Im Zauber des Highlanders
durch die Tür. »Ich brauche keinen Sicherheitsdienst. Mit dir werd ich ganz allein fertig, du freches kleines Flittchen!« Scharfe orangefarbene Klauen krallten sich in Jessis Rucksack und rissen sie zurück. »Du kommst nicht in den Lagerraum!«
Jessi sah sich auf dem Korridor um. Er war in etwa hundert Meter lang mit Fluren und Türen rechts und links. Am Ende des Korridors bemerkte sie eine hohe Doppeltür aus Stahl - die sah aus, als würde sie in ein Lager führen. Neben dieser Tür standen Gepäckwagen und ein kleiner Gabelstapler.
Dahinter musste der Spiegel sein - hinter dieser großen Doppeltür.
Sie musste dorthin.
Und die bösartige, verkniffene Person, die den Rucksack festhielt, war alles, was sie von ihrem Ziel und ihrem Überleben trennte.
Ihr Leben hing von dieser Kiste ab.
Sie riss den Rucksack aus dem Griff ihrer Widersacherin. Und als er ihr vom Arm rutschte, fing sie ihn an den Riemen auf.
Dann wappnete sie sich innerlich, holte noch einmal tief Luft, um sich zu stärken. Das würde sie brauchen. Mit einem stummen Stoßgebet, bei dem sie um Erfolg der Operation flehte und darum bat, dass die Frau keine schlimmeren Verletzungen als ein blaues Auge davontragen würde, schwang sie herum und schleuderte den schweren Rucksack an den Kopf der Frau.
Zu ihrer Erleichterung - sie war nicht sicher, ob sie einen solchen Schlag zweimal hätte ausführen können - wurden die Augen der Frau glasig; sie schwankte und ging zu Boden.
Jessi sah sich hektisch um und entdeckte eine Tür mit dem Schild »Besenkammer« und schritt zur Tat. Sie packte die Füße der niedergestreckten Person, klemmte sie sich unter die Achselhöhlen und zog die Ohnmächtige eilends über den polierten Fliesenboden.
Es dauerte eine Weile, bis Jessi die Frau zwischen all die Besen, Schrubber und Putzmittel gezwängt hatte, aber letzten Endes gelang es ihr. Sie machte die Tür zu und begutachtete den Griff. Da war kein Schloss, das man absperren konnte. Das war nicht gut. Und es bedeutete, dass sie sich beeilen musste, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Widersacherin lange bewusstlos bleiben würde.
Mit wild klopfendem Herzen raste Jessi zu der Stahltür und näher zu Cian.
Lucan schlug mit der Faust gegen die mit Seidentapete verkleidete Wand seines Arbeitszimmers.
Noch einmal.
Und ein drittes Mal.
Blutstropfen wurden an den aufgeschürften Knöcheln sichtbar und verschwanden ebenso schnell wieder. Die Haut heilte sofort - nicht schimmernd und rosig, aber sie heilte.
Er drehte sich zu seinem Schreibtisch, warf einen Blick auf das lästige dunklere Rechteck an der Wand und knurrte ins Telefon. »Erzähl mir noch einmal, was sie gesagt haben. Wortwörtlich.«
»Sie erinnern sich nicht an Einzelheiten, Mr. Trevayne«, erwiderte Hans am anderen Ende der Leitung. »Sie haben lediglich einen großen, tätowierten Mann mit dunkeln Zöpfen gesehen, der einen großen, goldgerahmten Spiegel unter dem Arm trug. In seiner Begleitung war eine junge, attraktive Frau. Beide durchquerten am Freitagmorgen die Lobby des Sheraton Hotels. Falls die beiden dort übernachtet haben, müssen sie alle Einträge gelöscht haben. In einem der Hotelzimmer wurden frische Blutspuren auf dem Teppich, an den Vorhängen und auf den Möbeln gefunden, aber laut Unterlagen des Hotels waren seit einigen Tagen keine Gäste in diesem Zimmer. Und man hat keine Leiche gefunden.«
Dieser Hurensohn! Das Schlimmste war eingetroffen. Eve war mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit tot, und diese kleine St. James half dem Highlander. Die beiden hatten sich zusammengetan, um sich gegen ihn, Lucan, zur Wehr zu setzen.
Ihm blieben nur noch siebzehn Tage, um sie aufzuspüren.
»Hast du in Erfahrung gebracht, wohin sie vom Hotel aus gegangen sind?«
»Nein, Mr. Trevayne. Sir, wir können das nicht mit Gewissheit sagen. Wir arbeiten daran. Haben Sie vielleicht eine Vorstellung, Sir?«
Lucan Trevayne rieb sich das Kinn. Wohin könnte sich Cian MacKeltar jetzt, da er Unterstützung jenseits des Spiegels hatte, wenden? Das war der entscheidende Faktor. Die Regeln ihres kleinen Spiels hatten sich drastisch geändert. Nicht ein einziges Mal in tausend Jahren war Lucan in den Sinn gekommen, dass eine solche Abfolge von unglücklichen Ereignissen möglich wäre - dass etwas seine undurchdringlichen Sicherheitsvorkehrungen zerstören könnte und er ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt außer Landes sein würde; dass ein Dieb in sein Haus einbrechen und den Spiegel
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