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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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»Ich bin ziemlich müde, und morgen Vormittag bei Tageslicht ist ein Rundgang ohnehin viel schöner.«
    Seine Finger drückten kaum merklich die ihren, dann ließ er ihre Hand los. »Ich bringe dich nach oben.«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Nicht nötig. Ich bitte Mrs. Trench oder einen der Diener, mich zu begleiten.«
    Eine Uhr irgendwo im Haus schlug halb ein Uhr nachts, als Nick endlich das Schlafgemach betrat. Da Lottie trotz ihrer Erschöpfung nicht hatte schlafen können, war sie wach geblieben und hatte in einem Roman gelesen, den sie sich als Reiselektüre mitgenommen hatte. Das Schlafzimmer mit seinen hellgrün gestrichenen Wänden war ein behaglicher Hafen, in dessen Mitte ein reich verziertes Himmelbett mit seidenen Vorhängen stand. Lottie war ganz in die Geschichte vertieft und las, bis das Knarzen einer Diele sie aufschreckte.
    Als sie Nick im Türrahmen gewahrte, legte sie das Buch auf den Nachttisch und wartete geduldig, bis er von sich aus etwas sagen würde. Sie fragte sich, wie viele Erinnerungen bei seinem Rundgang durch das Haus geweckt worden waren, und wie viele stumme Geister ihm auf dem Weg begegnet waren.
    »Du solltest schlafen«, sagte er schließlich.
    »Du auch.« Lottie schlug die Decke beiseite. Nach einer langen Pause fragte sie: »Kommst du zu mir ins Bett?«
    Sein Blick, den er langsam über sie schweifen ließ, blieb am Rüschenbesatz ihres tugendhaft hochgeschlossenen Nachthemds hängen, das sein Blut immer wieder aufs Neue in Wallung versetzte. Er sah so einsam aus, so desillusioniert ... ganz so wie damals, als sie einander zum ersten Mal begegnet waren.
    »Heute nicht«, sagte er zum zweiten Mal an diesem Abend.
    Ihre Blicke trafen sich, und Lottie wusste, dass es ratsam war, nach außen hin so entspannt und unbekümmert wie möglich zu wirken. Sie musste Geduld mit ihm haben, denn ihre Forderungen und ihre Niedergeschlagenheit würden ihn nur weiter von ihr wegtreiben.
    Doch zu ihrem eigenen Entsetzen hörte sie sich selbst mit forscher Stimme sagen: »Bleib.«
    Beiden war klar, dass sie ihn nicht um ein paar Minuten oder Stunden bat. Sie wollte die ganze Nacht.
    »Du weißt, dass ich das nicht kann«, lautete die leise Antwort.
    »Du wirst mir nichts tun. Ich habe keine Angst vor deinen Albträumen.« Lottie setzte sich im Bett auf und starrte unverwandt in sein Gesicht, das nicht die leiseste Regung zeigte. Da sprudelten ihr mit zitternder Stimme verwegene Worte über die Lippen, ohne dass sie etwas
    dagegen tun konnte. »Ich möchte, dass du bei mir bleibst. Ich möchte dir nahe sein. Sag mir, was ich tun oder sagen muss, damit es geschieht. Bitte, sag es mir, denn obwohl ich mich dagegen wehre, will ich mehr von dir, als du zu geben bereit bist.«
    »Du weißt nicht, worum du mich da bittest.«
    »Ich verspreche dir, dass ich niemals ...«
    »Ich will keine Beteuerungen oder Versprechen«, erwiderte er barsch. »Ich sage nur, wie es ist. Es gibt einen Teil von mir, den du besser nie kennen lernst.«
    »In der Vergangenheit hast du mich gebeten, dir zu vertrauen, und nun bitte ich dich im Gegenzug um dein Vertrauen. Erzähl mir, was passiert ist, dass du unter derartigen Albträumen leidest. Sag mir, was dich verfolgt.«
    »Nein, Lottie.« Doch anstatt zu gehen, blieb Nick wie angewurzelt im Zimmer stehen, als weigerten sich seine Beine, den Befehlen seines Gehirns Folge zu leisten.
    Auf einmal verstand sie, dass er sich verzweifelt danach sehnte, sich ihr anzuvertrauen, dass er aber gleichzeitig glaubte, sie würde ihn zurückweisen, sobald er es täte. Der Schweiß stand ihm mit einem Mal im Gesicht, und, seine Haut glänzte wie nasse Bronze. Ein paar schwarze Haarsträhnen klebten an seiner feuchten Stirn. Ihr Verlangen, ihn zu berühren, war schier unerträglich, doch irgendwie gelang es ihr, zu bleiben, wo sie war.
    »Ich werde mich nicht von dir abwenden«, sagte sie mit fester Stimme. »Ganz egal, was es sein mag. Es passierte auf dem Gefangenenschiff, nicht wahr? Es hat mit dem echten Nick Gentry zu tun. Hast du ihn umgebracht, um seine Stelle einnehmen zu können? Ist es das, was dich so quält?«
    Als Nick bei ihren Worten zusammenzuckte, wusste sie, dass sie nicht weit von der Wahrheit entfernt lag. Er
    schüttelte den Kopf und schien krampfhaft nach einer Rückzugsmöglichkeit zu suchen, doch als er keinen Erfolg hatte, sah er sie mit einem Blick an, der halb vorwurfsvoll, halb verzweifelt war. »So war es nicht.«
    Lottie weigerte sich, den Blick von

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