Im Zauber des Mondes
öfter ohne guten Grund eine Mahlzeit aus? Kein Wunder, daß du so klein und mickrig bist! So wird aus dir nie ein Mann.«
»Ich bin Mann genug, um mit dir fertigzuwerden, Cormac d'Arcy!«
Rory pfiff durch die Zähne. »Das Äffchen spuckt aber große Töne, was, Bruder?«
»Ganz deiner Meinung, Bruder. Du glaubst also, daß du mich schlagen kannst, Äffchen?«
»Schneller, als ich spucken kann!« Sie spuckte auf den Boden, um ihre Worte zu untermalen. Sie war klein, aber sie war ausdauernd und hatte ein feuriges Temperament. Das hatte ihr in Dublin einen Ruf eingebracht, der ihr so manchen Kampf erspart hatte. Nur leider würde ihr das hier nichts nützen.
»Ach wirklich, so schnell?«
»Du kannst doch nicht mit dieser halben Portion kämpfen, Cormac. Conner wäre ziemlich sauer.« Rory wurde ernst.
»Das weiß ich. Aber ich kann dem kleinen Angeber mal tüchtig den Hintern versohlen.«
Caitlyn war so wütend, daß sie rot anlief. Ihr den Hintern versohlen!
Cormac und Rory sprangen gleichzeitig vom Treppenabsatz. Caitlyn verspürte Wut und Angst zugleich, als die beiden näher kamen. Sie waren zu zweit, größer als sie und auch schwerer. In Dublin hätte sie sich jetzt aus dem Staub gemacht. Aber wohin sollte sie hier flüchten, außerdem konnte sie jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Sie würden sonst für alle Zeit auf ihr rumhacken. Ihre einzige Chance war ein Überraschungsangriff.
Sie ging auf Cormac los, verpaßte ihm einen blitzschnellen Schlag auf die Nase und rammte dann ihren Kopf in seinen Magen. Er taumelte zurück, die Hand im Gesicht, und Blut begann zwischen seinen Fingern hervorzulaufen.
»Du kleines Miststück!« Als Cormac die Hand von der Nase nahm, sah er das Blut. Sein Grinsen war ihm vergangen; jetzt war er wütend. Caitlyn, die vor Wut schäumte, stand ihm leicht gebeugt gegenüber, die Fäuste geballt.
»Sei vorsichtig, kleiner Bruder, eine blutige Nase hast du schon! Wer weiß, was der Kleine dir noch alles antut!« Rory stand etwas abseits und lachte. Cormac kniff die Lippen zusammen. Was als Spaß begonnen hatte, war ernst geworden. Cormac war größer als sie und auch kräftiger, aber Caitlyn war so aufgebracht, daß sie alle Vorsicht über Bord warf. Wut übermannte sie, vertraut und beruhigend.
»Glaubst du immer noch, daß du mir den Hintern versohlen kannst, Cormac d'Arcy? Da muß schon ein anderer kommen als du und dein Bruder!«
»Das wird sich erst noch zeigen, du mieser kleiner Bettler!« Cormac stürmte auf sie zu, packte sie um die Hüfte und hob sie hoch. Sie kämpfte wild, als er sie umdrehte, und landete ein paar gut plazierte Schläge. Er grunzte und versuchte, so gut es ging, seine empfindlichsten Körperteile zu schützen. Als er sie gerade übers Knie legen wollte, gelang es ihr, ihm zwischen die Beine zu greifen, und sie drückte kräftig zu. Cormac schrie auf, und sie flog durch die Luft. Mit der Wucht einer Kanonenkugel landete sie auf dem Bauch. Sie bekam keine Luft mehr, und als Cormac ihren Mantel hochhob und ein paar kräftige Schläge auf ihrem Hinterteil plazierte, konnte sie ihn nicht einmal verfluchen. Als er sie auf den Rücken drehte, funkelte sie ihn an und holte zu einem Schlag aus. Cormac wollte dieses Mal kein Risiko eingehen und drückte sie mit den Handgelenken auf den Boden. Wenn Blicke töten könnten, wäre er auf der Stelle tot umgefallen. Seine Rache war gelungen, und Cormac grinste wieder.
»Was willst du denn mit dem Kleinen? Laß ihn aufstehen!« Rory kam zu ihnen herüber und sah auf sie hinunter. Caitlyn spuckte aus und versuchte Cormac abzuwerfen, aber er war zu schwer für sie. Steif vor Wut lag sie da und überschüttete die beiden mit Verwünschungen, die sogar den Teufel hätten erblassen lassen.
»Er ist noch ganz schön feucht. Meine Hose ist schon naß, nur weil ich auf ihm draufsitze.«
»Tja, er wollte sich ja nicht umziehen.«
»Meinst du, er ist schüchtern? Vielleicht hat er ja auch eine Mißbildung und will nicht, daß es jemand sieht?« Cormacs Augen glänzten übermütig. Rory grinste.
»Wir sollten nachsehen. Wir würden Connor einen Gefallen tun, wenn er nicht ganz normal ist und wir es herausfinden. Vielleicht hat er ja auch irgendwo das Zeichen des Teufels. Auf seinem Hintern zum Beispiel.«
»Das wäre möglich. Oder vielleicht holt er sich das Fieber, so naß wie er ist, und stirbt daran. Wir würden ihm auch einen Gefallen damit tun.«
»Ja, das glaube ich auch.« Sie nickten sich ernst zu.
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