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Im Winter der Löwen

Titel: Im Winter der Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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begriff, dass Sundströms Gesten ihm galten. Er stand auf und ging auf Sundström zu.
    »Was ist denn?«, rief er im Gehen.
    »Wir sollten seine Frau informieren«, rief Sundström.
    »Freundin«, sagte Heinonen, als Joentaa bei ihnen war.
    »Hm?«
    »Freundin. Laukkanen war nicht verheiratet. Ich bin ziemlich sicher, dass er nicht mit Leena verheiratet ist«, sagte Heinonen.
    »Das ist doch vollkommen egal, wir müssen jedenfalls die Frau informieren, mit der Laukkanen zusammengelebt hat … Moment … Yriönkatu 17. Kennt ihr die Frau?«
    Joentaa und Heinonen nickten.
    »Ja … und?«, fragte Sundström. »Du kennst sie auch, sie war auf der Weihnachtsfeier vor zwei Wochen«, sagte Heinonen.
    »Ach ja?«, sagte Sundström.
    »Sie ist wesentlich jünger als Patrik, Ende dreißig, schätze ich«, sagte Heinonen. »Rotblonde Haare.«
    »Ah«, sagte Sundström. »Ja, ja … ich erinnere mich sogar. Ich dachte die ganze Zeit, Laukkanen würde die im Suff anmachen und habe mich für ihn geschämt.«
    »Tja …«, sagte Heinonen.
    »Wobei … vielleicht war ich auch neidisch, weil es so aussah, als ob Laukkanen mit seiner dämlichen Anmache Erfolg hatte.«
    »Tja …«, sagte Heinonen. Joentaa sah den toten Mann im Schnee und dachte daran, dass er mit Patrik Laukkanen noch vor zwei Tagen gesprochen hatte.
    In sachlichem Ton, über den Tod.
    Gemeinsam hatten sie sich über die Leiche einer jungen Frau gebeugt, die vermutlich an einer Überdosis starker Schlaftabletten gestorben war.
    »Leena, sagst du? Die Frau sah verdammt gut aus«, sagte Sundström.
    Laukkanen. Er hatte immer geschäftig gewirkt, in seiner Rastlosigkeit ein merkwürdiger Kontrast zu der Stille der Hallen, in denen er gearbeitet hatte.
    »Kimmo?«, sagte Sundström.
    »Hm?«
    »Gehen wir?«
    »Natürlich«, sagte Joentaa.
    Er fühlte sich ein wenig schwindlig, während er Sundström zum Wagen folgte. Er dachte an Laukkanen, daran, dass Laukkanens Einschätzungen immer klarsichtig und häufig sehr hilfreich gewesen waren. Vielleicht war es das, was in dem Bild nicht stimmte. Laukkanen, der leblos im Schnee lag. Laukkanen, ruhelos und effektiv in stillen grünen Hallen. Laukkanen, der wie kein anderer den Eindruck vermittelt hatte, er habe den Tod im Griff.
9
    Sie parkt den Wagen und nimmt den Rucksack vom Beifahrersitz. Sie geht auf Schneematsch an einem strahlend blauen Tag vorbei und lächelt Aapeli entgegen, der ihr für die Weihnachtskarte dankt.
    »Meine Kinder haben mich vergessen, aber du …«, sagt Aapeli.
    Sie lächelt.
    »Ein schönes Foto … von Ilmari und Veikko … wo … wo habt ihr das aufgenommen?«
    »In Stockholm, am Fluss«, sagt sie und lächelt.
    Aapeli nickt. »Na, dann … bis bald«, sagt er.
    »Bis bald«, sagt sie.
    »Und alles Gute. Alles Gute für dich«, sagt Aapeli.
    »Das wünsche ich dir auch«, sagt sie.
    Sie sieht Aapeli nach, der, jeden Schritt behutsam setzend, auf die weißen Bäume zugeht.
    Sie stößt die Tür zum Treppenhaus auf und geht hinunter in die Waschküche. Sie nimmt die Kleider aus dem Rucksack und betrachtet eine Weile die Flecken. Sie weiß, was passiert ist, aber sie kann sich nicht daran erinnern.
    Sie legt die Kleider in die Maschine, füllt Waschpulver ein und wirft eine Münze in den Automaten. Sie sieht eine Weile dem Wasser dabei zu, wie es sich mit dem Pulver zu Schaum mischt.
    Sie nimmt das Messer aus dem Rucksack, geht zum Waschbecken, schaltet den Wasserhahn an und hält das Messer unter den Strahl, bis es aussieht wie neu.
    Dann geht sie nach oben. Während sie die Tür zu ihrer Wohnung aufschließt, hat sie zum ersten Mal seit langem Hunger.
10
    Sie fuhren nicht lange. Patrik Laukkanen war in unmittelbarer Nähe seines Hauses ermordet worden. Ein Holzhaus, umgeben von einem weitläufigen Garten. Es schien kürzlich erst gestrichen worden zu sein, in einem sanften Orange-Ton, der an Aprikosen erinnerte. Joentaa war noch nie hier gewesen.
    »Das ist es«, sagte Sundström.
    Joentaa nickte.
    Sundström blieb sitzen, und Joentaa dachte an das, was Salomon erzählt hatte.
    »Sie haben ein Kind, ein kleines Baby«, sagte er.
    »Auch das noch«, sagte Sundström. Er sackte tiefer in seinen Sitz. Dann katapultierte er sich nach vorn und öffnete die Tür. »Gut, dann machen wir das jetzt«, sagte er und stieg aus. Joentaa folgte ihm. Hinter dem Fenster neben der Eingangstür erahnte er die Silhouette einer Frau. Laukkanen/Jauhiainen stand auf dem Briefkasten. Sundström klingelte. Joentaa hörte

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