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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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misshandelt.«
    Lottie musste schallend lachen. »Du musst zugeben, dass du dich damals nicht gerade von deiner charmantesten Seite gezeigt hast.«
    Nick griff nach ihrer Hand, als sie versuchte, ihm die Krawatte zu lockern. »Ich wollte dich zu sehr, um meine Zeit mit Charme zu verschwenden.« Sein Daumen streichelte über ihre glatten Fingernägel.
    »Du hast angedeutet, dass ich durch jede andere Frau ersetzbar wäre«, schalt sie ihn.
    »In der Vergangenheit habe ich gelernt, dass der sicherste Weg, an etwas zu gelangen, der war, so zu tun, als wollte ich es gar nicht.«
    Verwirrt schüttelte Lottie den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn.«
    Lächelnd ließ Nick ihre Hand los und spielte mit dem Spitzenbesatz ihres tiefen Ausschnitts. »Es hat funktioniert«, stellte er fest.
    Als sein Gesicht dem ihren so nah war und seine lebhaften, blauen Augen sie forschend betrachteten, spürte Lottie, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. »An jenem Abend warst du sehr ungezogen.«
    Seine Fingerspitze glitt neckend in das flache Tal zwischen ihren Brüsten. »Nicht halb so ungezogen, wie ich sein wollte ...«
    Da hallte ein lautes Klopfen an der Eingangstür durch die Eingangshalle bis in den Salon. Nick zog seine Hand zurück und lauschte, wie Mrs. Trench die Tür öffnete, um zu sagen, dass weder Lord Sydney noch seine Gattin Besucher empfangen.
    Verärgert runzelte Nick die Stirn. »Zu viel ist zu viel. Ich will aus London weg.«
    »Wen sollen wir besuchen? Lord Westcliff würde sich sehr ...«
    »Nein.«
    »Also gut«, fuhr Lottie gelassen fort. »Die Cannons halten sich zurzeit auf Silverhill auf ...«
    »Um Himmels willen, ich verbringe doch nicht zwei Wochen unter demselben Dach wie mein Schwager!«
    »Wir könnten nach Worcestershire fahren«, schlug Lottie vor. »Sophia meinte, die Renovierungsarbeiten seien so gut wie erledigt, und sie hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass du dir das Resultat ihrer Anstrengungen anschauen sollst.«
    Auf der Stelle schüttelte er den Kopf. »Ich habe nicht das geringste Verlangen, den verwünschten Familiensitz zu besuchen.«
    »Deine Schwester hat sich große Mühe gegeben, und du möchtest doch mit Sicherheit nicht ihre Gefühle verletzen, oder?«
    »Niemand hat sie darum gebeten, all das zu tun. Es war Sophias Idee, und der Teufel soll mich holen, wenn ich sie dafür mit Dankbarkeit überschütte.«
    »Ich habe mir sagen lassen, dass Worcestershire sehr schön sein soll.« Lottie ließ in ihrer Stimme eine Nuance Wehmut mitschwingen. »Die Luft dort wäre so viel besser - London im Sommer ist einfach schrecklich. Und eines Tages möchte ich den Ort sehen, an dem du geboren wurdest. Wenn du nicht jetzt gehen möchtest, verstehe ich das natürlich, aber ...«
    Nick schwieg, während seine Augen sich zu schmalen Schlitzen verengten. Lottie erahnte den Kampf in seinem Innern zwischen dem Verlangen, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, und dem starken Widerwillen, an den Ort zurückzukehren, den er vor all den Jahren verlassen hatte. Es würde nicht leicht für ihn sein, sich seinen schmerzvollen Erinnerungen an den Tod seiner Eltern zu stellen.
    Lottie senkte den Blick, bevor er das Mitgefühl darin lesen konnte, das er mit Sicherheit falsch deuten würde. »Ich werde Sophia schreiben, das wir ein anderes Mal auf ihre Einladung zurückkommen werden. Sie wird es schon verstehen ...»
    »Wir fahren.«
    Lottie blickte überrascht zu ihm auf. Er sah angespannt aus und wirkte, als trage er eine unsichtbare Rüstung. »Es muss nicht sein«, sagte sie. »Wir können woandershin fahren, wenn du möchtest.«
    Mit einem schiefen Grinsen schüttelte er den Kopf. »Zuerst willst du nach Worcestershire, dann auf einmal nicht mehr. Zum Teufel, da werde mal einer aus den Frauen schlau.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach sie ihm. »Ich möchte bloß nicht, dass du fährst und dann während des gesamten Aufenthalts ärgerlich auf mich bist.«
    »Ich bin nicht ärgerlich. Überhaupt werden Männer nicht ärgerlich.«
    »Was dann? Erzürnt? Verdrossen? Böse?« Sie schenkte ihm ein liebevolles Lächeln und wünschte sich insgeheim, ihn vor seinen Albträumen und Erinnerungen und den Dämonen in seinem Innern beschützen zu können. Nick setzte zu einer Antwort an, doch als er sie betrachtete, schien er zu vergessen, was er hatte sagen wollen. Auf einmal zog er die halb nach ihr ausgestreckte Hand zurück, stand vom Sofa auf und verließ Hals über Kopf den Salon.
    Die lange Fahrt nach Worcestershire

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