Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas

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weiß, wie Ihr Euch bewegt.«
    Sie erwiderte nichts, als eine Mischung aus Freude und Unsicherheit Besitz von ihr ergriff. In seiner Aussage schwang ein Kompliment mit, doch er war ein Fremder ... er kannte sie nicht lange oder gut genug, um etwas derart Hintergründiges wie ihren Gang wahrzunehmen.
    »Habt Ihr das Maifest genossen?«, erkundigte sie sich, während sie das Kopftuch wieder befestigte.
    »Ich habe es genossen, Euch zuzusehen.«
    Sie warf ihm einen gespielt bedrohlichen Blick zu. »Habt Ihr etwa vor, jemanden davon zu erzählen, dass Ihr mich hier gesehen habt?«
    Lord Sydney kam näher und beugte sich zu ihr herab, als habe er ihr etwas höchst Vertrauliches mitzuteilen. »Nicht einmal, wenn mein Leben auf dem Spiel stünde.«
    Lächelnd ahmte Lottie seine Haltung nach, indem sie sich ebenfalls mit der Schulter gegen den Baumstamm lehnte. »Begebt Ihr Euch nun auch auf die Maijagd wie die anderen jungen Männer?«
    »Das kommt darauf an.« Ein kokettes Glitzern trat in seine Augen. »Werdet Ihr in der Hoffnung durch den Wald laufen, dass Euch jemand fängt?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Dann erlaubt mir, Euch nach Hause zu begleiten. Wir wollen schließlich nicht, dass Euch ein Dorfbursche auflauert, der sich in Leidenschaft nach Euch verzehrt.«
    »Ach, ich bin viel zu schnell, als dass mich einer der Männer erwischen würde«, erklärte Lottie selbstbewusst. »Ich kenne diesen Wald sehr gut und bin klein genug, um ungehindert zwischen den Bäumen hindurchzuschlüpfen. Mich könnte keiner fangen.«
    »Ich schon.«
    »Groß wie Ihr seid? Das möchte ich aber bezweifeln. Hier im Wald mit dem ganzen Untergehölz wärt Ihr so laut wie ein wild gewordener Elefant.«
    Seine Anerkennung der unverschämten Herausforderung, die in ihren Worten lag, war beinahe greifbar, als sich sein Körper leicht anspannte. »Ihr wärt überrascht ...«, setzte er an, wurde dann jedoch von einer kreischenden Frauenstimme links von ihnen abgelenkt, die bezeugte, dass soeben ein Dorfmädchen von einem liebestollen, jungen Mann »gefangen« worden war. Es folgte eine kurze Stille, bevor lustvolles Stöhnen durch die Bäume drang.
    Als Sydney sich Lottie wieder zuwendete, war sie verschwunden.
    Innerlich lachend schlüpfte sie wie ein Geist durch den Wald, wobei sie den Rock bis zu den Knien hob, um nicht am Boden an Ästen oder Wurzeln hängen zu bleiben. Ohne die geringsten Schwierigkeiten glitt sie durch das Gewirr aus Baumstämmen und biegsamen Schösslingen, bis schließlich alles um sie her still war und es keinerlei Anzeichen dafür gab, dass sie verfolgt wurde. Lottie hielt an, um Atem zu schöpfen und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Sie konnte nicht die geringste Bewegung hinter sich ausmachen und die einzigen Geräusche, die an ihr Ohr drangen, rührten von dem Lärm der Maifeierlichkeiten in der Ferne.
    Entweder hatte Lord Sydney sich dazu entschlossen, sie nicht zu verfolgen, oder er hatte sie aus den Augen verloren. Ein triumphierendes Lächeln umspielte ihre Lippen: Sie hatte Recht behalten. Da wandte sie sich wieder um und setzte ihren Weg nach Stony Cross Park fort — und schrie entsetzt auf, als sie gegen einen harten Männerkörper stieß.
    Zwei muskulöse, überaus kräftige Arme hielten sie fest und drückten sie gegen eine breite Brust. Es war Lord Sydney, dessen tiefes Lachen sie am Ohr kitzelte. Verblüfft lehnte sie sich an ihn, da sie in diesem Moment eine Stütze brauchte, bis sie ihr Gleichgewicht wiederfand.
    »Wie habt Ihr es geschafft, vor mich zu gelangen?«, fragte sie atemlos.
    »Schnelligkeit.« Sanft versuchten seine Finger ihr Kopftuch zu richten, doch es glitt von ihren weichen, glatten Haaren und entblößte den fein säuberlich geflochtenen Knoten in ihrem Nacken. Er ließ das Tuch zu Boden fallen, in seiner Stimme schwang ein Lächeln mit. »Mir entkommt Ihr nicht, merkt Euch das.«
    Die neckenden Worte klangen beinahe wie eine Warnung.
    Lottie stand im Schutz seines starken Körpers und nahm seinen warmen, herb-männlichen Geruch in sich auf. Wie kam es, dass sie sich allein in der Dunkelheit mit ihm wiederfand? An Zufall glaubte sie nicht. Es konnte nur das Ergebnis der unbarmherzigen Anziehungskraft sein, die er auf sie ausübte ... wobei sie genau dieselbe Wirkung auf ihn zu haben schien. Da sie beide schwiegen, wurde Lottie eines Pärchens in ihrer Nähe gewahr, deren ineinander verschlungene Körper durch die Bäume kaum sichtbar waren. Die gedämpften Geräusche