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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Er konnte ihr Blut mit einem einzigen Blick in Wallung versetzen, mittels einer leichten Berührung oder eines Wortes, das er ihr kaum hörbar ins Ohr flüsterte. Lottie hatte den Eindruck, als vergingen ganze Tage in einem Nebel aus sexuellem Begehren, und sie war sich bei allem, was sie taten, seiner körperlichen Nähe bewusst.
    Nachdem die Bücherkisten angekommen waren, die Lottie bestellt hatte, las sie Nick jeden Abend vor, während sie im Bett saß und er neben ihr lag. Manchmal zog Nick ihre Beine in seinen Schoß, während er ihr lauschte, und massierte ihr die Füße, indem er den Daumen sanft ihren Rist entlanggleiten ließ und mit ihren Zehen spielte. Immer, wenn Lottie beim Lesen eine Pause einlegte, stellte sie fest, dass er sie unverwandt anblickte. Er schien nie müde zu werden, sie anzustarren ... als versuche er, ein Geheimnis zu ergründen, das in ihren Augen verborgen lag.
    Eines Abends brachte er ihr das Kartenspiel bei und nahm sich immer, wenn sie verlor, im Gegenzug sexuelle Freiheiten heraus. Sie endeten beide auf dem Teppichboden, in einem Wirrwarr aus Armen, Beinen und Kleidungsstücken, wobei Lottie ihn atemlos des Falschspiels bezichtigte. Als Antwort erntete sie nur ein Grinsen und er schob den Kopf zwischen ihre Röcke, bis das Thema gänzlich in Vergessenheit geraten war.
    Nick war ein aufregender Gefährte — ein faszinierender Geschichtenerzähler, ein begnadeter Tänzer und ein erfahrener Liebhaber. Er benahm sich manchmal verspielt, jedoch niemals jungenhaft und verlor auch nie den reifen, abgehärteten Blick, der besagte, dass er mehr getan und gesehen hatte, als sich normalerweise in einem Menschenalter unterbringen ließ. Er begleitete Lottie mit einem Enthusiasmus durch London, der den ihren bei weitem übertraf, außerdem schien er jeden zu kennen und von jedem gekannt zu werden. Mehr als einmal, bei einem Tanzfest, einer privaten Feier oder sogar, wenn sie nur durch den Park spazierten, fiel Lottie auf, wie viel Aufmerksamkeit er erregte. Nick wurde als Held oder als Teufel beurteilt, je nach Blickwinkel des Betrachters, doch in jedem Fall wollte man mit ihm gesehen werden. Unzählige Männer kamen, um ihm die Hand zu schütteln und seine Meinung zu den verschiedensten Dingen in Erfahrung zu bringen. Frauen hingegen erschauderten kichernd und machten ihm schamlos schöne Augen, selbst in Lotties Gegenwart. Lottie beobachtete diese Annäherungsversuche mit überraschter Verärgerung und musste feststellen, dass sie sich ganz wie eine eifersüchtige Ehefrau vorkam.
    Auf die Einladung von Freunden hin, besuchten Nick und Lottie eines Abends eine Theateraufführung in der Drury Lane, in der eine Seeschlacht mithilfe dramatischer Effekte so täuschend echt nachgespielt wurde, dass Lottie sich zeitweise die Hände über die Ohren hielt und das Gesicht an Nicks Brust barg, obwohl er sie lachend aufforderte, der Handlung zu folgen.
    Als sie ihre Loge während der ersten Pause verließen, ängstigte Lottie sich noch immer. Der Saal im Erdgeschoss füllte sich mit Theaterbesuchern, die Erfrischungen kauften und sich aufgeregt über die effektvollen Schiffsszenen auf der Bühne unterhielten. Da die Luft in dem überfüllten Raum bald stickig wurde, ließ Nick Lottie in der Gesellschaft von Freunden zurück, um ihr ein Glas Limonade zu holen. Lottie zwang sich zu einem Lächeln, als sie geistesabwesend der Unterhaltung lauschte, und hoffte inständig, ihr Mann möge bald wieder zurückkehren. Wie schnell sie sich an Nicks beruhigende Gegenwart gewöhnt hatte, dachte sie.
    Es war ironisch: So viele Jahre hatte man ihr erklärt, sie gehöre Lord Radnor, und sie hatte sich immer dagegen gesträubt. Und nun fühlte es sich völlig natürlich an, zu einem Mann zu gehören, der ihr im Grunde fremd war. Sie erinnerte sich an Lord Westcliffs Warnung bezüglich Nick Gentry. Alan kann ihm nicht trauen, hatte Westcliff ihr gesagt, doch der Graf hatte Unrecht behalten. Trotz Nicks dunkler Vergangenheit behandelte er sie liebevoll und fürsorglich und hatte sich ihr Vertrauen in jeglicher Hinsicht verdient.
    Als Lottie den Blick durch die Menschenmenge schweifen ließ, um nach ihrem Gatten Ausschau zu halten, wurde ihre Aufmerksamkeit von einer Gestalt auf sich gezogen, die einige Meter von ihr entfernt stand.
    Radnor, schoss es ihr durch den Kopf, während ihr ein eiskalter Schauder über den Rücken rieselte. Sämtliche Muskeln waren mit einem Mal blockiert ... sie war in derselben Angst

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