Im Wirbel der Gefuehle
griff er nur noch nach den Zügeln der beiden Pferde und zog diese hinter sich her. An einem Ast machte er die beiden Reittiere fest und konzentrierte sich dann ganz auf seine große Liebe, die er erneut in seine Arme nahm.
»Madame Pingre«, begann er drohend mit einem breiten Grinsen im Gesicht, »erinnern Sie sich noch daran, wie ich Sie davor warnte, ihre Zunge in Zaum zu halten?«
Was hatte sie denn eben bloß gesagt? Sie konnte sich nicht mehr richtig erinnern, erst recht nicht, solange seine Hände ihren Körper mit Streicheleinheiten bedachten, und um sie herum langsam alles in einer intimen Dämmerung versank. Sie brachte kaum noch ein Wort hervor und flüsterte fast unhörbar. »Was war es denn?«
»Ich bin der einzige Mann, der dich glücklich machen kann, hast du gesagt. Das war wohl in mehrerlei Hinsicht wahr. Sollen wir mal schauen, ob du noch einmal glücklich wirst?«
Sie musste wirklich aufpassen, was sie so von sich gab. Sie sollte sich ganz genau überlegen, was das Richtige wäre, welche Bemerkung, die zugleich unschuldig und anzüglich genug war, ihn dazu zu bringen, wieder über sie herzufallen, sie in seine Arme zu nehmen und in sein Herz zu schließen, dachte sie und lächelte dabei glücklich.
»Warum nicht?«, erwiderte sie und holte sehnsuchtsvoll Luft, als er näher kam und sich zwischen ihre Schenkel schob.
»Oh ja, warum nicht?«
Anmerkungen der Autorin
Historische Details haben mich schon immer fasziniert. Besonderes Interesse galt diesmal den alten Zeitungen aus New Orleans, die oft nur ein oder zwei Seiten umfassten. Die Notizen und Randbemerkungen, die ich dort entdeckt habe, ließen eine längst vergessene Welt bildreich wiederauferstehen, mit den Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Dampfschiffe, den saisonbedingten Handelsgütern, den Opernaufführungen, den Bällen und Tanzveranstaltungen, den Unterrichtsstunden im Zeichnen und Fechten und tausend anderen Dingen. All diese interessanten Details ergaben eine Momentaufnahme der Vergangenheit, und so konnte ich das bunte Leben des Vieux Carre für meine Leser der Fechtmeisterromane in all ihrer Vielfalt Wiederaufleben lassen.
Einige der maitre d’armes, die dabei Vorkommen, einschließlich Gilbert »Titi« Rosiere, Bastile Croquere, Jean »Pepe« Lulla und Marcel Dauphin lebten tatsächlich. Sie und ihre Freunde waren bis zum Beginn des Bürgerkrieges ein Teil der Gesellschaft von New Orleans. Nach dem Ende des Krieges war das Leben ein anderes, und ihre Dienste wurden nicht mehr länger gebraucht, sodass sie langsam von der Bildfläche verschwanden. Es war mir jedoch ein Vergnügen, sie wieder zum Leben zu erwecken.
Meine Liebe zu Männern mit einer scharfen Klinge in der Hand ist noch nicht erkaltet. Im Moment recherchiere ich eine Geschichte über die letzten Tage der Ritter, der Helden in glänzender Rüstung, über die Zeit, wenn das dunkle Mittelalter dem Licht der Renaissance weicht, was ungefähr die Jahre 1485—1495 umfassen wird. Meine nächsten drei Bücher werden am Hof des englischen Königs Heinrich VII. angesiedelt sein, des ersten Tudors. In jener skandalträchtigen Zeit, die ebenso farbenprächtig wie gefährlich war, wird es um die drei Grazien von Graydon gehen, drei Schwestern, die jedem Mann Unglück bringen, der es wagt, sie besitzen zu wollen, ohne sie wirklich zu lieben. Jetzt, da ich an diesem Thema sitze und darüber schreibe, ist mein Kopf voll von Samt und Seide, Perlen, Flaggen und Wimpel, königlichen Vorrechten, Burgen, Schlachten und mittelalterlichen Umgangsformen. Ich bin gespannt darauf, diese Zeit zum Leben zu erwecken, und hoffe, dass meine Leser diese großartige Epoche ebenfalls mögen werden.
Jennifer Blake Caney Lake 19. April 2009
Danksagungen
»Louisiana, a state of mind« besagt die Werbetafel, und so ist es auch. Es umfasst die enorme Ausdehnung dieses heutigen Bundesstaates im 17. Jahrhundert unter Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, über die zahlreichen bunten und schrägen Gestalten der Folgezeit bis hin zu den heutigen Ereignissen, die man aus den Zeitungen kennt. Viele Autoren haben versucht, die Vielfalt dieser langen und wechselvollen Geschichte darzustellen, sich mehr auf dieses oder jenes gestürzt, und ich stehe bei allen in der Schuld, jedem Einzelnen. Besonders dankbar bin ich für Herbert Ashburys The French Quarter, in dem ich das erste Mal über die berühmten maitre d’armes gelesen habe und ihre Sonderstellung in der Gesellschaft von New Orleans; für Gumbo Ya-Ya,
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