ sich
fallen. Ein Schuss peitschte heraus und klang dünn wie ein hoher Ton auf der
Geige. Die Pistole hatte, wie sich später herausstellen würde, nur
Kleinkaliber. Gleichwohl — auch mit so einem Mäusetöter kann man einen Menschen
umbringen.

    Fressner schrie auf. Die
Dolchklinge war in seinen Armmuskel gedrungen. Allerdings nicht tief. Doch der
Schmerz durchzuckte ihn. Die Pistole fiel zu Boden. Hinter Tim, der schon
wieder hochschnellte, sauste rasselnd der Rollladen eines Rollladenschrankes
hinunter. Das Projektil hatte das Schloss getroffen. Und eine Pistolenkugel
ersetzt den Schlüssel allemal.
    Fressner taumelte und beugte sich
über den Schreibtisch. Tim knallte ihm eine fürchterliche Ohrfeige ins Gesicht
und Fressner wurde zum zweiten Mal gegen die Wand geschleudert, wo er wieder zu
Boden sank. Der Stiefeldolch steckte zitternd im Arm.
    Tim holte rasch die Pistole
unter dem Schreibtisch hervor und sprang hinter die Tür. Denn draußen näherten
sich Schritte.
    „Wage nichts! Sonst bist du
tot!“, zischte er Fressner an und gebrauchte dessen Worte.
    Kracher kam herein, ohne
anzuklopfen, und erstarrte. Schräg von hinten drückte ihm Tim die Pistole an
den Kopf, hatte sie aber vorher gesichert, unauffällig, damit kein Schuss sich
lösen konnte.
    „Wo sind die andern?“, fragte
Tim.
    „U... uhuhuh... unten im
Wagen.“ Kracher stotterte.
    „Dort ist das Fenster. Beug
dich raus und ruf sie hoch! Leo will sie nochmal sprechen. Klar? Und keine
Zicken.“ Kracher nickte. „Wer bist ‘n du?“
    „Ein verdammt guter Freund von
Familie Glockner. Also erwarte keine Milde. Ich weiß nämlich über die Bomben
Bescheid.“
    „Schon gut! Kann ich mir dann
eine Zigarette anzünden? Das dort sind meine.“
    „Wenn das deine einzige Sorge
ist.“
    Es funktionierte. Der Halby
rief hinunter, Zacki und Pickel sollten hochkommen. Fressner hockte am Boden,
hielt sich den blutenden Arm und starrte auf den Dolch, der vor ihm auf dem
Boden lag.
    „O Mann!“ Kracher sog tief den
Rauch in die Lungen und warf sein Einweg-Feuerzeug in den Papierkorb. „Das ist
ja mein Messer. Ich dachte, ich hätte es verloren.“
    „Du hast es verloren“, sagte
Tim. „Aber ein ehrlicher Finder wie ich bringt es zurück.“
    Wieder Schritte auf dem Flur.
Von vier Füßen. Tim hatte sich neben dem Rollladenschrank postiert. Von hier
aus hatte der TKKG-Häuptling alles unter Kontrolle — auch Pickel und Zacki, die
jetzt hereinmarschierten

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