Im Zauber des Highlanders
sie das auch.
Du wirst romantisch, Keltar. Als Nächstes bildest du dir noch ein, sie wäre deine wahre Seelengefährtin.
Die Keltar-Legende erzählte, dass jedem Druiden des Clans eine Seelengefährtin, eine Frau, die im Geiste, im Herzen und auch körperlich hundertprozentig zu ihm passte, bestimmt sei und unendliche Leidenschaft in ihm entfache. Wenn der Keltar dann die heiligen Druiden-Eide mit seiner wahren Liebe austauschte, waren ihre Seelen bis in alle Ewigkeiten miteinander verbunden - in diesem Leben und darüber hinaus. Die Eide waren unauflösbar. Es hieß, dass sich ein Keltar, der sie aussprach, ohne sie von seiner Auserwählten zu empfangen, für immer unvollkommen fühlen, einen Teil seines Herzen schmerzlich vermissen und sich nach der Liebe dieser Frau, die er nicht haben konnte, verzehren würde - in einem späteren Leben, im Himmel, in der Hölle oder in einem Unseelie-Gefängnis. Sollte der Tod seinen Tribut verlangen ... so lauteten die legendären Schwüre, werde ich ihm mein Leben für deines bieten ...
Er schnaubte verächtlich. Er hatte kein Leben, das er geben konnte. Auch von seiner Seele war nicht mehr viel übrig. Genauso wenig wie von seiner Ehre, von der in den Eiden ebenfalls die Rede war.
»Was ist?«, fragte sie, weil sie wissen wollte, worüber er sich mokierte.
Er sah sie an. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und betrachtete ihn misstrauisch. Ihre kurzen, dunklen Locken glänzten in dem gleißenden Licht, ihre Haut schimmerte golden - das Mädchen schien sich gern im Freien aufzuhalten -, und der Ausdruck in ihren Augen übermittelte Neugier, Verärgerung, Sorge und Entschlossenheit zugleich.
Allein dieser Blick raubte ihm den Atem. Und er gehörte nicht zu den Männern, die sich leicht betören ließen. Ihn beeindruckte mehr als nur die Art, wie sie ihn ansah - es waren die inneren Werte, die hinter dieser Schönheit verborgen waren.
Jessica St. James war eine wunderbare Frau; genau nach so einer Frau sehnte er sich seit langen Jahren. Klug, gebildet, mutig und frech, mit einem eigenständigen Willen. Im neunten Jahrhundert hätte er mit Freuden einen Temperamentsausbruch von einer Frau willkommen geheißen, selbst wenn er unbegründet gewesen wäre; er hätte jeden Beweis für Rückgrat geschätzt, aber als Laird des Schlosses und Erbe des Druiden-Wissens hatte er von den Mädchen Gehorsam, Unterwürfigkeit und Ehrfurcht bekommen. Sehr wohl, Mylord. Wie Ihr wünscht, Mylord. Wie kann ich Euch dienen, Mylord? Ist der Wein nach Eurem Geschmack, Mylord? Kann ich Euch noch etwas bringen, Mylord? Und das war schlimmer geworden, je älter, mächtiger und furchteinflößender er wurde - als Mann, als Zauberer und als Krieger.
Er hatte sich immer mehr zu reiferen Frauen hingezogen gefühlt. Zu solchen wie dieser. Er schätzte, dass sie ein gutes Vierteljahrhundert hinter sich hatte. In seiner Zeit hätte sie schon drei oder vier Kinder zur Welt gebracht und ein paar Ehemänner verloren. Er bevorzugte Frauen, die einiges erlebt hatten und durch
Erfahrungen ernsthafter und interessanter geworden waren. Er vergnügte sich gern beim Liebesspiel - nein, er war wahrlich kein Kostverächter! -, aber genauso sehr schätzte er eine interessante Unterhaltung.
Diese Frau war sicher interessant. Zudem immun gegen die Stimme. Lebhaft und sexy, und wenn sie so zu ihm aufsah, hatte sie einen bezaubernden Glanz auf der vollen Unterlippe.
Er beugte den Kopf und kostete sie.
Ihr Mund war weich, seidig, einfach köstlich. Er biss sanft in ihre Unterlippe, dann strich er mit dem Mund ganz leicht über ihren und genoss es. Er vertiefte den Kuss nicht - er würde später noch Zeit für heiße, leidenschaftliche Küsse haben. Vorerst gab er sich mit einem rein hedonistischen, trägen Vorgeschmack auf mehr zufrieden. Mit sanften, langsamen Bewegungen machte er sie gefügig. Sobald er spürte, dass sie nachgab und sich an ihn schmiegte, saugte er an ihrer Unterlippe und zog sich zurück.
Sie schaute ihn bestürzt an, forschte in seinem Gesicht; ihre Lippen waren geöffnet und die untere leicht vorgeschoben.
Sein Mund kribbelte, und er fragte sich, ob sie auch dieses Gefühl hatte. Was sie dachte, was sie empfand.
Er schärfte seine Sinne, dehnte sie aus und versuchte, ihr auf den Zahn zu fühlen, obwohl er im tiefsten Inneren ahnte, dass auch das bei ihr nicht funktionieren würde. Da die Stimme keine Wirkung auf sie ausübte, bezweifelte er, dass er mit dem In-die-Tiefe-Lauschen Erfolg
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