Im Winter der Löwen
gealtert.
»Tuula«, sagte er und war überrascht von der Wärme, die in seiner Stimme lag.
»Moment noch. Wir sind hier nicht fertig«, sagte Sundström.
»Doch, sind wir. Setz dich doch, Tuula«, sagte Hämäläinen.
»Wir müssen …«
»Später«, sagte Hämäläinen. Sundström richtete sich abrupt auf und murmelte etwas, das Hämäläinen nicht verstand. Er war schon auf dem Korridor, als Westerberg, auf der Türschwelle stehend, innehielt und fragte: »Niskanen, der Langläufer?«
»Genau der«, sagte Hämäläinen.
»Wissen Sie, was …«
»Der heute Schafe züchtet?«, sagte Westerberg.
»Wie bitte?«
»Niskanen. Züchtet Schafe in Irland.«
»Wie bitte?«
»Habe ich gelesen«, sagte Westerberg. Er nickte ihnen noch einmal zu und ging.
»Was war das denn?«, fragte Tuula.
»Schafe in Irland. Wusstest du das?«
»Was denn?«, fragte Tuula.
»Du musst das überprüfen.«
»Was denn?«
»Ob Niskanen Schafe züchtet in Irland. Und jetzt setz dich bitte. Wir haben einiges zu besprechen, wegen der Sendung in zwei Tagen.«
44
Am Abend brachte Päivi Holmquist eine Liste. Sie stand neben ihm, während Joentaa las. September 2003, Flug zeug, Russland, vier Opfer aus Finnland stammend, nament lich bekannt: Sulo (43 Jahre alt) und Armi Nieminen (48), wa ren wohnhaft in Rautatietori 32, Helsinki; Mai 2005, Flugzeug, Vaasa/FIN, Kleinmaschine, zwei finnische Opfer, beide na mentlich bekannt: Matti Jervenpää (29), war wohnhaft in Ka levalankatu 45, Vaasa, Kaino Soininen (42), war wohnhaft in Töölönkatu 83, Helsinki; Januar 2006, Zug, Kotka/FIN, ein Todesopfer, Eija Lundberg (16) …
Die Liste umfasste fünfzehn Opfer und neun Namen. Die Buchstaben flimmerten vor Joentaas Augen, und er bedankte sich.
»Die noch fehlenden Namen werden sich vermutlich leicht ermitteln lassen. Ich mache heute noch weiter.«
»Ja … ich danke dir.«
»Die Liste ist noch lückenhaft, aber Unglücke der Art, die wir suchen, sind eher selten. Wenn du also ausschließlich Menschen suchst, die Opfer genau dieser Katastrophen wurden, dann dürftest du hier die meisten Betroffenen notiert finden.«
Joentaa nickte. Er las die Namen und begriff seine Idee nicht mehr.
»Es gibt natürlich viele Unbekannte in der Gleichung. Ich bin in Bezug auf Flugzeug- und Zugunglücke zunächst von heute bis zu zehn Jahre zurückgegangen, aber das Ereignis, das du suchst, könnte vermutlich noch länger zurückliegen. Es könnte auch ein Unglück sein, das nicht durch die Medien ging, wobei mir das unwahrscheinlich erscheint. Selbst der Absturz der kleinmotorigen Maschine bei Vaasa war durch Einträge in mehreren Zeitungen verzeichnet. Ein weiteres Problem ist, dass ich mich zunächst auf Opfer mit finnischer Staatsangehörigkeit konzentriert habe, was möglicherweise eine unzulässige Einschränkung ist …«
Joentaa nickte.
»Einen Brand in einer Geisterbahn habe ich tatsächlich gefunden, aber das liegt mehr als fünfzehn Jahre zurück. Auf einem Vergnügungspark in Salo waren damals drei Kinder ums Leben gekommen.«
»Ja …«
»Die Namen konnte ich noch nicht recherchieren.«
»Ja. Ich danke dir, Päivi. Ich weiß … ich weiß jetzt schon nicht mehr … mir kommt der Gedanke, den ich hatte, ganz konstruiert vor. Vermutlich hatte Vaasara Recht …«
»Vaasara?«
»Ja, der Assistent des Puppenbauers, Mäkelä. Er begriff meine Überlegungen gar nicht, als ich mit ihm darüber gesprochen habe.«
Päivi Holmquist schwieg.
»Ich weiß nicht, wie ich darauf kam. Irgendwie hatte mich Larissa …, eine Freundin, darauf gestoßen. Wegen der umgekehrten Beerdigung.«
Päivi Holmquist grinste schief und sagte: »Kimmo, jetzt ist einer dieser Momente, in denen du schwer zu verstehen bist.«
»Entschuldige. Jedenfalls danke ich dir für die Liste.«
»Soll ich an der Sache dranbleiben?«
»Ja … ja, doch.«
Päivi Holmquist nickte und lächelte ihn an, bevor sie ging, und Kimmo Joentaa konnte den Blick nicht von den Worten nehmen, die sie geschrieben hatte und hinter denen er eine Antwort vermutete.
Name, Anschrift, Geburtsdatum.
Sanna Joentaa, 25, wohnhaft in …
Er wählte seine Nummer. Wartete. Hörte die Standardansage des Herstellers. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signal. Er unterbrach die Verbindung, und eine Sekunde später klingelte das Telefon.
»Was machst du eigentlich, Kimmo?!«, fragte Sundström.
»Ich habe dir ausrichten lassen …«
»Ist mir vergleichsweise egal, was du mir hast
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