Im Zauber des Mondes
am Abend vor seiner Hinrichtung einen Priester zu sehen.«
»Ihr werdet ihn sehen, Vater?«
»Werden sie Euch zu ihm lassen, was meint Ihr?«
»Sagt Seiner Lordschaft - sagt ihm - ah, sagt ihm, was Ihr für richtig haltet.« Mickeen, unfähig, seine Gefühle in Worte zu fassen, runzelte die Stirn und spuckte.
»Sie werden mich zu ihm lassen, habt keine Angst. Ich werde tun, was ich kann, um ihm den Weg in den Tod zu erleichtern, sollte es wirklich dazu kommen.« Ein in der letzten Zeit selten gewordenes Zwinkern erschien in Vater Patricks Augen. »Auch wenn es mich ein nettes Sümmchen gekostet hat, das zu arrangieren. Glücklicherweise sind die Engländer geldgierig.«
»Nun, wenn alle Vorbereitungen getroffen sind, was stehen wir dann noch hier herum?«
»Nicht so hastig, Cormac. Ich möchte erst noch dein Wort -euer aller Wort -, daß ihr nichts Übereiltes tun werdet. Eure Aufgabe beginnt morgen in der Dämmerung, nicht früher.«
»Ihr habt unser Wort, Vater.« Liam sprach für sie alle. Dann bewegte sich ihre kleine Gruppe auf den Ausgang des Tunnels zu, wo auch die Pferde standen, gefüttert und getränkt. Sie sattelten die Tiere schweigend. Mickeen sattelte auch Fharannain. Er würde reiterlos an ihrer Reise teilnehmen, Ausdruck ihrer gemeinsamen Hoffnung. Wenn alles gutging, würde Connor auf ihm sitzen, wenn sie morgen aus Dublin fliehen würden.
»Wenn ich darf, werde ich mit Euch reiten, Vater«, sagte Caitlyn, als er seinem wohlgenährten Tier den Sattel auflegte. Er sah sie an, Mitleid in den Augen. Dann nickte er.
»Aye, mein Kind, ich habe nichts dagegen. Ich werde mich über deine Begleitung sogar freuen.«
Caitlyn, in Männersachen gekleidet, schwang sich auf die hübsche Stute, die Cormac bei einem seiner Ausflüge in die Welt über ihnen für sie gestohlen hatte. Caitlyn hatte sie Meg genannt, und sie versuchte nicht daran zu denken, was passieren würde, sollte sie durch einen dummen Zufall Megs Besitzer begegnen. Cormac hatte ihr versichert, daß die Gefahr gering wäre, denn er hatte das Tier aus dem Stall eines Gasthofs in Crumcondra entwendet, das ein gutes Stück von hier entfernt war.
Mickeen rollte den großen Stein beiseite, der den Ausgang zwischen den Felsen versperrte. Dann waren sie auch schon draußen in dem eisigen Regen und zogen die Kapuzen enger um ihre Gesichter, als sie sich verabschiedeten. Sie würden sich kurz vor der Morgendämmerung Wiedersehen.
»Wenn Ihr nichts dagegen habt, werde ich auch mit Euch reiten, Vater«, sagte Cormac und zügelte Kildare neben Meg. »Ich möchte Caitlyn ungern aus den Augen lassen. Connor wäre ziemlich sauer, wenn wir mit ihm fliehen könnten und Caitlyn dabei wieder verlieren würden.«
Vater Patrick hatte keine Einwände, und die drei ritten schweigend nach Dublin. Auf der Straße war ziemlich viel Verkehr, alle wollten zu der Hinrichtung. Das ganze Land war in Aufruhr über das Schicksal des schwarzen Rebellen.
Sie waren einige Stunden unterwegs, und die Dunkelheit und gefrierender Regen machten den Boden gefährlich. Caitlyn ritt zwischen Vater Patrick, der vorausritt, und Cormac. Sie war so ungeduldig, anzukommen und die Sache hinter sich zu bringen, daß sie sich sehr zurückhalten mußte, um nicht auf Meg davonzugaloppieren. Aber sie mußte geduldig sein. Connor zuliebe. Seit Wochen hatten sie und die d'Arcys sich halb verrückt gemacht, um eine Möglichkeit zu Connors Rettung auszuklügeln. Vater Patrick war mit dem einzigen Plan zu ihnen gekommen, der überhaupt eine leise Chance bot, erfolgreich zu sein. Trotzdem konnte immer noch so vieles schiefgehen, und alles, was sie jetzt noch tun konnten, war zu beten. Und sie betete fieberhaft, sogar, als sie in Gedanken die letzten Wochen rekapitulierte.
Nachdem sie mit Sir Edward abgerechnet hatte, war sie sofort zu Connors Haus in der Curzon Street geflohen, nur um es verlassen zu finden. Sobald sie die Nachricht von Connors Verhaftung erhalten hatten, war Liam nach Oxford geritten, um Rory und Cormac zu holen. Sie waren sicher gewesen, daß man bald auch nach ihnen suchen würde, und hatten sich mit Mickeen in einem schäbigen Gasthof einquartiert, um auf Neuigkeiten über Connors weiteres Schicksal zu warten. Ihre
Befürchtungen waren begründet gewesen, denn selbst als er sie noch damit unter Druck gesetzt hatte, hatte Sir Edward schon die Beteiligung der Brüder an Connors Verbrechen hinausposaunt. Caitlyn war sich nicht sicher, ob er sie auch erwähnt hatte. Sie
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