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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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dort hinausgehen, desto eher kann Cannon seine vermaledeite Rede halten.«
    Lottie streckte ihre bloße Hand aus und versuchte nicht zusammenzuzucken, als er ihr den engen Handschuh so vorsichtig wie möglich über das geschwollene Gelenk striff. Als er fertig war, war sämtliche Farbe aus Lotties Gesicht gewichen, und Nick rann der Schweiß von der Stirn, als wären es seine Schmerzen und nicht die ihren. »Verflucht sei Radnor«, krächzte er mit rauer Stimme und erhob sich, um ihr noch einen Brandy einzugießen. »Ich werde ihm das Herz aus dem Leib reißen.«
    »Ich weiß etwas, das ihn viel mehr treffen würde.« Lottie griff nach einem Taschentuch, um ihm die schweißbedeckte Stirn zu trocknen.
    »Ach ja?« Fragend hob er die Brauen.
    Ihre Finger schlossen sich um das Taschentuch, und sie ließ etliche Sekunden verstreichen, bevor sie antwortete, während eine Welle der Hoffnung in ihrer Kehle aufstieg und sie beinahe zu ersticken drohte. Sie nahm den Brandy entgegen und trank davon. »Wir könnten versuchen, glücklich miteinander zu sein«, sagte sie. »Das ist etwas, das er nie begreifen würde ... etwas, das er nie haben wird.«
    Aus Angst, Spott oder Ablehnung in seine Augen zu sehen, wagte sie es nicht, ihn anzublicken. Ihr Herz hämmerte jedoch wild in ihrer Brust, als sie spürte, wie sein Mund sich auf ihren Haarschopf senkte und seine Lippen mit den weißen Rosenblüten spielten, die in ihren Zopf eingeflochten waren.
    »Wir könnten es versuchen«, stimmte er ihr leise zu.
    Nach den zwei Brandygläsern fühlte Lottie sich angenehm beschwippst und war dankbar um Nicks starken Arm, als er sie zurück in den Ballsaal führte. Sie war fasziniert, wie muskulös und kraftvoll dieser Arm war. Egal, wie sehr sie sich bei Nick abstützte, er hielt ihr Gewicht mit Leichtigkeit aus. Er war ein kräftiger Mann ... doch bis zu diesem Abend hätte sie nicht vermutet, dass er dazu in der Lage wäre, ihr derart zärtlichen Trost zu spenden — und irgendetwas sagte ihr, dass er selbst es auch nicht vermutet hätte. Ihre Reaktionen waren rein instinktiv gewesen: Sie hatte Schutz bei ihm gesucht, und er hatte sie beruhigt und schützend in die Arme geschlossen.
    Sie betraten den Ballsaal und gingen auf Sir Ross zu, der auf eine kleine, frei stehende Treppe stieg, um für alle im Saal gut sichtbar zu sein. Er bedeutete den Musikern, mit dem Spielen aufzuhören, und bat die Gäste um ihre Aufmerksamkeit. Um seine elegante, von Natur aus gebieterische Stimme hätte ihn jeder Politiker beneidet. Erwartungsvolles Schweigen machte sich im Ballsaal breit, während Gäste aus den benachbarten Zimmern hereinströmten und eine Armee von Lakaien mit Champagnergläsern durch die Menge lief.
    Sir Ross begann seine Rede mit ein paar Worten über seine Karriere als Polizeichef und die Befriedigung, die er immer empfunden hatte, wenn ein Unrecht wieder gutgemacht wurde. Dem ließ er einige positive Bemerkungen über die unverletzlichen Traditionen und Verpflichtungen des Geburtsadels folgen, die in dem Saal, in dem sich zahlreiche Viscounts, Grafen, Marquis und Herzöge aufhielten, offensichtlich Anklang fanden.
    »Ich dachte immer, Sir Ross sei kein großer Befürworter des Geburtsadels«, flüsterte Lottie verstohlen Nick zu.
    Er lächelte grimmig. »Mein Schwager ist ein großartiger Schauspieler, wenn er nur will. Außerdem weiß er, dass sie die Vorstellung, mich als Peer zu akzeptieren, leichter schlucken werden, wenn er sie an ihr striktes Traditionsbewusstsein erinnert.«
    Sir Ross sprach nun von einem ungenannten Gentleman, der schon viel zu lange seines ihm rechtmäßig zustehenden Titels beraubt worden sei. Der direkte Erbe einer vornehmen Familie, der sich in den letzten Jahren vollkommen in den Dienst der Öffentlichkeit gestellt habe.
    »Deshalb«, meinte Sir Ross abschließend, »ist es mir eine ganz besondere Ehre, Lord Sydneys lange überfällige Rückforderung seines Titels und des damit einhergehenden Sitzes im Oberhaus zu verkünden. Ich erwarte voll und ganz, dass er auch weiterhin dem Land und der Königin dienen wird — in der Rolle, die ihm von Geburts wegen zusteht.« Er hob sein Glas mit den Worten empor.
    »Stoßen wir also auf Mr. Nick Gentry an, den Mann, der von nun an als John, Viscount Sydney bekannt sein soll.«
    Gedämpfte Ausrufe der Verwunderung gingen durch die Menge. Obgleich die meisten bereits gewusst hatten, was Sir Ross verkünden würde, war es doch verblüffend, die Worte laut

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