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Im Winter der Löwen

Titel: Im Winter der Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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ausrichten lassen. Ich frage, was du machst. Wieso fährst du einfach weg?!«
    »Ich hatte eine Idee, die ich …«
    »Nämlich welche?«
    »Was ich dir heute Morgen schon sagte. Ich glaube, dass es ein irrationales Motiv gibt, das mit den Puppen zusammenhängt und mit der Art, in der sie zur Schau gestellt wurden.«
    Sundström schwieg und schien auf nähere Erläuterungen zu warten.
    »Es war eine umgekehrte Beerdigung.«
    »Eine was?«
    »Und Hämäläinen, Mäkelä und Patrik waren …«
    »Waren was?«
    »Die … Grabschänder, wenn du so willst. Ohne es zu wollen, natürlich. Aber ich weiß nicht … vielleicht ist es eine Sackgasse. Ich halte gerade einen Zettel mit Namen in den Händen, die Päivi ermittelt hat, und zweifle daran, dass sie irgendeine Bedeutung haben.«
    Sundström schwieg lange.
    »Paavo?«
    »Hämäläinen geht es besser. Er möchte nach Hause zurückkehren und bald wieder moderieren. Am Silvesterabend. Frohes Neues.«
    »Das ist schlecht«, sagte Joentaa.
    Sundström lachte freudlos. »Oder gut. Der perfekte Köder. Vorausgesetzt, wir haben es tatsächlich mit einem der Wahnsinnigen zu tun, die in zunehmender Zahl dieses Land bevölkern.«
    Sundström schien auf einen Widerspruch zu warten oder eine Zustimmung.
    »Das kriminaltechnische Institut arbeitet noch an dem Reifenprofil. Es gibt zwei Zeugen, die vor Mäkeläs Haus einen dunklen Kleinwagen gesehen haben wollen. Farbe unbekannt. Möglicherweise ein Renault Twingo. Wenn wir das Reifenprofil dieser Marke zuordnen können, lässt sich damit was anfangen.«
    »Gut«, sagte Joentaa.
    »Ich werde vorläufig hierbleiben und mich darauf konzentrieren, Hämäläinens Sicherheit zu gewährleisten. Da ich kaum glaube, dass dieser Schnarchsack Westerberg dazu in der Lage ist.«
    Joentaa dachte an Westerberg, der mitten in der Nacht am Telefon hellwach gewesen war.
    »Bis später«, sagte Sundström.
    »Bis später, Paavo«, sagte Joentaa.
    Er legte das Telefon auf den Schreibtisch und nahm den Zettel. Sein Blick kehrte immer wieder zu einem der Namen zurück. Raisa Lagerblom, 28. Gestorben im August 2005 beim Absturz eines Segelfliegers in Kouvula. Wohnhaft gewesen in Raisio. Nicht weit von Turku.
    Joentaa kannte den Namen nicht, aber er kannte die Straße. Eine Landstraße, die zum Strand von Naantali führte.
    Er war auf dieser Straße gefahren, an Sommertagen, an denen Sanna und Raisa Lagerblom noch gelebt hatten.
45
    Während sie neben Aapeli den Weg zum Haus entlangläuft, kehrt das Bild zurück. Aapeli öffnet die Tür und seufzt leise und sagt, er sei jetzt ein wenig müde.
    Dann stehen sie sich gegenüber im Treppenhaus, und er findet immer einen neuen Satz, den er sagen möchte. Sie kann ihn nicht hören. Aapeli spricht nahezu lautlos und versucht, den Tag festzuhalten, der ihr entgleitet.
    »Rauna ist ein tolles Mädchen … man hätte fast denken können, wir wären eine Familie, Tochter, Mama und Opa«, sagt er und lacht.
    Sie liest es von seinen Lippen ab.
    Ist der Himmel eingestürzt?, fragt Rauna, und sie kann sich nicht bewegen. Sie spürt den Schmerz nicht, und sie sieht Rauna an und versucht, ihren Blick an sich zu binden, wenn Rauna im Dunkel die Augen schließt, und sie denkt: Ja, er ist eingestürzt. Ja.
    Aapeli hat den Kopf gesenkt, und sie sieht ihm an, dass er befürchtet, etwas Falsches gesagt zu haben.
    »Ich werde jetzt erst mal die ganzen Muumintal-Folgen anschauen«, sagt er. »Meine Söhne werden überrascht sein, wenn ich sie bitte, mir die DVDs der Kinder auszuleihen.«
    Er lacht.
    »Ja. Mach’s gut. Bis bald«, sagt er.
    »Bis bald«, sagt sie und wartet, bis die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist.
    Dann geht sie in ihre Wohnung. Ein rotes Blinken. Eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Die erste seit langem. Sie drückt den Knopf und hört die Ansage und dann die dynamische Stimme eines jungen Mannes:
    »Hallo, Frau Salonen. Mein Name ist Olli Latvala. Ich rufe an wegen Ihrer Anreise morgen. Die Tickets müssten Ihnen zugegangen sein. Ich würde Sie um 18.30 Uhr am Bahnhof abholen. Passt das? Ich habe leider keine Handynummer vorliegen. Melde mich morgen Vormittag nochmal. Bis dahin, einen schönen Abend. Wir freuen uns auf Sie.«
    Sie denkt über Worte nach, während sie ins Bad geht.
    Morgen. Wir freuen uns auf Sie.
    Sie befüllt die Wanne und streift die Kleider ab.
    Sie sitzt im heißen Wasser und zittert, und Ilmari und Veikko sind Schatten in ihren Gedanken.
46
    Tuula Palonen saß vor dem

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