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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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Diego war wie sein früheres Selbst.
    Und vielleicht hatte Balthazar sich noch gar nicht so sehr verändert. Wenn Diegos Liebe zu seiner Frau Balthazars Gefühlen gegenüber Bianca ähnelten, dann …
    Dann verstand er den Kummer und den Zorn. Diego und er würden sich bald wieder begegnen. Und dieses Zusammentreffen würde nur einer von ihnen überleben.
    Was sollte dann aus Bianca werden?

14. KAPITEL
    Das Klirren zerbrechender Gläser, Geschrei und lautes Gelächter weckten Diego aus seinem unruhigen Schlaf. Er riss die Augen auf und starrte verwirrt auf die verrußten Balken über seinem Kopf. Die Türen und Fenster waren geschlossen, aber trotzdem drang der übliche Lärm, der nachts in Tortuga herrschte, herein.
    Die Hure, die neben ihm lag, murmelte etwas im Schlaf und rollte sich zu ihm herüber. Im schwachen Licht der rauchenden Lampe sah er, dass ihre blasse Haut schmutzig war und ihre rauen Brustwarzen mit der gleichen kupferroten Farbe beschmiert waren wie ihr mit Henna gefärbtes Haar. Sie roch nach billigem Rum und noch billigerer Liebe.
    Er dachte an Esperanza, ihre goldbraune Haut, den Blumengeruch ihres langen schwarzen Haars. An ihr süßes, liebliches Lächeln.
    Angewidert von der Hure, von sich selbst, von allem, löste er sich von der Frau und setzte sich auf den Rand des Betts. Er sah das flackernde Licht einer Fackel, getragen von einer Gruppe betrunkener Männer, die vor dem Fenster vorbeigingen und an diesem verrufenen Ort ihre unrecht erworbenen Münzen ausgaben. Münzen, die sie durch Blutvergießen und Totschlag erworben hatten und die sie noch vor Sonnenaufgang an Alkohol und Frauen verschwenden würden.
    Der Schein der Fackel fiel auf den kargen Raum, den er gemietet hatte, auf den schmutzigen Lehmboden, die vermoderte Strohmatratze und das Bündel Kleider über einem wackligen Stuhl. Das war nicht das, was er sich erhofft hatte, als er Spanien verließ! Als er sein Zuhause hinter sich gelassen und voller Tatendrang den Weg in diese Hölle eingeschlagen hatte. Er hatte hier keine Reichtümer gefunden. Seinen einzigen Schatz, Esperanza, hatte er an die Habgier und Skrupellosigkeit, die in dieser neuen Welt herrschten, verloren.
    Und im Besonderen an die Habgier eines einzigen Mannes. Balthazar Grattiano.
    Seltsam, dachte Diego, als er nach seiner engen Hose und den Stiefeln griff. Er hatte geglaubt, er würde nach Grattianos Tod Seelenruhe und Frieden finden. Doch er verspürte weiterhin nur kalte Leere. Vielleicht würde er sich bis an sein Lebensende so fühlen, bis er selbst vom Schwert eines anderen aufgespießt wurde.
    Doch für Reue war es nun zu spät. Er hatte seine Entscheidung getroffen, und es war die einzig mögliche. Esperanza war tot. Auch er würde nicht mehr lange leben. Und bis zu diesem Tag würde er einfach weiter dieses sinnlose Leben ertragen müssen.
    Diego zog sich an und inspizierte die Flasche, die er auf dem Boden fand. Sie war leer. Er erinnerte sich daran, sie mit der rothaarigen Dirne getrunken und seine Erinnerungen im Alkohol ertränkt zu haben, bevor er schnell und rücksichtslos in sie eingedrungen war. Er könnte sich eine weitere Flasche besorgen, aber er verspürte keinen Drang nach einem neuen trunkenen Rausch, sondern danach, allein zu sein. Sich allein in völlige Ruhe zurückzuziehen.
    Doch das war auf Tortuga unmöglich, dieser Hölle auf Erden. Stille war das Einzige, was man dort nicht mit Escudos erkaufen konnte.
    Wie eine Bestätigung dieser Erkenntnis klopfte es laut an die Tür, so heftig, dass der Raum bis in die Grundfesten erschüttert wurde. Die Dirne riss dieser Lärm jedoch nicht aus dem Schlaf; sie drehte sich lediglich auf die andere Seite und begann zu schnarchen. Diego griff so schnell er konnte nach seinem Schwert und umklammerte den Griff, während er die Tür öffnete. Vielleicht hatte endlich seine letzte Stunde geschlagen.
    Doch er sah sich seinem Ersten Offizier Mauro gegenüber, der gefährlich schwankend auf der Türschwelle stand. Eine kleine Blondine in einem zerrissenen roten Kleid stützte ihn, obwohl sie kaum nüchterner wirkte. Diegos Griff lockerte sich, aber er hielt das Schwert weiterhin in der Hand. Nur ein Dummkopf würde in diesem Rattennest auch nur einen Moment lang die Deckung aufgeben.
    „Käpt’n“, lallte Mauro. Er schwankte zu einer Seite, und die Blondine kicherte, als sie ihm half, sich wieder aufzurichten. „Hab’ in der Taverne gehört …“
    Diego legte die Stirn in Falten, als er Mauro

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