Im Zauber der Gefuehle
Schluck zu nehmen, und noch einen, bis ihre Augen von dem samtenen Feuer tränten.
»Ich glaube, er ist nicht mehr gut«, krächzte sie heiser.
Nick betrachtete sie amüsiert. »Er ist durchaus noch gut. Es ist ein Fin Bois aus dem Jahre 98.«
»Muss ein schlechtes Jahr gewesen sein.«
Grinsend strich er ihr mit den Daumen über die Handrücken. »Das sollte jemand mal den Weinhändlern verraten, denn normalerweise wird er für fünfzig Pfund pro Flasche verkauft.«
»Fünfzig Pfund?«, wiederholte sie entgeistert. Mit geschlossenen Augen trank sie das Glas in mehreren Zügen leer und musste husten, als sie es ihm zurückgab.
»Braves Mädchen«, flüsterte Nick, wobei er ihr eine Hand in den Nacken legte und leichte drückte. In diesem Augenblick musste sie daran denken, dass Nick ihr niemals wehgetan hatte, obwohl seine Hände so viel größer und kräftiger waren als Radnors. Nicks Berührungen waren immer nur schön gewesen.
Sie zuckte zusammen, als sie das wunde Handgelenk auf der Sessellehne abstützte, was Nick sofort auffiel. Er fluchte kaum hörbar, während er behutsam nach ihrem Arm griff und sich daran machte, ihr den langen Handschuh auszuziehen.
»Es ist nichts«, beteuerte Lottie. »Wirklich, am liebsten würde ich den Handschuh anbehalten ... Lord Radnor hat mich am Arm gepackt, aber es war gar nicht so ...« Sie stöhnte schmerzerfüllt auf, als Nick ihr den Handschuh vorsichtig vom Arm striff.
Nick erstarrte, als er die dunklen Fingerabdrücke sah, die Lord Radnors Klauen hinterlassen hatten. Die mörderische Wut, die ihm mit einem Mal ins Gesicht geschrieben stand, ließ Lottie erschrocken auffahren. »Ich bekomme schnell blaue Flecken«, versicherte sie ihm. »Du darfst nicht so schauen. In ein oder zwei Tagen ist alles wieder abgeheilt und dann ...«
»Ich bringe ihn um.« In rasender Wut bleckte Nick die Zähne. »Wenn ich mit ihm fertig bin, wird nichts von ihm übrig sein als ein Fleck am Boden, dieser gottverfluchte ...«
»Bitte.« Lottie legte ihm eine weiche Hand an die Wange, in der ein Muskelstrang unkontrolliert zuckte. »Lord Radnor kam in der Absicht hierher, uns beiden diesen Abend zu verderben, und ich weigere mich, ihm diese Genugtuung zu gönnen. Ich möchte, dass du mir das Handgelenk mit einem Taschentuch verbindest, und mir hilfst, den Handschuh wieder anzuziehen. Wir müssen schnell zurück, bevor man uns vermisst. Sir Ross wird bald seine Rede halten und wir ...«
»Das ist mir einerlei, verdammt noch mal.«
»Mir aber nicht.« Lottie straffte energisch die Schultern und streichelte ihm mit den Fingerspitzen über die Wangen. »Ich möchte dort hinausgehen und einen Walzer mit dir tanzen und an deiner Seite stehen, während Sir Ross allen verkündet, wer du in Wirklichkeit bist.« Sie senkte die Wimpern und betrachtete verstohlen seinen Mund. »Und dann möchte ich, dass du mich nach Hause bringst und ins Bett trägst.«
Lottie hatte ihr Ziel erreicht und Nick kurzzeitig abgelenkt. Sein grimmiger Blick wurde allmählicher milder. »Und dann?«
Bevor sie antworten konnte, erklang ein dröhnendes
Klopfen an der Tür. »Sydney«, ertönte eine gedämpfte Stimme von draußen.
»Ja«, rief Nick und erhob sich.
Die hoch gewachsene Gestalt von Sir Ross füllte den Türrahmen. Ausdruckslos blickte er die beiden an. »Ich wurde soeben von Radnors Auftauchen in Kenntnis gesetzt.« Er ging direkt auf Lottie zu und kniete sich ähnlich vor sie hin, wie Nick es getan hatte. Als Sir Ross ihren verletzten Arm sah, deutete er vorsichtig darauf. »Darf ich?« Seine Stimme klang so sanft wie noch nie zuvor.
»Ja.« Lottie gestattete ihm, ihre Hand in die seine zu nehmen. Sir Ross untersuchte das blutunterlaufene Handgelenk mit gerunzelter Stirn. Sein Gesicht war so dicht an dem ihren, und seine grauen Augen blickten so freundlich und besorgt, dass Lottie sich fragte, wie sie ihn jemals für unnahbar hatte halten können. Sie musste an das Mitleid für Frauen und Kinder denken, das man ihm nachsagte - und das ihn laut Sophia zu einem so beliebten Polizeichef gemacht hatte.
Sein Mund verzog sich zu einem matten, beruhigenden Lächeln, als er ihre Hand losließ. »Das wird nie wieder Vorkommen, das verspreche ich dir.«
»Wunderbares Fest«, meinte Nick sarkastisch. »Vielleicht kannst du uns verraten, wer zum Teufel Lord Radnor auf die Gästeliste gesetzt hat?«
»Nick«, mischte Lottie sich ein, »es ist schon gut, ich bin mir sicher, dass dein Schwager nicht ...«
»Es
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