Im Zauber der Gefuehle
übernehmen.«
»Ihr könnt es Euch nicht leisten, Eure Versprechen einzulösen«, sagte Mrs. Howard. »Und selbst wenn Ihres könntet, bliebe es bei meinem Nein. Nun möchte ich Euch bitten, das Haus zu verlassen, Mr. Gentry, da ich nicht weiter über die Angelegenheit zu sprechen wünsche.«
Als Nick sie forschend musterte, sah er Verzweiflung in ihren Zügen ... Unbehagen ... und Schuldgefühle. Sein Instinkt warnte ihn, dass sie etwas zu verbergen hatte. »Ich werde Euch wieder einen Besuch abstatten«, sagte er freundlich, »wenn Mr. Howard zu Hause ist.«
»Seine Antwort wird nicht anders ausfallen.«
Nick tat so, als habe er die Zurückweisung nicht vernommen. »Guten Tag, Mrs. Howard. Wir verlassen Euch mit den besten Wünschen für Eure Gesundheit und Euer Wohlergehen.«
Lottie klammerte sich an Nicks Jackettärmel, während sie darum rang, Herrin ihrer Gefühle zu werden. »Auf Wiedersehen, Mama«, sagte sie mit heiserer Stimme und ging an seiner Seite hinaus.
Nick half ihr in die Kutsche und blickte noch einmal zurück auf den verlassenen Vorgarten. Alle Fenster des Hauses waren leer, bis auf eines im oberen Stockwerk, an dem Ellies rundliches Gesicht erschien. Traurig winkte sie ihnen hinterher und stützte das Kinn in die Hände, als sich die Türen der Kutsche schlossen.
Das Gefährt rollte mit einem Ruck an, bis die Pferde ihren Laufrhythmus gefunden hatten. Mit geschlossenen Augen und zitterndem Kinn lehnte Lottie sich zurück in die samtenen Polster. Zwischen ihren dichten, goldenen Wimpern funkelten unvergossene Tränen. »Ich dumme Gans hatte doch tatsächlich auf eine herzlichere Begrüßung gehofft«, sagte sie in dem Versuch, ironisch zu klingen, was ihr jedoch misslang, als ihr ein Schluchzen über die Lippen kam.
Nick saß entmutigt und hilflos neben ihr, jede Faser seines Körpers zum Zerreißen gespannt. Der Anblick seiner Frau, die den Tränen nahe war, versetzte ihn in Panik. Zu seiner Erleichterung gelang es ihr jedoch, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen, und sie drückte sich die behandschuhten Fäuste an die Augen.
»Sie können es sich nicht leisten, mein Angebot auszuschlagen«, meinte Nick, »es sei denn, sie erhalten immer noch Geld von Radnor.«
Verwirrt schüttelte Lottie den Kopf. »Aber es ergibt keinen Sinn, dass er meine Familie weiterhin unterstützt, obwohl ich verheiratet bin.«
»Verfügen sie über irgendein anderes Einkommen?«
»Mir fällt keines ein. Vielleicht ist mein Onkel in der
Lage, ihnen ein bisschen unter die Arme zu greifen, aber ewig wird das auch nicht reichen.«
»Hm.« Nick lehnte sich in die Ecke seines Sitzes und ließ sich mehrere Möglichkeiten durch den Kopf gehen, wobei er unverwandt die draußen vor dem Fenster vorbeihuschende Landschaft anstarrte.
»Nick ... hast du Lord Radnor tatsächlich gesagt, dass du ihm meine Internatsgebühren für all die Jahre zurückerstatten würdest?«
»Ja.«
Seltsamerweise fragte Lottie nicht nach dem Grund, sondern war mit einem Mal damit beschäftigt, ihren Rock glatt zu streichen und die Ärmel bis zu den Handgelenken hinabzuziehen. Dann zog sie sich die Handschuhe aus und legte sie gefaltet auf den Sitz. Nick beobachtete sie durch halb geschlossene Lider. Als sie nichts mehr fand, das sie ordnen oder glätten konnte, zwang sie sich dazu, ihn anzusehen. »Und nun?«, wollte sie wissen, als bereite sie sich auf die nächsten Schwierigkeiten vor.
Als Nick die Frage überdachte, zog sich sein Herz zusammen, da er die wilde Entschlossenheit in ihrer Miene sah. Sie hatte die letzten Tage mit einem Gleichmut überstanden, die außergewöhnlich war für ein Mädchen ihres Alters. Jede andere junge Frau wäre ohne Zweitel längst weinend zusammengebrochen. Er wollte den angespannten Blick aus ihren Augen bannen und sie nur noch glücklich und unbeschwert sehen.
»Nun, Mrs. Gentry«, sagte er und rückte näher an sie heran, »schlage ich vor, dass wir uns die nächsten paar Tage ein bisschen amüsieren.«
»Amüsieren«, wiederholte sie, als sei ihr das Wort fremd. »Verzeih, aber zurzeit steht mir nicht der Sinn danach, mich zu amüsieren.«
Nick legte ihr lachend die Hand aut den Oberschenkel, der sich durch den Stoff ihres Kleides abzeichnete. »Du befindest dich in der aufregendsten Stadt der ganzen Welt, in der Gesellschaft eines virilen, jungen Gatten und seines unrechtmäßig erworbenen Vermögens.« Er küsste ihr Ohr, was ihr einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. »Glaub mir,
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