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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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und wünschte, sie könne sich darin ertränken. Und Balthazar gleich mit.
    Sie griff nach einem Stapel Bücher und nahm sich, ohne hinzusehen, den obersten Band in der Hoffnung auf Abwechslung. Ptolemäus’ „Geographie“. Natürlich. Poesie oder Liebesgeschichten konnte sie wohl bei Balthazar nicht erwarten. Sie öffnete das Werk und vertiefte sich in die Beschreibung der Gewürzinseln und der 360 Längengrade.
    Sie las gerade das Kapitel über Afrika und wohin sich dieser Teil der Welt weit südlich des Äquators erstreckte, als die Kabinentür geöffnet wurde. Sie schreckte auf und sah Balthazar vor sich stehen. Sein Haar, das von einem schwarzen Band zusammengehalten wurde, war vom Seewind zerzaust, sein Hemd oben offen, sodass sie ein Stück seiner sonnengebräunten Haut sehen konnte. Er sah aus, als sei er Teil des Ozeans, der salzigen Wellen, der Sonne, des weiten Himmels. Als verkörpere er köstliche, berauschende Freiheit.
    Sie strich über den weichen Ärmel des Morgenrocks. Wie viele Balthazars gab es eigentlich? Drei? Zwölf? Hundert?
    Einen kurzen Moment lang verführte das Lächeln, das er ihr zuwarf, sie fast dazu, sich in seine Arme zu werfen. Seinen Mund auf ihrem zu spüren, das Salz und die Sonne auf ihm zu schmecken und alles bei den Genüssen, die sein perfekter Körper ihr verschaffte, zu vergessen.
    Aber auch das würde nur zu vielen weiteren Komplikationen führen. Und sie konnte ihn nicht schon wieder so gefährlich nahe an sich heranlassen. Sie hatte die Kinder gesehen …
    „Aha, du liest Ptolemäus?“ Die Tür fiel hinter ihm zu, und er trat auf sie zu, um sich den Rest des Weins einzuschenken. Sie sah die Bewegung der Muskeln in seiner starken braunen Kehle, als er trank, und musste die Augen abwenden.
    Leider fiel ihr Blick als Nächstes auf den verblichenen Teppich unter seinen abgewetzten Stiefeln, und ihre Erinnerung an die Ereignisse der letzten Nacht, die sich genau da abgespielt hatten, kehrte zurück.
    „Ja“, sagte sie nervös. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“
    „Natürlich nicht.“ Er ließ sich ihr gegenüber nieder und spießte mit seinem Dolch ein Stück Obst auf. „Ich weiß noch, wie ich mich in Venedig mit dir über Bücher unterhalten konnte. Über Seefahrt, neue Länder und Entdeckungen.“
    „Daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Du warst der einzige Mensch, mit dem ich je über Derartiges sprechen konnte. Alle anderen waren so …“
    „Fatalistisch? Ihrem Schicksal ergeben?“
    „Ja, genau. Unsere Magd mochte es nicht, wenn ich las. Sie sagte, wenn Gott uns einen Platz in der Welt zugeordnet habe, dann sollten wir dort bleiben und nicht die Segel setzen, um heidnische Länder zu erkunden.“
    Balthazar lachte. „Vielleicht hatte sie recht. Sieh nur, in welche Schwierigkeiten wir hier ‚bei den Heiden‘ geraten sind.“
    „In nicht so große wie in Venedig, dem gesegneten Land des heiligen Markus.“
    „Stimmt. Aber vielleicht hat Gott uns in Venedig zur Welt kommen lassen, der auf Wasser errichteten Stadt der Gondeln, damit wir lernen hierherzusegeln.“
    „Dann würde ich mir wünschen, Gottes Wege wären nicht so unergründlich“, murmelte Bianca. Sie brauchte genau jetzt eine göttliche Eingebung, aus der ihr ersichtlich würde, was sie tun sollte. Wie die Wahrheit aussah. Aber wahrscheinlich würde sie nur die Stimme des Teufels hören, und der würde sie in Versuchung führen, ihr Vorhaben aufzugeben und sich der sinnlichen Macht von Balthazars Küssen hinzugeben.
    „Er hält sich in der Tat bedeckt“, sagte Balthazar. „Besonders, wenn man seinen Rat am dringendsten braucht.“
    „Und doch benutzt er uns, um durch uns Werke großer Schönheit zu schaffen“, erwiderte Bianca. Sie tippte mit dem Finger auf eine der Karten. „Hast du das gezeichnet?“
    Er runzelte die Stirn und betrachtete die Seekarte, als habe er sie nie zuvor gesehen und wüsste nicht, wie sie dorthin gekommen sei. „Ja, habe ich“, antwortete er schließlich.
    „Wieso so zurückhaltend? Jeder andere Mensch würde sich damit brüsten. Das sind wunderschöne Arbeiten.“
    „Findest du?“
    „Ja, natürlich. Die Details und die Genauigkeit sind unglaublich. Mein Mann war Seefahrer, und ich kenne mich ein bisschen mit Seekarten aus. Er hätte alles gegeben, um solch akkurate Karten zu besitzen.“
    „Natürlich. Dein Mann. Erzähl mir doch einmal, wer dieser Señor Montero war, Bianca.“
    Bianca lachte. „Du, Signor Grattiano, versuchst, das Thema

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