Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
nervös.
„Sie sind mindestens zu fünft“, flüsterte Walter.
Liam brummte bestätigend. Sein Unterkiefer spannte sich an „Walter, bring Erin von hier weg“, befahl er heiser.
Sein Freund schüttelte mit einem Ausdruck in den Augen den Kopf, den Erin nicht deuten konnte. „Du hast noch eine Familie, die du beschützen kannst.“
Mit einem Nicken gab Liam zu verstehen, dass er das Opfer seines Kameraden akzeptierte. „Wir müssen uns beeilen“, meinte er an Erin gewandt. „Sie sind gleich da.“
Er führte den Hengst tiefer zwischen die Bäume. Erin warf einen Blick auf die zurückbleibenden Krieger. Sie machten sich kampfbereit. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als Liam vom Pferd stieg und sie dann herunterhob.
„Ich werde dich verstecken“, erklärte er leise. Mit zusammengekniffenen Augen griff er nach ihrer zitternden Hand und zog sie vorwärts. Es blieb keine Zeit, ihr die Angst zu nehmen. Zuerst musste er sie in Sicherheit bringen.
Ihr war bewusst, dass sie kein Geräusch machen durften. Doch das Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie nicht sagen konnte, ob ihre raschen Schritte auf dem Laub ein Rascheln verursachten.
Zu seiner Erleichterung entdeckte Liam vor sich eine Gesteinsformation. Eine der Felsspalten schien breit genug, um Erins schmalen Körper aufzunehmen.
Liam befahl ihr, in die Öffnung zu kriechen. Dann bedeckte er den Spalt mit einem dichten, grünen Zweig. „Ich muss zurück zu den anderen“, meinte er zu den in Panik weit aufgerissenen Augen in der Dunkelheit. „Du bleibst hier und rührst dich nicht von der Stelle, hörst du? … Egal was passiert! Versprich es mir!“
„Ich verspreche es“, hauchte Erin. „Aber lass ich nicht schutzlos zurück.“
„Die anderen brauchen mich.“
„Ich weiß. … Gib mir den Dolch aus deinem Stiefel, bitte.“
„Woher weißt du …“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich will mich zur Wehr setzen können.“
Er nickte und zog den Dolch hervor. „Ziele am besten auf den Hals. Du bist nicht stark genug, um Knochen oder Rippen zu durchstechen.“ Dann reichte er ihr die Waffe und wandte sich um.
Ihre Stimme hielt ihn noch einmal auf. „Gib auf dich Acht, Liam.“
Ein Nicken, bevor er mit großen Schritten davonlief.
Die Minuten zogen sich endlos dahin, während Erin in ihrem Versteck ausharrte. Sie hörte Stimmen, schließlich das Klirren von Schwertern, Schreie. Der Platzmangel machte es ihr unmöglich, die Hand auf ihren Mund zu pressen, um den Schrei zu dämpfen, der von der Tiefe ihrer Seele nach draußen dringen wollte. Stattdessen biss sie sich auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte. Tränen liefen ihr lautlos über die Wangen. Während ihre Rechte den Dolch umklammerte, legte sie die Handinnenfläche der Linken beschützend auf ihren Bauch. „Dein Vater wird alles in seiner Macht stehende tun, um heil zu dir zurück zu kommen“, sandte sie in Gedanken eine Botschaft an ihr ungeborenes Kind.
Ging es Liam wirklich gut? War einer der anderen Männer verletzt? Stammten die Schreie von einem von ihnen? War vielleicht sogar jemand getötet worden? Das alles war alleine ihre Schuld.
Plötzlich hörte sie Schritte. Sie näherten sich ihrem Versteck. Doch die Schritte wirkten unsicher, verharrten immer wieder, als würde sich jemand suchend umblicken. Umblicken nach ihr?
Da! Ein Geräusch! Wieder Schritte! Ein Rascheln!
Erin wagte nicht zu atmen. Die Schreie aus der Ferne waren inzwischen verstummt. Ihr Herz schrie, dass Liam und seine Krieger gewonnen hatten und ihr Mann sie holen kam. Er brauchte nur deshalb so lange, weil er sichergehen wollte, dass ihm niemand zu ihrem Versteck folgte.
Doch der schmerzende Knoten in ihrem Magen befürchtete einen anderen Ausgang des Kampfes.
Die Schritte langten bei ihr an. Erin konnte nicht erkennen, um wen es sich bei der Person handelte, die vor den Blättern anlangte. Mit einem Ruck wurde der Ast weggezogen, und Erin schrie auf.
„Pst, alles ist in Ordnung“, erklang Liams beruhigende Stimme. Er griff nach ihrer Hand und zog sie aus ihrem Versteck. „Es ist vorbei.“
Aufschluchzend warf sie sich in seine Arme. „Ich hatte solche Angst!“ Sie versuchte, tief Luft zu holen. Ihr Blick tastete über seinen Körper.
„Als ich bei den anderen angekommen bin, war das Schlimmste schon vorüber.“
„Geht es den Männern gut?“
„Von den Fremden würde ich das nicht behaupten“, sagte Liam. Sein Tonfall klang bedrückt. „Sie sind entweder ohnmächtig
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