Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
dass sich die Einsamkeit, die sie ihr ganzes Leben gespürt hatte, an seiner Seite in ein wohliges Gefühl des Trostes verwandelte. Ein Zuhause ... ein Ehemann ... Dinge, die sie sich nie zu erhoffen gewagt hatte. Gewiss konnte diese Illusion nicht von Dauer sein —eines Tages, würde man sie ihr auf irgendeine Weise entreißen. Doch bis dahin würde sie jeden einzelnen Augenblick genießen.
    »Ja«, sagte sie mit gedämpfter Stimme an seinem Jackett. »Lass uns nach Hause fahren.«
    Als Lottie allmählich aus tiefem Schlaf erwachte, hörte sie seltsame Geräusche im Haus. Sie hielt die Laute für ein Überbleibsel aus ihren Träumen und setzte sich blinzelnd im Bett auf. Es war mitten in der Nacht und im Schlafzimmer war es stockdunkel. Da war es wieder ... ein Knurren, ein zusammenhangloser Satz ... als sei jemand dabei, sich zu streiten. Lottie entsann sich, dass Nick gelegentlich von Albträumen heimgesucht wurde, und sprang aus dem Bett. Behutsam zündete sie eine Lampe an, setzte das Glas wieder darauf und nahm sie mit auf den Korridor.
    Schatten flohen vor ihr, als sie sich dem Gästezimmer näherte, in dem Nick schlief. Sie klopfte zögerlich an der geschlossenen Tür, erhielt jedoch keine Antwort. Kurz darauf drang ein heftiges Rascheln aus dem Gemach. Lottie drehte am Türknauf und betrat das Zimmer.
    »Nick?«
    Er lag bäuchlings auf dem Bett ausgestreckt, die Decke hatte sich um seine Hüften gewickelt. Sein Atem ging schnell, die Hände waren zu Fäusten geballt, während er unzusammenhängende Worte murmelte und ihm der Schweiß über das dunkle Gesicht rann. Gebannt und voller Sorge starrte sie ihn an und fragte sich, welche geheimen Ungeheuer diesen großen Mann dazu bringen mochten, derart heftig zu zucken, wobei dem zwanghaften Verhalten unterdrückte Wut, Angst oder beides zugrunde liegen mochte. Sie stellte die Lampe auf dem Nachttisch ab und trat näher ans Bett.
    »Nick, wach auf! Es ist nur ein Traum.« Sie streckte die Hand aus und berührte ihn an der muskulösen Schulter. »Nick ...«
    Auf einmal packte er sie mit aller Gewalt, und sie schrie überrascht auf, als er sie auf das Bett warf. Einen Augenblick später saß Nick mit gespreizten Schenkeln auf ihr. Lotties Blick folgte dem mörderischen Knurren, und sie sah in sein im Schatten liegendes Gesicht, das wie eine brutale Maske wirkte. Da bemerkte sie die zur Faust geballte Hand, die hoch erhoben über ihr schwebte.
    »Nein!«, stieß sie keuchend hervor und hielt sich schützend die Arme vors Gesicht.
    Der Schlag kam nie. Stattdessen trat Stille ein. Zitternd senkte Lottie die Arme und beobachtete, wie sich Nicks Miene veränderte, die albtraumhafte Maske von ihm abfiel und Verstand und Bewusstsein wieder Besitz von ihm ergriffen. Er ließ die Faust sinken und starrte Lottie verständnislos an. Dann schweifte sein Blick über ihre schlanke Form, und der ohnmächtige Zorn und die nackte Angst in seinen Augen ließen sie zusammenzucken.
    »Ich hätte dich umbringen können«, stieß er wütend hervor, wobei seine weißen Zähne wie die eines gefährlichen Raubtieres blitzten. »Was machst du hier? Fass mich gefälligst nie an, wenn ich schlafe, verdammt noch mal!«
    »Ich wusste nicht, ich ... wovon um Himmels willen hast du geträumt?«
    Geschmeidig rollte er sich von ihr und stand keuchend auf. »Ach, von nichts. Überhaupt nichts.«
    »Ich dachte, du bräuchtest etwas ...«
    »Alles, was ich brauche, ist, dass du dich verflucht noch mal von mir fern hältst«, fuhr er sie an. Er griff nach seinen abgelegten Kleidern auf dem Stuhl und zog sich seine Hose über.
    Lottie fühlte sich, als hätte man ihr eine Ohrfeige versetzt. Sie hasste es, dass seine Worte die Macht hatten, sie zu verletzen. Vor allem aber sorgte sie sich um ihn und wünschte sich, er müsste nicht derartige Seelenpein erleiden, ohne sich jemandem anvertrauen zu können.
    »Geh jetzt«, sagte er und zog sich Hemd und Jackett an, ohne sich mit der Weste oder Krawatte aufzuhalten.
    »Gehst du aus?«, fragte Lottie. »Das ist nicht nötig, ich werde wieder zurück ins Bett gehen und ...«
    »Ja, ich gehe aus.«
    »Wohin gehst du?«
    »Weiß ich nicht.« Er sah sie kalt an, während er sich Strümpfe und Schuhe anzog. »Und frag nicht, wann ich zurückkomme, denn das weiß ich genauso wenig.«
    »Aber warum?« Lottie trat zögernd auf ihn zu. »Nick, bitte bleib und erzähl mir ...«
    Er warf ihr einen drohenden Blick zu, wobei in seinen Augen die grausame Wildheit eines

Weitere Kostenlose Bücher